Dagmar Hirt nennt es Energie-Industriegebiete, was mit dem Ausbau der Windkraft geplant ist. Die Sprecherin der Regionalgruppe Hegau/Bodensee in der Naturschutzinitiative, sieht diesen Ausbau kritisch. Die Umwandlung von Wäldern und noch naturnahen Lebensräumen ist für sie eine der größten Gefahren für die Biodiversität und damit für die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren – auch im Hegau.

Knapp 30 Teilnehmer sind dabei

Anlässlich des landesweiten Tages der Artenvielfalt hatten die Regionalgruppen Hegau/Bodensee und Schwarzwald/Baar gemeinsam zu einer naturkundlichen Exkursion der Naturschutzinitiative aufgerufen. Knapp 30 Teilnehmer folgten dem Aufruf. Laut Ankündigung sollte es zu den Schätzen der Artenvielfalt im Hegau gehen. Die Exkursion, die an der Postweghütte oberhalb von Watterdingen startete, führte über eine Wegstrecke von sechs Kilometern entlang des Alten Postweges tatsächlich zu Habitaten bedrohter Tierarten – wenn auch in deutlicher Entfernung.

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In zwei Gruppen machten sich die Teilnehmer auf den Weg. Neben Hirt betätigte sich Ekkehard Jeserich von der Regionalgruppe Baar als Naturführer. Beide Gruppen wurden durch verschiedene Biotope geführt, in denen vor allem Vögel des Offenlandes, wie Goldammer, Dorngrasmücke, Baumpieper und Feldlerche, beobachtet werden konnten.

Die am Kopf leuchtend gelb gefärbte Goldammer wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) zum „Vogel des Jahres 1999“ ...
Die am Kopf leuchtend gelb gefärbte Goldammer wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) zum „Vogel des Jahres 1999“ gekürt (undatiertes Archiv-Bild). | Bild: Glader

Zu den ornithologischen Höhepunkten zählte ein Trupp Kiebitze an einem Teich, welche die Teilnehmer durch ein mitgebrachtes Fernrohr in Augenschein nehmen konnten. Typisch für diese schönen Vögel sind ihr langer Schopf und ihr grünschillernder Rücken. Nach der Exkursion zeigten sich die Teilnehmer von der Artenvielfalt positiv überrascht und gingen dann zum gemütlichen Teil über – und kontroversen Themen.

Die beiden Sprecherinnen der Regionalgruppen Hegau/Bodensee und Schwarzwald/Baar der Naturschutzinitiative – Dagmar Hirt (rechts ...
Die beiden Sprecherinnen der Regionalgruppen Hegau/Bodensee und Schwarzwald/Baar der Naturschutzinitiative – Dagmar Hirt (rechts vorne) und Angelika Sitte (links vorne) – stärken sich nach der vogelkundlichen Exkursion an der Postweghütte oberhalb von Watterdingen zusammen mit anderen Teilnehmern. | Bild: Elmar Veeser

In den sich anschließenden Gesprächen ging es auch um die geplanten Windräder im Gewann Brand, deren Errichtung die Naturschutzinitiative vehement ablehnt. Hirt sprach sich dafür aus, Regionen bei der Standortsuche von Windkraftprojekten auszuschließen, die Dichtezentren seltener Großvogelarten seien, die durch Windräder gefährdet sind.

Artenschutz hat für sie immer Vorrang

Auf die Frage, welche alternativen Energieträger die Initiative zur Erreichung der Klimaziele befürworte, entgegnete Dagmar Hirt, dass ihnen der Naturschutz am Herzen liege und man keine energiepolitischen Empfehlungen gebe. Vorrang habe der Artenschutz. Immer wieder – auch in ihrem aktuellen Naturschutzmagazin von 2023 – gibt es mehrfach doppelseitige Bebilderungen mit Naturlandschaften, über deren Baumwipfeln die hineinprojizierten Windräder das Panorama dominieren.

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Differenzierter wird das Dilemma im BUND betrachtet: „In der realen Welt seien immer Abwägungen zwischen Natur- und Klimaschutz notwendig. Differenzierte Positionen seien im Einzelfall angebracht, um die Natur nicht zu stark zu belasten, aber andererseits dürfe die Energiewende nicht unnötig ausgebremst werden“, lautete demnach die Stellungnahme der Naturschützer, als Harry Neumann dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland den Rücken kehrte und die Naturschutzinitiative unterstützte.

Anders als die Aktivisten der Initiative sehe sich der BUND sowohl dem Umwelt- als auch dem Naturschutz verpflichtet, betonte der Bundesverband damals – und steht bis heute zu dieser Position.