Arlen, Binningen, Bittelbrunn, Friedingen und Schlatt unter Krähen gehören zu den Orten im Hegau, die sich in den nächsten Wochen im wahrsten Sinne des Wortes in begehbare Adventskalender verwandeln. Seit Sonntag werden hier jeden Tag wieder an einem anderen Haus adventlich geschmückte Fenster geöffnet. Bewundert werden können diese kleinen Lichtblicke in der Vorweihnachtszeit am besten bei einem Spaziergang.

Zum zweiten Mal sind nun alle Adventsfenster-Aktionen für individuelle Spaziergänge und Begehungen konzipiert. Die Organisatoren haben damit der unsicheren Pandemie-Lage Rechnung getragen. Für manchen wird das eine Enttäuschung sein. Denn die Idee hinter der beliebten Tradition war in den zurückliegenden Jahren stets auch die, den Zusammenhalt und Austausch im Dorf zu stärken. Die jeweilige Öffnung der von Privatleuten, Vereinen und Institutionen stimmungsvoll geschmückten Fensterle war Anlass, sich zu treffen und sich gemeinsam auf das bevorstehende Weihnachtsfest einzustimmen.

Vielerorts im Hegau werden wieder Fenster weihnachtlich geschmückt – wie hier beim Hondinger Pfarrhaus.
Vielerorts im Hegau werden wieder Fenster weihnachtlich geschmückt – wie hier beim Hondinger Pfarrhaus. | Bild: Malena Schwenk

In Binningen waren dabei zum Beispiel oft mehr als hundert Leute zu Gast. Solche Menschenansammlungen sind aktuell undenkbar,. „Das wäre nicht zu verantworten“, sagt Ulrike Maus. Sie organisiert den dortigen Adventskalender. Auf eine Öffnung gemeinsam mit vielen Zuschauern und Gästen, mit Glühwein und einem Rahmenprogramm wird deshalb überall verzichtet.

Auch in ihrer abgespeckten Form erfreuen sich die Adventsfenster großer Beliebtheit. Das wissen die Organisatoren vom letzten Jahr. „Viele gehen abends gerne noch mal raus und gucken sich die Adventsfenster an,“ fasst die Macherin der Aktion in Arlen, Sabine Schmid, die Erfahrung auch in den anderen Orten zusammen. Insbesondere bei den Familien mit Kindern stehen die kleinen Wanderungen von Fenster zu Fenster hoch im Kurs.

In Bittelbrunn wartet in der Kirche eine besondere Überraschung

Dass die Menschen sich über vorweihnachtliche Akzente und Angebote jetzt während der Pandemie ganz besonders freuen, hat Claudia Bier bereits im vergangenen Jahr festgestellt. Sie ist Mitglied des Orga-Teams in Bittelbrunn. „Die Resonanz war enorm gut.“ Sie weist für die jetzige Durchführung ganz besonders darauf hin, dass man dabei nicht vergessen solle, die Kirche zu besuchen. Dort warte eine besondere Überraschung.

In Friedingen organisierten Sonja Unger und Stefanie Neurohr 2020 das „Friedinger Adventsfenster“ zum ersten Mal. Nicht trotz, sondern gerade wegen Corona, wie Sonja Unger erklärt. Das Echo sei überwältigend gewesen. „Alle Standorte abzugehen, das war richtig schön.“ Viele Familien hätten das mit einem gemeinsamen Spaziergang verbunden: „Die Kinder waren sogar bei Schmuddelwetter total motiviert, rauszugehen“.

Auch in Rielasingen-Worblingen sind die Fenster weihnachtlich geschmückt.
Auch in Rielasingen-Worblingen sind die Fenster weihnachtlich geschmückt. | Bild: Sandra Bossenmaier

Die Leute kamen auch aus den Nachbarorten. 800 Euro steckten schlussendlich im Spendenkässle für die Friedinger Grundschule und den örtlichen Kindergarten. Auch für die diesjährige Durchführung hatten die Organisatorinnen keinerlei Probleme, „Fenster-Gestalter“ zu finden. „Die Fenster waren innerhalb eines Abends vergeben“, so Sonja Unger. Was sie besonders freut: Friedinger Firmen haben bereits im Vorfeld die jetzige Aktion großzügig gesponsert.

In Schlatt unter Krähen haben die Adventsfenster eine lange Tradition. Unter der Ägide des Kindergartens werden sie seit 1998 durchgeführt. Dem Erzieher-Team und der Elterninitiative ist es besonders wichtig, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig zusammen kommen. Deshalb stehen alle Adventsfenster seit Sonntag offen und können rund um die Uhr angeschaut werden.