Hilzingen Die in Amsterdam lebende Autorin Annemarie Andre ist in Hilzingen eigentlich eine unbekannte Größe. Bisher hat die 30-jährige Kunsthistorikerin und Journalistin nach einer Reihe von Kurzgeschichten als bisher einzigen Roman ihr Werk „Nacktschnecken“ veröffentlicht. Dennoch strömten mehr als hundert Zuhörerinnen und Zuhörer zu ihrer Lesung im Rahmen des Literaturfestivals „Erzählzeit ohne Grenzen“ in den Hilzinger August-Dietrich-Saal.

Zusammen mit der lebhaften und aufgeschlossenen Autorin verbrachte das Publikum eine unterhaltsame und kurzweilige Stunde, an deren Ende dann ein Austausch bei einem Apéro folgte. Den Publikumszustrom hielt der Gastgeber, Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer, dem breiten Angebot aktueller deutschsprachiger Literatur zugute. Hilzingen freue sich, jedes Jahr bei diesem grenzüberschreitenden Lesefestival dabei sein zu dürfen, bekräftigte er. Insgesamt sind dieses Jahr 48 Orte rechts und links des Rheins beteiligt, 33 handverlesene Autoren stellen bei 63 Veranstaltungen Erstveröffentlichungen und Werke preisgekrönter Literaturschaffender vor. „Das Festival ist ein Brückenbau, ein Zeichen für die Verbundenheit, Freundschaft und Gemeinschaft der Grenzregionen“, sagte Bürgermeister Mayer.

Annemarie Andres Erstlingsroman, für den sie im Jahr 2022 das renommierte Hans-Weigel-Literaturstipendium bekommen hat, sei ein „autofiktionäres Werk“, wie sie erklärte. Das, was ihre Protagonistin Charlotte erlebt und aus der Sicht eines Kindes beschreibt, hat sie – etwas jünger – selbst erlebt: Die Hirnblutung der alleinerziehenden Mutter und die daraus resultierende Geldknappheit der Familie. Und den von Bruder Marcel gebauten Schneckenhäcksler sowie den späteren Freund der Mutter, Manfred, der sich nach und nach in das Leben der Drei regelrecht hinein schleimt. Seinetwegen wurde am Ende auch der Arbeitstitel „Nacktschnecken“ beibehalten. Die Familie lässt Annemarie Andre auch nach Beendigung ihres Debütromans nicht los: Der zweite Charlotte-Roman ist schon am Entstehen.