Herr Gompper, Kirchensteuervertretung ist ein Begriff, der wohl selbst vielen Katholiken nicht geläufig sein dürfte. Was ist darunter zu verstehen?
Die Kirchensteuervertretung berät und beschließt den Haushalt der Erzdiözese. Sie entscheidet über die große finanzielle Marschrichtung des Erzbistums, legt maßgeblich fest, wie die Kirchensteuern verwendet werden, wohin sie fließen. Umsetzen muss den Haushalt dann der Diözesanökonom.
Wer wählt die Mitglieder des Gremiums?
Ich vertrete als einer der sieben Geistlichen im aktiven Dienst, die in der Kirchensteuervertretung sitzen, die Region Bodensee-Hohenzollern. Alle Geistlichen der Region wählen ihren Vertreter. Drei Geistliche waren bei uns vorgeschlagen.
Wer redet außer Ihnen noch über die Verteilung der Kirchensteuer mit?
Neben den Priestern sind das 26 Laien, die die Dekanatsräte wählen. Laien im Sinne von Ehrenamtlichen, die nicht im Dienst der Erzdiözese stehen. Im Dekanatsrat wiederum sitzen die Vertreter der Pfarrgemeinderäte. Das alles ist also ein durch und durch demokratischer Prozess. Dazu kommen der Generalvikar, zwei Personen des Diözesanpastoralrats, ein Mitglied des Diözesanvermögensverwaltungsrates und drei vom Erzbischof berufene Mitglieder. Insgesamt sind wir 40 Leute am Tisch.

Die Pressestelle der Erzdiözese Freiburg betont, dass Ihnen wichtig sei, den Blick der Hauptamtlichen, die in den Gemeinden vor Ort tätig sind, mit in die Diskussionen und Beratungen einfließen lassen zu können. Was meinen Sie damit?
Die Menschen, die hauptamtlich in der Pastoral mitarbeiten – seien es Priester, Gemeinde- oder Pastoralreferenten, Diakone oder auch Institutionen – können die Gegebenheiten und Bedarfe vor Ort gut beurteilen. Als Pfarrer und stellvertretender Dekan erfahre ich in diesen Funktionen immer wieder wichtiges auch aus dem Dekanat.
Wie geht denn nun die Verteilung der Mittel vor sich?
32 Prozent gehen in die Seelsorge – für die Glaubens- und Lebensbegleitung in Gemeinden und Krankenhäuser, für die Jugend- und Seniorenarbeit und für die Begleitung von Menschen mit Behinderungen. 15 Prozent werden für die Seelsorgenden – Priester, Diakone, Ordensleute, Gemeinde- und Pastoralreferenten – zur Verfügung gestellt. 20 Prozent fließen in Infrastruktur und Verwaltung, in die Gebäudeerhaltung, den Um- und Neubau von Kirchen und Kindergärten, die Altersversorgung der Kirchenmitarbeitenden und in den Klimaschutzfonds. 19 Prozent kommen den sozialen Diensten und caritativen Einrichtungen und Angeboten zu Gute. 15 Prozent sind für den Bildungsbereich, für Schulen und Hochschulen, Studierendenwohnheime, Büchereien und Bildungswerke. Die Erzdiözese unterhält 32 Schulen. Sie ist mit rund 29.000 Mitarbeitenden in den verschiedensten Bereichen von Seelsorge, Caritas und Bildung ein großer Arbeitgeber.
Wie kommen die Mittel dann in die jeweiligen Pfarrgemeinden?
Es gibt ein Punktesystem, bei dem jeder Punkt für einen Betrag steht. Immer einen Punkt gibt es zum Beispiel für eine bestimmte Anzahl von Gläubigen in der Gemeinde. Die Anzahl und Größe der Kirchen oder auch Kapellen sind für die Punktevergabe maßgeblich, die Anzahl und Größe der Kindergärten und und und.

Was ist ein Punkt wert?
Das hängt vom jeweiligen Kirchensteueraufkommen ab und wird dann immer wieder angepasst. In diesem Jahr rechnen wir übrigens mit Mehreinnahmen aufgrund der Energiepauschale. Das Erzbistum wird diese Gelder direkt an die Caritas weiter geben und den Bedürftigen zukommen lassen, die aufgrund von Energiekrise und gestiegenen Lebenshaltungskosten Unterstützung benötigen. Für den Caritasverband Singen-Hegau werden dies 150.000 Euro sein.
Welche Erfahrungen zum Thema Kirchensteuer haben Sie denn mit den Gläubigen vor Ort gesammelt?
Viele wissen leider gar nicht, wie die Kirchensteuer verwendet wird. Sie sind dann immer erstaunt, wenn ich die vielfältigen Aufgaben und Verwendungen erkläre. Ab und zu sagt auch einer, er sei ausgetreten, die Kirche habe auch ohne seine Steuer genug Geld. Das stimmt leider so nicht. Wir sind eine Solidargemeinschaft und auch auf das finanzielle Miteinander angewiesen. Der Betrag, den die Diözese erhält, wird für die vielfältigen Aufgaben gebraucht.
Eine letzte Frage: Mit wieviel Zuweisung aus der Kirchensteuer kann die Kirchengemeinde Hohenstoffeln-Hilzingen 2023 rechnen?
Mit einem Betrag in Höhe von knapp 470.000 Euro.