Korbinian Brodmann, Fritz Mühlenweg, Hermann Hesse und Otto Dix. Vier Namen. Vier Berühmtheiten. Vier Männer, die aus dem Gebiet des heutigen Landkreises Konstanz stammen oder hier gelebt haben. Für jeden von ihnen gibt es in der Heimatgemeinde ein Museum, um ihrem Schaffen und Wirken zu gedenken. Brodmann (1968 – 1918) war ein Pionier der Hirnforschung und wurde in Liggersdorf geboren. Mühlenweg (1898 – 1961) war ein Schriftsteller und Maler, der 26 Jahre lang in Allensbach lebte. Hesse (1877 – 1962), der einige Jahre in Gaienhofen wohnte, machte sich ebenfalls als Schriftsteller und Maler einen Namen. Der Künstler Dix lebte 33 Jahre lang in Hemmenhofen.
Wissenschaftler ehren in Liggersdorf den Hirnforscher Korbinian Brodmann
Drei der vier Museen sind, wie Museen eben sind: Mit Angestellten und festen Öffnungszeiten. Das Brodmann-Museum dagegen, das kleinste der vier, wird rein ehrenamtlich betrieben. Es gehört der Gemeinde, doch der Verein "Hohenfels hat Zukunft" kümmert sich um die Schau, die das Leben und Wirken von Korbinian Brodmann zeigt. Jochen Goldt ist der erste Ansprechpartner und gehörte auch dem Gründungsteam des Museums an. Er öffnet das Museum auf Anfrage und führt die Besucher hindurch. Früher habe es feste Öffnungszeiten gegeben, aber jetzt nicht mehr. "Die Organisation ist viel Arbeit", sagt Goldt vor allem in Hinsicht auf dieses Jahr und die Feierlichkeiten, die am Samstag, 17. November, zum 150. Geburtstag des Pioniers der Hirnforschung stattfinden. Er freut sich, dass hochkarätige Wissenschaftler im Rahmen des Festakts Vortrage halten. Es ist der Abschluss und Höhepunkt des Brodmann-Gedächtnis-Jahrs.
"Ich bin wie die die Jungfrau zum Kind zu Brodmann gekommen", erzählt der 76-Jährige. Er habe vor rund zehn Jahren eigentlich nichts über den Arzt und Hirnforscher gewusst und sich in alles eingearbeitet. Heute macht er Führungen, beantwortet Anfragen aus aller Welt, hält die Internetseite aktuell oder schreibt auch Artikel für Journale. Es gebe immer etwas zu tun. Es finden auch immer wieder kostenlose Vorträge zu verschiedenen Themen in Bezug auf Brodmann und die Hirnforschung statt. "Es kommen zwischen 30 und 40 Besucher", erzählt er.
Das Brodmann-Museum bestand anfangs aus einem Zimmer
Das Museum im Rathaus ist sogar nicht mal das erste über Brodmann in der Gemeinde. Ursprünglich war es in einem Zimmer unter dem Dach, der Korbinian-Brodmann-Grundschule. Der ehemalige Schulleiter Hermann Strohmaier hatte es dort eingerichtet. "Ich wollte in Liggersdorf etwas schaffen, das an den berühmten Sohn der Gemeinde erinnert." Irgendwann sei der Platz aber viel zu klein gewesen, erzählt er. Es seien sogar Vitrinen im Treppenhaus gestanden.
Mithilfe des damaligen Bürgermeister Hans Veit entstand die Idee und ihre Umsetzung: Ein Museum im Rathaus. Eine Kunsthistorikerin aus Freiburg half bei der Erstellung des Konzepts. Zahlreiche Ausstellungsstücke stammen aus dem Nachlass von Korbinian Brodmann. Strohmaier nahm im Rahmen seiner umfangreichen Recherchen Kontakt mit Brodmans Tochter Ilse von Sandersleben auf und bekam über sie die Sachen für das Museum. Er freut sich über die Unterstützung der Gemeinde und dass Jochen Goldt das Museum heute so gut führt. "Wenn er nicht wäre, dann wäre es im Dornröschenschlaf."
Das Museum habe inzwischen alles, was zu Brodmann auffindbar war, sagt Jochen Goldt. Herausforderungen in der Arbeit und etwas Neues, das in Arbeit sei, sei eine Broschüre mit etwa 45 Doppelseiten, die Brodmanns Biografie und viele Bilder enthalten solle. Auch die Feierlichkeiten des Brodmann-Gedächtnis-Jahrs sollen darin Eingang finden. Außerdem brauche er selbst irgendwann einen Nachfolger.
Die drei größeren Museen haben regelmäßige Öffnungszeiten
Die Museen für Dix, Hesse und Mühlenweg sind größer als das Brodmann-Museum und haben regelmäßige Öffnungszeiten. "Wir vom Kultur- und Verkehrsbüro sind für das Museum zuständig", erzählt zum Beispiel Ulla Hirschböck aus Allensbach. Ausgebildete Kräfte kümmern sich für die Führungen in der literarischen Gedenkausstellung für Fritz Mühlenweg, ergänzt sie. Das Museum an sich ist heute noch so, wie es 2009 eingerichtet worden ist. Ab und an seien ein paar Leihgaben hinzugekommen, zum Beispiel ein Koffer, den Mühlenweg benutzt hat.
Museum Haus Dix gehört mittlerweile zum Kunstmuseum Stuttgart
Hinter dem Museum Dix Haus in Hemmenhofen, das durch den Verein Otto-Dix-Haus-Stiftung entstanden ist, steht inzwischen das Kunstmuseum Stuttgart mit festem Personal. Das Hesse-Museum, das der Gemeinde gehört, hat auch Honorarkräfte und an Wochenenden helfen zum Beispiel auch Schüler aus. Für Schulklassen gibt es übrigens spezielle Angebote. Ganz neu beschäftigt sich eines davon mit dem Buch "Der Steppenwolf", das Sternchenthema im Abitur wird. Aber auch im kleinen Brodmann-Museum sind hin und wieder ganze Schulklassen zu Gast, erzählt Jochen Goldt.
Anfragen aus aller Welt an das kleine Liggersdorfer Museum
Bürgermeister Florian Zindeler ist stolz auf das Brodmann-Museum. "Die Lage des Museums im Rathaus und damit mitten im Herzen von Liggersdorf kommt der Bedeutung von Korbinian Brodmann für den Ortsteil Liggersdorf und die Gesamtgemeinde Hohenfels nach." Die Grundschule trage nicht ohne Grund Brodmanns Namen. "Er ist Sohn der Gemeinde und eine heute noch bedeutende Persönlichkeit in der medizinischen Fachwelt", sagt Zindeler. Daher sei es wichtig, "dass sein Leben und Wirken in ansprechender Weise aufbereitet wurde und allen Wissbegierigen, sei es aus unserer Gemeinde, der Region oder aus der ganzen Welt, nähergebracht werden kann". Und Anfragen an das Museum kommen tatsächlich aus aller Welt. Jochen Goldt erzählt, dass zum Beispiel ein Bildwunsch für einen Artikel über Brodmann in Asien. Ein Exemplar dieser und anderer Publikationen gibt es im Museums.
Wie die vier Museen im Landkreis entstanden sind
- Fritz-Mühlenweg-Museum: Die Gemeinde Allensbach hat das Museum für Fritz Mühlenweg eingerichtet, als im Sommer 2009 Räume in dem gemeindeeigenen Bahnhofsgebäude frei wurden. Die Idee entstand bereits im Jahr 2006 im Rahmen einer Ausstellung über Fritz und Elisabeth Mühlenweg. Mitarbeiter des Kultur- und Verkehrsbüros kümmern sich um das Museum und es gibt speziell ausgebildete Führer. Das Mühlenweg-Museum gehört dem Programm Literatur-Museen an, über das es einen Zuschuss für die Einrichtung gab. Öffnungszeiten: Momentan bis Mai Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Fritz Mühlenweg wurde am 11. Dezember 1898 in Konstanz geboren. Er machte eine Lehre zum Drogeristen und arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg im Betrieb seiner Eltern. Von 1927 bis 1932 nahm er an Sven Hedins Expeditionen in Zentralasien als Schatzmeister, Wetterforscher und Karawanenführer teil. 1933 heiratete er die österreichische Künstlerin Elisabeth Korpiwa. Beide zogen nach Allensbach und bekamen sieben Kinder. In den folgenden Jahrzehnten machten sich das Künstlerehepaar einen Namen. Mühlenweg hatte seinen Durchbruch als Schriftsteller mit "In geheimer Mission in der Wüste Gobi". Er starb am 13. September 1961.
- Hermann-Hesse-Museum: Das Hesse-Museum in Gaienhofen ist seit 1988 in einem ehemaligen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, das zuvor Schul- und Rathaus war. Initiator war der damalige Bürgermeister Helmut Hensler, beschreibt die Internetseite des Museums über dessen Entstehung. 1993 kaufte die Gemeinde das erste Wohnhaus des Dichters, wo 1995 der Schreibtisch des Dichters als Dauerleihgabe aus dem Schweizerischen Literaturarchiv Bern wieder im Arbeitszimmer aufgestellt wurde. Das Haus wurde später dem umbenannten Hermann-Hesse-Höri-Museum angegliedert. Im Lauf der Jahre gab es verschiedene Umgestaltungen. Öffnungszeiten: Bis März freitags und samstags 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr. Hermann Hesse kam am 2. Juli 1877 in Calw zur Welt. Er ging auf die Lateinschule, machte eine Mechanikerlehre und dann eine Ausbildung zum Buchhändler. Er fängt an, zu schreiben und nach seinem ersten großen Erfolg heiratete er 1904 Maria Bernoulli. Beide zogen in ein Bauernhaus in Gaienhofen. Das Paar bekam dort drei Söhne, ließ sich aber später scheiden. Hesse wurde in den 1920ern Schweizer Staatsbürger und war insgesamt drei Mal verheiratet. 1946 bekam er den Literaturnobelpreis. Hesse starb 1962 in Montagnola.
- Korbinian-Brodmann-Museum: Der frühere Liggersdorfer Grundschulleiter Hermann Strohmaier beschäftigte sich mit Brodmann und seinem Werk. Er recherchierte und spürte Verwandte auf. Nach einem Vortrag 1985 beschloss er, im Dachgeschoss der Schule ein Gedenkzimmer einzurichten, erzählt er. Dieses platzte irgendwann aus allen Nähten. 2009 zog es ins Dachgeschoss des Rathauses. Das Rathaus wurde 1988 gebaut und das Dachgeschoss sei als Reserve gedacht gewesen, erzählt der frühere Bürgermeister Hans Veit. irgendwann kam die Idee auf, das Museum dort unterzubringen. Der Standort sei ideal, sagt Jochen Goldt vom Verein "Hohenfels hat Zukunft", der das Museum führt. Das Museum gehört der Gemeinde und der Verein pflegt es ehrenamtlich. Öffnung auf Anfrage bei Jochen Goldt, (0 75 57) 92 91 20. Korbinian Brodmann wurde am 17. November 1868 in Liggersdorf geboren. Er war ein uneheliches Kind und bekam deshalb vom Pfarrer den Vornamen des Tagesheiligen. Brodmann besuchte die Volksschule und machte später Abitur in Konstanz. Er kehrte nie wieder in seinen Geburtsort zurück. Brodmann studierte Medizin und wurde Arzt sowie Forscher. Er entdeckte, dass die Struktur der Hirnrinde unterschiedlich ist und teilte diese in 52 Bereiche ein, die heute Brodmann-Areale genannt werden. Er starb am 22. August 1918 in München.
- Museum Haus Dix: Haus und Garten Dix in Hemmenhofen stehen seit dem Jahr 2005 im Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg. Um das Anwesen auch zukünftig zu erhalten, wurde es 2010 vom Verein Otto-Dix-Haus-Stiftung unter dem Vorsitz von Landrat Frank Hämmerle erworben, denkmalgerecht saniert und museal ausgestattet, beschreibt die Gemeinde Gaienhofen auf ihrer Internetseite. Der Verein übergab das Museum Haus Dix im Juni 2013 an das Kunstmuseum Stuttgart, das eine Sammlung von Dix-Werken besitzt. Das Kunstmuseum ist auch heute noch Betreiber des Museums Haus Dix. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, aber von November bis März geschlossen. Otto Dix kam am 2. Dezember 1891 in Gera zur Welt. Er ging zur Volksschule und machte eine Dekorationsmaler-Lehre. Im Ersten Weltkrieg wurde er an der Front eingesetzt. Er studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und hatte 1924 seinen Durchbruch als Künstler. Während der NS-Zeit wurden 260 Werke beschlagnahmt. 1936 zog er nach Hemmenhofen, wo er bis zu seinem Tod am 25. Juli 1969 wohnte.