Ein Kandidat für die ehrenamtliche Leitung des Korbinian-Brodmann-Museums hat sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Hohenfels der Öffentlichkeit vorgestellt. Aram Bani, Facharzt für Neurochirurgie, neurochirurgische Intensivmedizin und für Schmerztherapie mit eigener Praxis in Singen, könnte der Nachfolger des derzeitigen ehrenamtlichen Museumsleiters Jochen Goldt werden.

Durch seine fachliche Kompetenz in punkto Neurochirurgie und mit seinem leidenschaftlichen Vortrag hinterließ Bani bei den Anwesenden einen bleibenden und auch überzeugenden Eindruck. Er erhielt jedenfalls nach seiner Rede viel Applaus.

Arzt im Klinikum Singen

Aram Bani, geboren in Sulaimania (Irak) im Jahr 1963, floh nach der Vollendung seines Medizinstudiums in Mossul 1992 nach Deutschland. Hier konnte er seinen Traum, Neurochirurg zu werden, verwirklichen. Im Irak war ihm dieser Weg verweigert worden, da Bani Kurde ist. 2006 kam er nach Singen, wo er heute auch mit seiner Familie lebt. Er operiert im Klinikum Singen .

Aram Bani vor dem versteckten Eingang des Korbinian-Brodmann-Museums in Liggersdorf. Vielleicht wird eine neue Beschilderung das Museum ...
Aram Bani vor dem versteckten Eingang des Korbinian-Brodmann-Museums in Liggersdorf. Vielleicht wird eine neue Beschilderung das Museum bald besser sichtbar machen? | Bild: Juliane Bani

„Vor ein paar Jahren referierte ich nach der Operation eines Gehirntumors über eben diese Operation“, erzählt der Mediziner. „Eine OP-Schwester machte mich damals auf das Korbinian-Brodmann-Museum in Liggersdorf aufmerksam, das ich bis dahin noch nicht gekannt hatte. Bald danach stattete ich dem Museum einen Besuch ab, war beeindruckt und inspiriert.“

Brodmann als Einstein der Medizin

Bani führte den Anwesenden aus, wie unheimlich schwierig es sei, in der modernen Wissenschaft etwas zu erfinden, das auch 100 Jahre später noch immer Gültigkeit hat, so wie Brodmann das getan hat. Er sagte: „Meistens ist es so: Ein Visionär oder Pionier quält sich mit einem Thema herum, für das er brennt und keiner versteht ihn.“

Dies sei mit Albert Einstein genauso gewesen, so Bani: „Den Nobelpreis erhielt Albert Einstein damals für seine Lichtquantenhypothese – nicht für die Relativitätstheorie. Die hat ja niemand verstanden.“

Das könnte Sie auch interessieren

Korbinian Brodmann, sagte Bani, habe das Gehirn analysiert und kartografiert: „Wir operieren immer noch nach Brodmanns Kartografie, obwohl wir heute technisch vielfach verfeinerte Möglichkeiten haben. Aber die Idee und die Grundsätze sind geblieben und haben noch heute ihre Gültigkeit. Viele berühmte Hirnforscher und Ärzte berufen sich auf Korbinian Brodmann und orientieren sich an seiner Lehre.“

Und dies, obwohl Brodmann damals, zu seiner Schaffenszeit während der Jahrhundertwende, gegen Windmühlen gekämpft habe, weil man seine Ideen nicht so recht verstanden habe. „Ich bewundere und ehre diesen Mann“, sagt Bani. „Dieser Mensch verdient es auch 100 Jahre nach seinem Tod noch, dass man ihn bekannt macht. Dass seine Habilitation damals abgelehnt wurde und man ihn nicht verstanden hat, zeigt, wie groß seine Idee war.“

Mehr Besucher, Vorträge und mehr Einnahmen

Pläne für das Museum hat der Bewerber Aram Bani auch schon: „Ich möchte gerne, dass mehr Besucher dieses Museum erleben kommen.“ Er wolle gerne niedergelassene Ärzte und Hirnforscher davon überzeugen, im Museum Vorträge zu halten.

Das könnte Sie auch interessieren

Zu diesem Zwecke müsse man sich um die Werbung kümmern, um die Website und vieles mehr und es sei auch wünschenswert, dass das Museum Geld abwerfe. Aram Banis Frau, Juliane Bani, möchte ihm bei den Veranstaltungen helfen. Mit Ehrenamt kennt Aram Bani sich im Übrigen gut aus: Seit Juni 2019 ist er Präsident des Lions-Club Radolfzell/Singen.

Museum braucht Unterstützer

Bürgermeister Florian Zindeler lobte Aram Banis Vortrag und dankte dem Mediziner: „Man merkt deutlich, wie Sie für dieses Thema brennen.“ Doch gebe es durchaus noch einen schwierigen Punkt, den ein Leiter des Museums bedenken müsse: die Finanzierung. Es sei eine Herausforderung, Unterstützung für das Museum zu finden. Aber es sei großartig, dass Bani so viele Ideen habe. Und schließlich müsse man ja noch nicht den ganzen Weg kennen, wenn man anfange. Dieser ergebe sich auch, während man ihn gehe.

Der bisherige Museumsleiter Jochen Goldt, der das Museum teils auch gemeinsam mit dem ehemaligen Schulleiter Hermann Strohmaier geleitet hatte, hatte in der letzten Zeit den Wunsch geäußert, das Amt abzugeben. Es hatte etliche Aufrufe bei der Suche nach einem Nachfolger gegeben. Wann eine Übergabe erfolgen soll, ist noch unklar.