Statt einem oder mehrerer Stubentiger hat Nada Lange in Hohenfels 20 Katzen mit anderen Dimensionen: Momentan leben auf ihrem riesigen Gelände acht norwegische Waldkatzen, sechs Servale und sechs asiatische Leopardkatzen, auch Bengalkatze genannt. Über ihre Liebe zu den Wild- und Waldkatzen berichtete der SÜDKURIER erstmals im Sommer vergangenen Jahres. Inzwischen macht sich die Seniorin Gedanken darüber, wie ihr Projekt für die Zukunft gesichert werden kann. Hierfür benötigt sie vor allem noch weitere Mitstreiter.

Die 75-jährige Nada Lange hat täglich einiges zu tun. Sie putzt zum Beispiel die Tierunterkünfte oder kocht aus Hühnerknochen eine Suppe für die Tiere. „Es ist nicht so viel Arbeit, wie man denkt. Ich kenne meine Tiere und passe mich an“, sagt sie. Dabei helfen ihr zwei Freunde ehrenamtlich und ein Ehepaar springe ein, wenn Not am Mann sei. Deshalb sucht sie Nachfolger, um künftig weiteren Tieren in Not ein neues, artgerechtes Zuhause bieten zu können.

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Woher kommt das Geld?

Doch das kostet einiges: Für die Versorgung ihrer Katzen fallen pro Tag inklusive Katzenstreu, Trockenfutter, Vitamine und Fleisch insgesamt Kosten in Höhe von etwa 90 Euro an. Nicht mitgerechnet sind die Tierarztkosten. Nada Lange sagt, sie könne auf fünf Unterstützer aus der Familie und dem Freundeskreis zählen. „Ich werde denen 100 Prozent mit Zinsen zurückzahlen.“

Dabei sollte das Projekt eigentlich anders laufen. Bereits vor zwei Jahren hatte Nada Lange nach eigener Aussage mit dem Erhalt eines höheren Geldbetrags gerechnet, um alles aufbauen zu können. Leider ziehe sich die Angelegenheit voraussichtlich noch ein paar Monate hin, berichtet sie.

Serval-Dame Ayomi beobachtet aufmerksam, was um sie herum geschieht.
Serval-Dame Ayomi beobachtet aufmerksam, was um sie herum geschieht. | Bild: Claudia Ladwig

Gründung einer Stiftung

Derzeit sei Nada Lange dabei, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Ihr persönlicher Einsatz für dieses Projekt umfasst nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ein Bauernhaus mit Nebengebäuden und Gehegen auf ihrem großzügigen Grundstück. „Hier möchte ich einen Zufluchtsort schaffen, an dem Wildkatzen in Not ein neues Zuhause finden. Doch um dieses Vorhaben zu realisieren, brauche ich Unterstützung.“

Sie suche leidenschaftliche Tierliebhaber, die bereit sind, im Vorstand der Stiftung mitzuwirken, Patenschaften zu übernehmen oder als Spender zu helfen. Auch Zustifter werden benötigt. Einzelne bekannte Unternehmen hätten ihr bereits zugesagt, sie nach der Stiftungsgründung zu unterstützen.

Nada Lange kennt ihre Lieblinge gut. Serval-Dame Ayomi lässt sich sogar von ihr streicheln. Vorsicht ist dabei aber immer angebracht.
Nada Lange kennt ihre Lieblinge gut. Serval-Dame Ayomi lässt sich sogar von ihr streicheln. Vorsicht ist dabei aber immer angebracht. | Bild: Claudia Ladwig

Die 75-Jährige betont: „Ich habe mich dieser Aufgabe zum Wohle des Tierschutzes verschrieben und werde nicht nachlassen, bis ich das gesteckte Ziel erreicht habe: ein sicheres und liebevolles Zuhause für all die Wildkatzen, die unsere Hilfe benötigen.“

Ihre Leidenschaft für die Tiere begann vor einigen Jahren, als sie zwei Servale kaufte. Über die Jahre kamen Nachfahren und andere Rassen dazu, einige Tiere wurden auch aus schlechter Haltung an sie vermittelt, wie sie vor einigen Monaten berichtete. Sie selbst wolle jedoch nicht züchten, um damit Geld zu verdienen.

Große Erweiterungspläne sogar mit Tigern

Außerdem hegt Nada Lange Erweiterungspläne. Vor einigen Wochen habe sie von einer ehemaligen Dompteurin erfahren, die seit der Corona-Pandemie keine Auftritte mehr hatte und mehr Platz für ihre zehn Tiere braucht. Fünf Tiger seien schon älter, die kleinen Geschwister seien vor etwa fünf Monaten geboren worden.

Nada Lange sagt: „Ich möchte der Frau das nötige Land zu einer geringen Pacht für ihre Tiger geben, damit diese nicht beschlagnahmt werden. Die Tiere sind alle zahm, die Frau lebt mit ihnen in der Nähe von Leipzig.“

Neben den Wildkatzen beherbergt Nada Lange auch Norwegische Waldkatzen.
Neben den Wildkatzen beherbergt Nada Lange auch Norwegische Waldkatzen. | Bild: Claudia Ladwig

Laut der Tierrechtsorganisation Peta ist die private Haltung von Großkatzen in Deutschland wie in den meisten EU-Staaten erlaubt, wenn die Tiere nicht aus der Wildnis, sondern aus einer Zucht stammen. Nach dem Säugetiergutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums reicht für eine vermeintlich artgerechte Haltung von Großkatzen ein Außengehege mit einer Fläche von 200 Quadratmetern pro Tier. Nada Lange will bis zu 6000 Quadratmeter für die Tiger zur Verfügung stellen.

Sie braucht allerdings jemanden, der das entsprechende Gehege baut. „Uns fehlt Maschendraht. Mein Wunsch wäre: Ich gebe das Land und viele Tierliebhaber spendeten Geld.“ Sie werde die Unterbringung von Großkatzen beantragen.

Drei Schritte zum Großkatzengehege

Vor Kurzem war sogar ein Kamerateam auf dem Hof, um einen Fernsehbeitrag über Nada Lange zu produzieren. Bürgermeister Florian Zindeler, der bei den Dreharbeiten vorbeischaut, teilt das Projekt in drei Bereiche: Aktuell gehe es um die Genehmigung des Ist-Bestands, dann um die Gründung einer Stiftung und erst danach um eine mögliche Erweiterung mit Großkatzen und den Zugang für die Öffentlichkeit.

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Das Baugesuch sei vom Gemeinderat Hohenfels behandelt und positiv begleitet worden. Cornelia Pfleghar, Amtsleiterin des Veterinäramts, teilt auf Nachfrage mit: „Von veterinärrechtlicher Seite bedurfte der aktuelle Bestand keiner Genehmigung. Derzeit werden vielmehr die verschiedenen fachlichen Anforderungen – insbesondere baurechtliche und naturschutzrechtliche Aspekte – geprüft und in einem Gespräch mit Frau Lange erörtert.“

Die richtigen Menschen müssen zusammenfinden

Die Suche nach einem Nachfolger für Nada Lange betrachtet der Bürgermeister mit Sorge. Dieser müsse sich mit den Notwendigkeiten des tier- und artgerechten Haltens auskennen und die zu gründende Stiftung finanziell und personell organisieren. Finanzielle Hilfe seitens der Gemeinde ist nicht zu erwarten, macht der Bürgermeister deutlich. Die Herausforderungen der Gemeinde Hohenfels seien ohnehin schon groß.

Über die Möglichkeit, Tiere in Not unterzubringen, werde aber immer wieder kreisweit diskutiert. „Die Anlage kann dabei helfen, einen bestehenden Mangel zu beseitigen: Falls mal so ein exotisches Tier aufgegriffen wird, kümmert sich Frau Lange darum.“

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Wenn jetzt jedoch in anderen Dimensionen gedacht werde, beispielsweise an Tiger, müsse man zuvor mit den zuständigen Behörden, also dem Veterinäramt, Landwirtschaftsamt und Baurechtsamt, sprechen. Auch Cornelia Pfleghar vom Veterinäramt schreibt: „Wir schätzen das Engagement von Frau Lange sehr. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können jedoch keine weitergehenden Aussagen gemacht werden.“

Nada Lange hofft vor allem, dass sich bald jemand bei ihr meldet, der die Stiftung mit ihr gemeinsam aufbaut, damit sie ihre geliebten Katzen in Sicherheit weiß.