Mehr als ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, dass zahlreiche Störche in Hohenfels für Unmut sorgten und Bürgermeister Florian Zindeler in einer offenen E-Mail an das Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg sowie verschiedene Landtags- und Bundestagsabgeordnete auf Probleme mit den Tieren aufmerksam machte. Er hatte sich damals Pläne zum Umgang mit geschützten Arten in besonders betroffenen Städten und Gemeinden erhofft – zu denen eben auch der Storch gehört.

Beendet ist das Thema aber noch nicht. Die Gemeinde Hohenfels hatte nun zu einem Informationsabend unter dem Thema Weißstorch in das Dorfgemeinschaftshaus nach Mindersdorf eingeladen. Als Referentin hatte Ute Reinhard, Weißstorchenbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen, den am Thema interessierten Personen eine ganze Reihe von Fotos aus ihrer langjährigen Arbeit mit den Störchen in all ihren Lebensphasen und Situationen mitgebracht, um ihnen den tierischen Mitbewohner näherzubringen. Leider, so bedauerte Bürgermeister Florian Zindeler, sei die zweite Referentin, die Storchenbeauftragte Judith Opitz, kurzfristig erkrankt.

Zu viele Tiere im Ort

Manch erstaunter Laut, aber auch ein deutlich hörbares Lachen war hier und da zu vernehmen, wenn Reinhard, geschmückt mit der ein oder anderen Anekdote, viele Dinge sehr konkret und unverblümt ansprach. Für Personen, welche nicht unbedingt den Storch auf ihrem Hausdach oder auf ihrem Gelände haben wollten, waren Hinweise auf den Schutzstatus eines Nestes keine Musik in den Ohren.

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Zu einer Karte der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) mit den bekannten Brutpaaren im Land erklärte Reinhard, der Punkt in Hohenfels, der die Anzahl der Brutpaare darstellt, sei „noch nicht so groß“. Gekontert wurde aus dem Publikum prompt: „Zu groß, wenn man ihn auf der Karte sieht.“

Reinhard ließ sich nicht beirren und setzte ihren Vortrag rund um ein Jahr im Leben eines Storchenpaares fort und führte vor Augen, welchen Herausforderungen die Tiere ausgesetzt sind – darunter Wetterextreme und die langen Reisestrecken von Deutschland nach beispielsweise Südafrika. Dem mussten selbst die Menschen wohlwollend ein Nicken schenken, die gekommen waren, um ganz andere Dinge zu erfahren oder zu erfragen und jene, die regelrecht darauf brannten, ihren Unmut mit den Störchen im Dorf publik zu machen.

Klappern nachts um 2 Uhr

Bürgermeister Florian Zindeler war genau dies ein wichtiger Ansatzpunkt, weshalb er diesen Abend überhaupt initiiert hatte. Die Menschen sollten seiner Meinung nach nämlich nicht länger mit all den aufkommenden Problemen vom Land alleine gelassen werden. Dazu gehören aus Sicht der Einwohner von Mindersdorf Kot und die kreativen Baukünste der Störche, die wiederum für herunterfallendes Material und Kosten für die Reinigung von Dachrinnen und vielem mehr sorgen.

Hinzu komme das Geklapper der Tiere. „Es hieß immer, in der Nacht klappern sie nicht, aber nachts um 2 Uhr legen sie los“, berichtete so eine Mutter von zwei Kleinkindern. Zum Kot erklärte Reinhard allerdings, sogar die Dachdeckerinnung habe bestätigt, dass dieser den Bewuchs mit Flechten und Moosen verdränge.

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Ärger gibt es aber auch rund um Kamine, die vor einem Nestbau geschützt werden sollen. Ein kurzes emotionales Wortgefecht zwischen einer Einwohnerin und einem Hausbesitzer, um dessen Haus acht Nester gebaut wurden, zeigte auf, wie dringend die Menschen sich Entlastung wünschen. „Ich wünsche mir, dass das Land nach dem Vorbild der Schweiz mit einer Art Handreichung und auch dem Willen, die Menschen nicht alleine zu lassen, an deren Sorgen und Kosten Anteil nimmt“, hieß es an diesem Abend.