Die Tagesordnung zur Nominierungsversammlung der CDU ließ einen langen, komplizierten, von vielen Formalien und Wahlen geprägten Abend mit langwierigen Auszählungen erwarten. Doch nach knapp zwei Stunden war alles erledigt und der 44-jährige Christoph Stetter stand als Kandidat der CDU im Wahlkreis 57 Singen mit Stockach für die nächste Landtagswahl fest. Gewählt wird am 8. März 2026. Als Ersatzkandidatin wurde von den wahlberechtigten 114 anwesenden Mitgliedern klar Stefanie Hilpert-Klarmann nominiert.

In seiner Begrüßungsrede hob der CDU-Kreisvorsitzende Levin Eisenmann hervor, dass man zwar mit dem 28-Prozent-Ergebnis bei der Bundestagswahl nicht zufrieden sei, dass aber der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung im Wahlkreis Konstanz immerhin 34 Prozent der Erststimmen erzielt habe. Dies stelle einen großen Vertrauensvorschuss dar. Auch habe man mit Respekt und Hochachtung registriert, dass er einen Kabinettsplatz ausgeschlagen habe, um sich den Themen Umwelt und Klima noch besser widmen zu können.

Der 28-jährige Kreisvorsitzende erntete auch Applaus in der Mägdeberghalle in Mühlhausen-Ehingen, als er betonte, dass die Menschen von der neuen Regierungskoalition einen Politikwechsel erwarteten, wobei nicht Maß und Mitte verloren gehen dürften.

Favoritenrolle für Bewerber aus Stockach

Höhepunkt war anschließend das Kandidatenduell zwischen Jürgen Schuhwerk und Christoph Stetter. Wobei letzterer als klarer Favorit ins Rennen ging, wie auch schon im Vorfeld von den Wahlberechtigten zu hören war. Zwar brachten beide Kandidaten fachliche Kompetenz mit. Doch dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Stockacher Gemeinderat, der seit 2010 das Wahlkreisbüro seines Jugendfreundes Andreas Jung leitet, wurde die größere politische Erfahrung zugesprochen.

Er konnte auf die bessere Vernetzung im politischen Umfeld und den viel kürzeren Draht zur bundespolitischen Macht in Person von Andreas Jung verweisen.

Die CDU-Kandidatinnen und Kandidaten wurden in geheimer Wahl bestimmt.
Die CDU-Kandidatinnen und Kandidaten wurden in geheimer Wahl bestimmt. | Bild: Elmar Veeser

Trotz der klaren Rollenverteilung stellte sich der Diplom-Verwaltungswissenschaftler Jürgen Schuhwerk, der in Wiechs am Randen geboren ist, in der zur Verfügung stehenden 15-minütigen Redezeit als guter, fachlich versierter Kandidat vor. Doch gelang es ihm nicht so gut wie seinem Gegenkandidaten, die Freundinnen und Freunde aus der christlich-demokratischen Partei entsprechend mitzureißen.

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Inhaltlich haben sich beide kaum unterschieden: Die Stichworte und bekannten Lösungsansätze zu den Themen Fachkräftemangel, Konjunktur, Bürokratie, Wohnraum und Flüchtlingspolitik waren ähnlich. Klar müsse unterschieden werden zwischen Schutzsuchenden und denjenigen, die das System ausnutzen wollen. Stetter gelang es jedoch, die griffigeren Metaphern zu verwenden, wie etwa beim Thema Gesundheitsversorgung: „Das Thema Arztversorgung auf dem Land darf am Ende keine Frage der Postleitzahl sein“, wie er unter Applaus in die Runde warf.

Auch in seinen Schlussworten holte der Stockacher Kandidat die CDU-Mitglieder abermals emotional ab, als er konstatierte, dass 2016 der Wahlkreis an die Grünen verloren gegangen sei. Die Zeit für einen Wechsel sei nun reif und er legte dem Grünen-Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ein leicht modifiziertes Schäuble-Zitat in den Mund: „De Hype isch over“, soll er gesagt haben. Stetter wolle nun mit Herz und Verstand der CDU eine starke Stimme in Stuttgart geben.

Marianne Guthoff (links), Levin Eisenmann (von rechts) und Tobias Herrmann gratulieren Christoph Stetter und Ersatzkandidatin Stefanie ...
Marianne Guthoff (links), Levin Eisenmann (von rechts) und Tobias Herrmann gratulieren Christoph Stetter und Ersatzkandidatin Stefanie Hilpert-Klarmann zur Nominierung. | Bild: Elmar Veeser

Stetter erhält 92,1 Prozent der Stimmen

Die personellen Entscheidungen auf der Nominierungsversammlung der CDU im Wahlkreis 57 Singen mit Stockach zur Landtagswahl 2026 sind dementsprechend deutlich ausgefallen. 114 wahlberechtigte CDU-Mitglieder stimmten in geheimer Wahl ab, als Kandidat zur Landtagswahl hat Christoph Stetter 92,1 Prozent der Stimmen erhalten. Mit Ersatzkandidatin Stefanie Hilpert-Klarmann kann er nun in den Wahlkampf einsteigen. Ihre parteiinterne Karriere ist recht kurz, denn die Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen trat erst vor zweieinhalb Jahren der CDU bei.

Den kurzen Begrüßungsreigen beschloss Hausherr Patrick Stärk, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen, der die Doppelgemeinde vorstellte.
Den kurzen Begrüßungsreigen beschloss Hausherr Patrick Stärk, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen, der die Doppelgemeinde vorstellte. | Bild: Christel Rossner

Für den Wahlkampf hatte Hausherr Patrick Stärk, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen, einige Themen im Gepäck. Er stellte bei der Begrüßung kurz die Doppelgemeinde vor. Es sei vor 50 Jahren keine Liebesheirat gewesen, als Mühlhausen und Ehingen vereint wurden. Aber die einstige Zweckehe habe den Vorzug, dass sie bis heute halte, wie er mit einem Augenzwinkern anmerkte. Er wies auch auf die derzeitigen finanziellen Nöte der Gemeinden hin, bei denen viel Geld im Haushalt zur Unterbringung von Flüchtlingen gebunden sei.