Zum wiederholten Mal ist der Platz vor dem Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung zum Ort für eine Mahnwache geworden, bei der Teilnehmende ihren Unmut mit der Politik der Union kundgetan haben. Kaum 24 Stunden nach dem Rückzug von Frauke Brosius-Gersdorf waren es über 50 Personen, die vor den Augen zahlreicher Passanten mitten in der Altstadt demonstrierten.

Die Vorgänge um die gescheiterte Ernennung der designierten Richterin am Bundesverfassungsgericht seien empörend, hieß es in mehreren Reden. Auch eine Stellungnahme des CDU-Abgeordneten wurde gefordert. Der Jurastudent und Mitorganisator Nick Straile erklärte, man nutze die im Grundgesetz verankerten Freiheiten für diese Form der Meinungsäußerung.

Mit Blick auf populistisch geführte Diskussionen um die SPD-Juristin sagte er, dem wolle die Kundgebung eine sachliche Argumentation entgegensetzen: „Wir wollen nicht zulassen, dass das Bundesverfassungsgericht zum Spielball parteipolitischer Interessen wird.“ Straile bedankte sich bei Stadtverwaltung und Polizei für das kurzfristige Ermöglichen der Kundgebung und forderte Andreas Jung auf, sich zu erklären: „Wir sagen Nein zum Schweigen, wo Haltung gefragt ist.“

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Mitorganisatorin Jennifer Dieth erläuterte, warum sie selbst ebenso wie Brosius-Gersdorf eine neue Rechtsgrundlage für Schwangerschaftsabbrüche für erforderlich hält. Zugleich sei es aber auch erschreckend, wenn selbst höchstqualifizierte Frauen an die gläserne Decke stießen, ihnen also von Männern Karriere und Selbstverwirklichung verwehrt würden. Mit Bezug auf Brosius-Gersdorfs Tätigkeit als Jura-Professorin warnte Dieth, „populistische Hetzkampagnen“ gefährdeten auch die Freiheit der Wissenschaft und alle anderen Freiheiten.

Für ihre bewusst sachlich gehaltenen Reden erhielten die Akteure viel Beifall von den Menschen, die kurzfristig gekommen waren. Unter ihnen waren auch die Stadträtinnen Lisa Kreitmeier (FGL&Grüne) und Svetlana Wiedenbeck (Junges Forum), die frühere Grünen-Bundestagskandidatin Rosa Buss sowie Theaterintendantin Karin Becker.