Das Stockacher Stadtmuseum kann sich jährlich über viele Besucher freuen, regelmäßig ziehen die Sonderausstellungen über 10.000 Besucher an. Auf zwei Stockwerken gibt es für die Museumsbesucher immer viel Interessantes zu sehen. Doch einige Räume, die zum Museum gehören, bleiben für die Öffentlichkeit geschlossen. Für den SÜDKURIER öffnete Museumsleiter Julian Windmöller jedoch die Türen des Museumsdepots. Hier werden die Sammlungen aufbewahrt, wenn sie gerade nicht ausgestellt werden.

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Mehrere tausend Gegenstände in der Sammlung

„Insgesamt befinden sich in etwa 3500 Gegenstände in der Sammlung des Stadtmuseums“, berichtete Windmöller. Dazu zählen die städtische Gemäldesammlung sowie die Sammlung Wagner, die allein rund 330 Werke umfasst. Der Stockacher Ehrenbürger Heinrich Wagner war ein leidenschaftlicher Kunstsammler, der über Jahrzehnte hinweg Bilder von 70 Künstlern zusammentrug, heißt es auf der Internetseite des Stockacher Kulturamts. 2016 übergab Wagner demnach seine wertvolle Sammlung der Stadt als Dauerleihgabe.

Auch die weltgrößte Sammlung rund um die Zizenhausener Terrakotten ist Teil der Sammlung des Stadtmuseums. Dafür braucht es natürlich eine ganze Menge Platz. Das Museumsdepot ist daher auf insgesamt drei Standorte im Stadtgebiet aufgeteilt, die nicht öffentlich bekannt sind. Das soll auch so bleiben.

Einer der größeren Depoträume des Stockacher Stadtmuseums. In Stahlschränken lagern hier Gegenstände aus der Museumssammlung, wenn sie ...
Einer der größeren Depoträume des Stockacher Stadtmuseums. In Stahlschränken lagern hier Gegenstände aus der Museumssammlung, wenn sie gerade nicht in einer Ausstellung gezeigt werden. | Bild: Julian Windmöller

Doch einen davon durfte der SÜDKURIER besichtigen. Die Wände sind gesäumt mit Regalen, die in schmale Fächer unterteilt sind. Windmöller ging zielstrebig auf eines der Regale zu und zog ein gerahmtes Bild heraus. Es handelte sich um eine Grafik von Salvador Dalí, die für die Sonderausstellung 2024 bereit lag.

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Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen überwacht werden

Am Kopfende des Raums stand ein Planschrank mit breiten Schubladen, obendrauf eine Anzeige für Temperatur und Luftfeuchtigkeit. „Das müssen wir überwachen“, erklärte Windmöller. Denn um den Erhalt der Kunstobjekte und Museumsstücke zu garantieren, sollten ganz bestimmte Bedingungen eingehalten werden.

Für Archivräume wie diesen gilt, dass starke Schwankungen oder Spitzenwerte bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit vermieden werden müssen. ...
Für Archivräume wie diesen gilt, dass starke Schwankungen oder Spitzenwerte bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit vermieden werden müssen. Im Vordergrund steht eine Beleuchtungseinrichtung für Reproaufnahmen. | Bild: Julian Windmöller

Wichtig sei vor allem, kurzzeitige Spitzenwerte und starke Schwankungen bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Die genauen Anforderungen an die Räume unterscheiden sich auch danach, welche Materialien darin gelagert werden sollen. „Dahingehend sind wir im Stockacher Stadtmuseum natürlich sehr breit aufgestellt, da wir die Geschichte der Stadt sammeln. Wir haben Objekte aus Holz, Papier, Metall, aber zum Beispiel auch Textilien„, erklärte Windmöller. Wie genau die Sammlung zusätzlich alarmtechnisch gesichert ist, bleibt natürlich ein Geheimnis.

Seit wann genau man in Stockach sammelt, kann Windmöller nicht sagen. Aber „vermutlich kann man als Startpunkt das Jahr 1930 ausmachen“, so Windmöller. Damals fand die 54. Versammlung des Bodensee-Geschichtsvereins in Stockach statt.

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Wie alles begann

„Darauf war man sehr stolz, aber es stellte sich auch die Frage, was man da präsentiert. Deshalb hat man bewusst angefangen zu sammeln“, sagte Windmöller. Reguläre Ausstellungsräume oder feste Öffnungszeiten für ein Stadtmuseum gab es allerdings noch lange nicht. Das sei erst mit dem Ausbau des Kulturzentrums im alten Forstamt, in den frühen 2000er-Jahren zustande gekommen.

Doch auch wenn das Stadtmuseum über zwei Stockwerke im Kulturzentrum verfügt, können niemals alle Stücke aus der Sammlung gleichzeitig gezeigt werden. In der Beschreibung zur Ausstellung ‚Kunst & Kurioses‘ hieß es, dass je nach Museum bis zu 90 Prozent der Sammlung im Depot schlummern.

Sammeln und Bewahren ist Teil des Auftrags

„Das ist aber kein Manko, sondern Teil unseres Auftrags zu sammeln und zu bewahren“, erklärte Windmöller. Ausstellungen sollen immer auch eine Geschichte erzählen und einen roten Faden haben. Das sei aber nur möglich, wenn man eine gewisse Auswahl treffen könne.

Die grauen Kisten mit den Klebezetteln enthalten einen Teil des Nachlasses der Familie Sohn zu den Zizenhausener Terrakotten.
Die grauen Kisten mit den Klebezetteln enthalten einen Teil des Nachlasses der Familie Sohn zu den Zizenhausener Terrakotten. | Bild: Julian Windmöller

Die Wege, auf denen die Objekte zur Sammlung kommen, sind ganz unterschiedlich. „Zum einen sammeln wir proaktiv Dinge, von denen wir sagen, die Sachen sind interessant, beispielsweise, weil sie in einem Zusammenhang zu einer Persönlichkeit der Zeitgeschichte stehen„, erklärte Windmöller.

Wie die Gegenstände ins Museum kommen

Zum anderen kommen aber auch viele Bürger auf das Museum zu, beispielsweise wenn die Großeltern gestorben sind und eine Wohnungsauflösung ansteht. „Manchmal kommt das auch phasenweise und eine Zeitlang ist wieder nichts. Aber ich freue mich immer, wenn Leute auf uns zukommen“, sagte Windmöller.

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Auch das Internet sei eine wichtige Quelle für neue Sammlungsstücke geworden. „Auch da halten wir die Augen offen, ob wir etwas finden, was zum Sammlungsbestand passt“, erklärte Windmöller. Oftmals bekomme das Museum dann auch Gegenstände geschenkt, „weil deren Besitzer das Bewusstsein haben, dass sie der Öffentlichkeit etwas zur Verfügung stellen wollen“.

Dieser Artikel erschien erstmals im November 2023.