Vor dem Haus von Nada Lange in Hohenfels ahnt man noch nicht, was einen dahinter erwartet. Doch wartet eine tierische Überraschung. Denn die gebürtige Kroatin, die vor über 50 Jahren nach Deutschland kam, beherbergt hier sieben Servale, sechs Asiatische Leopardenkatzen und neun Norwegische Waldkatzen. Die 74-Jährige sorgt nur mit Unterstützung von zwei sehr guten Freunden für all diese Tiere.

Doch damit nicht genug – für die Zukunft plant sie bereits deutlich größer: Lange möchte eine Stiftung zur Unterbringung von Wildkatzen gründen, weil es für diese bundesweit nicht genügend Plätze gebe. Für die Realisierung und den Aufbau einer solchen Stiftung sucht Lange nun nach Personen und Unternehmen, die sich auch finanziell beteiligen, um eine lebenslange, artgerechte Unterbringung der Tiere zu gewährleisten.

Die Servale haben alle ein eigenes beheiztes Zimmer oder sogar ein Häuschen. Jeder kann jederzeit einen Ausflug in sein abgegrenztes ...
Die Servale haben alle ein eigenes beheiztes Zimmer oder sogar ein Häuschen. Jeder kann jederzeit einen Ausflug in sein abgegrenztes Freigehege unternehmen. | Bild: Claudia Ladwig

Ihr Bauernhaus, die Nebengebäude und das 11.000 Quadratmeter große Grundstück will sie in die Stiftung einbringen, damit nicht nur ihre Schützlinge, sondern auch weitere Tiere in Not, wie beispielsweise Karakale (Wüstenluchse), Bobcats (Rotluchse) oder Geparden, gerettet werden können. Diese Tiere dürfen zwar privat gehalten werden, doch nicht immer stimmen die Lebensbedingungen mit den gesetzlichen Vorgaben überein. Dann werden die Tiere entnommen und brauchen einen neuen Lebensort.

So kam Nada Lange zu ihren Wildkatzen

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Nada Lange Wildkatzen hält? Es hat auf Umwegen etwas mit ihrem Beruf und ihrer letzten Position als Pflegedienstleiterin, Leiterin und Geschäftsführerin des Pflegeheims Zum Goldenen Löwen in Bodman-Ludwigshafen zu tun. Immer, wenn Notarzt Peter Mayr aus Stockach, dem sie für seine Arbeit heute noch sehr dankbar sei, im Haus war und seinen Laptop aufklappte, sei dort das Foto einer Savannah-Katze, einer Kreuzung aus afrikanischem Serval und Siamkatze, erschienen. Nada Lange verliebte sich sofort in diese Art, berichtet sie.

Der junge Serval versucht sich im Fauchen. Es klingt eher niedlich als angsteinflößend.
Der junge Serval versucht sich im Fauchen. Es klingt eher niedlich als angsteinflößend. | Bild: Claudia Ladwig

Sie habe sich anschließend im Internet über die Wildkatzen informiert und beschlossen, zwei Servale zu kaufen. Einen passenden Züchter habe sie in Amerika gefunden. Lange erkundigte sich bei den Behörden, welche Genehmigungen sie brauchte und welche Richtlinien für die Unterbringung gelten, erzählt sie weiter. 2015 seien die Servale zu ihr gekommen. „Mit drei Monaten wurden sie von der Mutter getrennt. Ich habe sie mit der Flasche großgezogen, damit sie möglichst zahm werden. Später muss man weiter mit ihnen arbeiten, spielen und Kontakt halten“, erzählt sie. Die Servale bekamen später drei Kinder.

Der Garten von Nada Lange ist eine riesige Wohnanlage für ihre Wildkatzen. Jedes Tier hat sein eigenes Häuschen und Gehege. Auch nach ...
Der Garten von Nada Lange ist eine riesige Wohnanlage für ihre Wildkatzen. Jedes Tier hat sein eigenes Häuschen und Gehege. Auch nach oben ist das Freigelände abgesichert, damit kein Vogel hineinfliegt. | Bild: Claudia Ladwig

Außerdem lebt bei ihr die Serval-Dame Lara, die inzwischen schon 15 Jahre alt ist und aus schlechter Haltung in Konstanz zu ihr gekommen sei. Serval Sammy war in Herford in einer Wohnung und Werkstatt gehalten worden, lebte vorübergehend im dortigen Tierpark und wurde vom Veterinäramt im Landkreis Konstanz an sie vermittelt.

Nada Lange berichtet, dass sich Mitarbeiter vom Veterinäramt im vergangenen Jahr bei ihr umgesehen hätten. Sie seien beeindruckt gewesen, denn die Tiere haben eigene Zimmer oder sogar Häuschen mit Isolierung, Strom und Fenstern. Jeder Serval hat einen 20 Quadratmeter großen beheizten Raum und ein mehr als 50 Quadratmeter großes Freigehege mit Sonnenschutzbereich. Über den Gehegen befindet sich Maschendrahtzaun zum Schutz der Vögel, die gerne in den alten Bäumen nisten.

Die Räume der Tiere sind mit vielen Decken und Handtüchern ausgelegt, die regelmäßig gewaschen werden. Das Futter wird den Tieren ...
Die Räume der Tiere sind mit vielen Decken und Handtüchern ausgelegt, die regelmäßig gewaschen werden. Das Futter wird den Tieren liebevoll auf einem Teller zubereitet. | Bild: Claudia Ladwig

Auch die Asiatischen Leopardenkatzen mögen es warm. Zwei Tiere hat Nada Lange bei einem Züchter erworben. Sie bekamen drei Kinder, zwei männliche und ein weibliches. Die Tiere sind nicht kastriert und werden separat gehalten. „So sind sie für sich, haben die notwendige Ruhe, aber durch die Gitter sehen sie sich im Außengehege.“ Sie könnten sich auch nicht gegenseitig anstecken, falls mal ein Tier mal krank ist.

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Apropos Krankheit: Tierärzte zu finden, sei eher schwierig, so Nada Lange. Wenn die Servale Hilfe brauchen, kümmert sich das Ärzteteam des Kleintiergesundheitszentrums Ravensburg darum. Und mit Tierärztin Maria Mühling gebe es auch kompetente Unterstützung vor Ort.

Weil Serval Ayomi einen Kameraden zum Lernen und Spielen brauchte, kam eine männliche Norwegische Waldkatze hinzu, erzählt Lange weiter. Ein weibliches Tier folgte und bald erblickten sieben Nachkommen das Licht der Welt. Diese flauschigen Katzen lassen sich auch streicheln. Nada Lange genießt die Nähe zu den Tieren sichtlich. Sie erzählt, dass sie vor wenigen Jahren an Krebs erkrankt war. „Ich habe es nur durch meine Tiere geschafft. Die brauchen mich.“

Was fressen die Wildkatzen?

Zweimal am Tag, gegen 14 Uhr und nachts um 1 Uhr, bekommen sie Nahrung. Nada Lange verfüttert Rind- und Wildfleisch vom Großmarkt, Babyziegenmilch, Zusatz-Vitamine und gelegentlich sogar ein paar Garnelen. „Ab und zu bekommen sie auch Eintagsküken. Dafür habe ich eine Genehmigung vom Veterinäramt. Aber das mache ich nicht gerne. Trockenfutter mögen sie nicht. Auch Mäuse wollen sie nicht. Wenn sie mal eine fangen, lassen sie sie liegen. Hähnchenherz dagegen ist etwas ganz Besonderes für sie“, zählt sie auf. Täglich braucht sie fünf Kilogramm Fleisch, denn jedes Tier bekommt 500 bis 700 Gramm auf einem Teller ins Zimmer gereicht.

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Die Tierhaltung ist ein teures Unterfangen. Bislang finanziert Nada Lange alles mit Unterstützung mehrerer Helfer im Hintergrund. Sie könnte züchten und viel Geld verdienen, aber das wolle sie nicht, betont Lange. Lieber investiere sie ihre ganze Zeit und Energie in das Wohl ihrer Schützlinge. „Es ist schon extrem viel Arbeit. Ich bin permanent am Putzen, Füttern und Waschen“, gesteht sie lachend. In zwei riesigen Waschmaschinen landen regelmäßig die Decken und Handtücher aus den Häuschen. Helfer mit Herzblut wären ihr sehr willkommen.

Was sagen Nachbarn und Gemeinde zu dem Privat-Zoo?

Die Nachbarn hätten nichts gegen ihren „Privat-Zoo“, so Nada Lange. Einige hätten sogar beim Bauen geholfen und sie habe die Gehege so angelegt, dass es rundherum viel Platz gebe. Außerdem seien die Tiere sehr ruhig, anders als zum Beispiel Hunde.

Bald wird auch Bürgermeister Florian Zindeler sich die Anlage ansehen. Er berichtet, dass er erst kürzlich mit Nada Lange telefoniert habe. Weiter teilt er mit, dass Städte und Gemeinden zum Teil größere Probleme bei der Unterbringung von speziellen Tieren, insbesondere von Kampfhunden, hätten. „Ein artgerechter Platz für Raubkatzen könnte daher auf mehreren Ebenen eine gute Sache sein.“ Einen Mehrwert für die Gemeinde könne er derzeit nicht abschätzen, da es bisher keinen öffentlichen Zugang zu den Tieren gebe.

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Nada Lange kann sich vorstellen, ihren Garten künftig für Besucher zu öffnen. Und falls mehr Wildkatzen ihren Schutz benötigen? Die Antwort kommt sofort: „Ja gut, dann baue ich noch ein Häuschen, die bleiben hier.“