Antonia Wintersig

Es war zwar nicht Freitag, eine Demonstration der Aktivisten von Fridays for Future gab es am Montag trotzdem. Ungefähr 100 Beteiligte zogen vom Herosé-Park aus über den Seerhein und die zu diesem Zweck kurzzeitig gesperrte Laube in Richtung Innenstadt und Konstanzer Münster.

Die Demonstration anlässlich von 100 Tagen Klimacamp zog unter anderem über die zeitweise gesperrte Laube.
Die Demonstration anlässlich von 100 Tagen Klimacamp zog unter anderem über die zeitweise gesperrte Laube. | Bild: Antonia Wintersig

Dort lag das Ziel und der Anlass der Demonstration: Das Klimacamp im Pfalzgarten. Am Montag wurde das Camp 100 Tage alt. Am 1. August wurden die ersten Zelte aufgeschlagen und der freitägliche Protest ausgeweitet – auf 24 Stunden, sieben Tage die Woche.

Aktivisten halten Engagement der Stadt für nicht ausreichend

Bei einer Abschlusskundgebung blickten die Friday-Mitglieder sowohl zurück – auf die 100 Tage, die sie nun schon im Pfalzgarten ausharren, als auch nach vorn, auf die Klimaschutzentscheidungen, die in Konstanz anstehen. Im März diesen Jahres beschloss die Stadt, bis 2035 weitgehend klimaneutral zu werden. Zu diesem Zweck wurde vom Institut für Energie und Umweltforschung (Ifeu) aus Heidelberg das Klima-Plus-Szenario erarbeitet.

Das könnte Sie auch interessieren

In den Augen von Fridays for Future ist das bisherige Engagement für dieses Ziel allerdings bei Weitem nicht ausreichend. Im Gegenteil, manche Überlegungen stünden der Klimaneutralität regelrecht entgegen. Dazu gehört beispielsweise der Bau einer neuen Gas-Pipeline nach Konstanz, der aktuell diskutiert wird. Ein Projekt, das der Strategie des Ifeus komplett entgegenstehe, so Manuel Oestringer von Fridays for Future Konstanz.

Der 25-jährige Konstanzer Chemiestudent Manuel Oestringer im Fridays for Future-Klimacamp im Pfalzgarten (Oktober 2021).
Der 25-jährige Konstanzer Chemiestudent Manuel Oestringer im Fridays for Future-Klimacamp im Pfalzgarten (Oktober 2021). | Bild: Antonia Wintersig

„Man braucht nicht über Klimaneutralität zu reden, wenn man gleichzeitig das Gasnetz ausbauen will“, sagt Oestringer. Die Art und Weise, auf die geheizt wird, sei zusammen mit Verkehr und Strom eine der drei großen Stellschrauben, an denen gedreht werden müsse, um das Ziel Klimaneutralität bis 2035 auch nur ansatzweise zu erreichen. 100 Tage Klimacamp – das sei verdammt lang, und trotzdem passiere so wenig, sagen die Aktivisten.

Ein Rückblick auf 100 Tage im Pfalzgarten

„Als wir am ersten August die ersten Pavillons aufgebaut haben, hatten wir noch Angst, dass wir nicht mal bis zur Bundestagswahl durchhalten. Inzwischen sind es 100 Tage“, sagt Corinna Zürn von Fridays for Future Konstanz in einer Rede, in der sie auf die vergangenen Monate im Camp zurückblickt. Sie hebt die Solidarität hervor, die die Konstanzer den Campierenden von Anfang an entgegengebracht haben. „Im Laufe des Konstanzer Sommers wurde klar, dass wir den Platz, den wir hier zur Verfügung haben, auch ausfüllen können“, so Zürn.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie spricht über die Gegensätzlichkeiten, die das Camp auszeichnen: An einem Nachmittag Spülen und Aufräumen, an einem anderen Diskussionen mit Menschen führen, die beim Camp vorbeischauen. Wieder an einem anderen Tag besucht die Umweltministerin des Landes das Camp. Corinna Zürns persönliche Erfahrung sei vor allem die der Bereicherung: „Weil man neue Dinge hört, neue Gedanken aufschnappt und Freundschaften knüpft.“

Klimacamp von Fridays for Future (FFF) auf dem Pfalzgarten. Im Hintergrund ist das Konstanzer Münster bei Nacht zu erkennen (Aufnahme ...
Klimacamp von Fridays for Future (FFF) auf dem Pfalzgarten. Im Hintergrund ist das Konstanzer Münster bei Nacht zu erkennen (Aufnahme vom 31. Oktober). | Bild: Marcel Jud

Nun steht dem Klimacamp der erste Winter bevor. Zur Handhabung dieser Situation laufen momentan verschiedene Überlegungen, so Manuel Oestringer. Eine davon sei, noch mehr Schlafsäcke zu besorgen, und eine andere, den Küchenpavillon wetterfester zu machen. Ausgereift seien diese Ideen bisher aber noch nicht. „Man muss, glaube ich, auch ein bisschen von Wetter zu Wetter schauen“, sagt Oestringer.

Momentan sei es mit Tee und Schlafsack aber ganz angenehm. Und da man gerade genügend warme Schlafsäcke zur Verfügung habe, sei er auch für die kommende Zeit noch relativ optimistisch. Das Camp abzubrechen haben die Demonstrierenden aufgrund der sinkenden Temperaturen bisher auf jeden Fall nicht vor.