Wohl jeder Konstanzer hat Kontakt zur Spitalstiftung – ob bewusst oder unbewusst. Menschen, die Hilfe benötigen, finden diese zumeist bei der Spitalstiftung Konstanz. Spaziergänger erholen sich im spitälischen Lorettowald, andere genießen gerne die Weine der Spitalkellerei oder wohnen sogar auf einem Grundstück der Stiftung, die viel für die Bürger leistet. Und das seit 800 Jahren.
800 Jahre sind ein magisches Datum, würdig einmal innezuhalten und das scheinbar Selbstverständliche, das alles andere als selbstverständlich ist, wieder in das Bewusstsein zu rücken. Eben dies vermag Stiftungsdirektor Andreas Voß mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen eines Festaktes am Freitag, 27. Juni, im Konzil, unweit der Geburtsstätte der Institution an der Marktstätte.
Bevor die offiziellen Festredner die Bühne betreten, werden die mehr als 200 geladenen Gäste mittels einer szenischen Inszenierung in das Mittelalter, genauer gesagt in das Jahr 1225 versetzt: Die Stiftungsurkunde wird verlesen.
Ein großes Glück für die Konstanzer
„Wir können uns glücklich schätzen, eine so leistungsfähige Stiftung zu haben“, die im Wesentlichen soziale Dienste an den Mitmenschen leiste, so Oberbürgermeister Uli Burchardt. Aktuell erlebten etwa 350 Menschen in den Pflegeeinrichtungen Fürsorge. Die Spitalstiftung sei „heute eine der größten sozialen Einrichtungen“, so Burchardt.
Sein Dank gilt allen, die sich im Laufe der Geschichte für und in der Stiftung engagiert haben und es heute noch tun; auch dem Gemeinderat, der gleichzeitig die Funktion des Stiftungsrats innehabe und diese Aufgabe immer sehr ernst nehme. Die Stiftung sei „nicht geplündert oder missbraucht worden“, vielmehr sei stets im Sinne und dem Zweck der Stiftung, die immer auf Höhe der Zeit war und ist, gehandelt worden.

Die Spitalstiftung sei innovativ und zukunftsgewandt, so Burchardt, der sich wünscht, dass sie auch künftig Kurs halte und immer Menschen bekomme, die anderen helfen wollen. Persönlich schenkt er Stiftungsdirektor Andreas Voß eine Guerilla-Pflanzaktion: Er wolle heimlich im Lorettowald eine Eiche pflanzen, die 800 Jahre lang wachsen und gedeihen möge. Im Namen der Stadt überreicht er symbolisch einen Vogelgarten für das Pflegeheim Weiherhof.

Zeugnis eines unermüdlichen Engagements
„800 Jahre sind ein Zeugnis eines unermüdlichen Engagements der Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Naturliebe und Verantwortung“, stellt Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, fest. Er würdigt überdies den Einsatz für Teilhabegerechtigkeit für eine starke Gesellschaft, schließlich sei der Zusammenhalt in einer Gesellschaft die „Basis einer Demokratie“.
Die Spitalstiftung sei eine der ältesten Bürgerstiftungen in Deutschland, würdigt Lucha, der als „Suchtminister“ – wie er sich selbst scherzhaft bezeichnete – bezüglich der stiftseigenen Kellerei humorvoll erinnert: „Ihr habt den Meersburgern die schönste Weinlage stibitzt.“ Allerdings mahnt er den sorgsamen Umgang mit diesen Genussmitteln an.

Ernsthaft kommt Lucha auf die Herausforderungen des demografischen Wandels zu sprechen. Innovative Lösungen seien gefragt, schließlich müsse dafür gesorgt werden, dass die Menschen, die ihre Lebensleistung erbracht haben, „im Alter gut, anständig und respektvoll behandelt werden“, so Manfred Lucha, der anfügt: „Wir brauchen eine Verantwortungsgesellschaft.“
Nur im Zusammenspiel unterschiedlicher Module, wie professionelle Pflegekräfte, ehrenamtliche Helfer, Televisiten und dergleichen mehr, könne dies gelingen. Die Spitalstiftung Konstanz sei beispielhaft und „die Antwort darauf, dass niemand ausgegrenzt wird“, würdigt er.

Zum Wohl der Menschen
„Kontinuität, Verantwortung, tiefe Verwurzelung im Gemeinwesen in Konstanz“, so skizziert Stiftungsdirektor Andreas Voß die Bürgerstiftung mit ihren vielen Töchtern. Er erinnert an die große Tochter Klinikum Konstanz, die im Jahr 2012 in den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) eingegliedert wurde. Die Stiftung, nunmehr Gesellschafter, habe ihr Profil neu definieren müssen.
„Wir brauchen ein starkes Klinikum und eine starke Stiftung“, so Voß. Beide seien noch immer eng verbunden. So bekäme auch das Klinik-Personal Wohnungen in den Häusern der Spitalstiftung, schließlich „ist Fachkräftegewinnung das A und O, denn der Druck ist groß.“ Allein in den vergangenen sieben Jahren habe die Stiftung 74 Personalwohnungen gebaut.

Das Rebgut Haltnau sei umfangreich saniert und im Jahr 2019 fertiggestellt worden, wonach die Sanierung der Vinothek in Konstanz erfolgte. „Ein Bekenntnis Richtung Weinbau, denn damit fing ja alles bei der Spitalstiftung an“, erinnert Voß.
Es geht immer um Menschen
55 Millionen Euro habe die Stiftung allein in Neubauten – Instandhaltungsmaßnahmen nicht inbegriffen – in den letzten Jahren investiert, darunter „das Pflegeheim Weiherhof, das wir bauen mussten und das in diesem Jahr fertig wird“. Schließlich hätten in allen Pflegeeinrichtungen Doppelzimmer abgebaut werden müssen. Am Weiherhof, das im Oktober eröffnet werden solle, gebe es 86 Pflegeplätze. Wichtig ist ihm: „Es geht nie nur um Gebäude, sondern um Menschen und Pflege und Betreuung.“
Natürlich erwähnt Andreas Voß auch die „jüngsten Kinder“, wie beispielsweise die Woge, eine Einrichtung für psychisch kranke Menschen, und das sozialpädiatrische Zentrum, das im Jahr 2023 zur Stiftung, die sich auch der Gemeinwohlökonomie verschrieben hat, kam. Tradition sei die Bewahrung des Feuers; bei der Spitalstiftung handle es sich um das Feuer der Nächstenliebe. „Ich sehe, dass die Kollegen das leben“, würdigt Voß die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen er „soziales Gewissen und Verantwortung für andere“ zuerkennt.
550 Menschen aus 40 Nationen lebten „Offenheit und Zusammenhalt zum Wohl der uns anvertrauten Menschen“ so Voß, der im Rahmen des Festaktes auch den im Vergleich „blutjungen Kollegen vom SÜDKURIER“ gratuliert, die wenige Stunden später zum Festakt des 80-jährigen Bestehens der unabhängigen Tageszeitung geladen haben.
Die Gäste sprechen Dank und Anerkennung aus:


