Welche Pläne hat die Feuerwehr für den Fall, dass das Münster brennt?

Das Münster ist eines der am besten vor einem Brand geschützten Gebäude in Konstanz. Es gibt eine flächendeckende Brandmeldeanlage, berichtet Uwe Jordan, stellvertretender Leiter des Feuerwehramts. Das bedeutet, dass alle Bereiche des Münsters mit automatischen Rauchmeldern ausgestattet sind, die ein entstehendes Feuer direkt an die Feuerwehrwache melden.

Das Dach des Münsters ist in verschiedene Brandabschnitte eingeteilt, Längs- und Querschiff einerseits sowie die drei Türme. "Die Brandabschnitte sind durch Brandschutztüren und -wände voneinander getrennt". Eine solche Wand oder Tür könne dem Feuer etwa 90 Minuten lang standhalten, sodass ein Ausbreiten des Feuers verhindert wird.

Wie käme die Feuerwehr an Brandherde im Dach heran?

Es gibt drei "Angriffswege", erläutert Uwe Jordan: einen über den Südturm, der auch als Besucherturm genutzt wird, einen über den Nordturm, der ausschließlich von der Feuerwehr und von Handwerkern genutzt wird und ein Weg führt über eine Wendeltreppe im Querschiff.

Sollte es also in einem oder beiden Türmen brennen, hat die Feuerwehr Alternativen. In den Türmen gibt es fest installierte Steigleitungen der Feuerwehr. Das bedeutet, dass ein Rohr im Turm installiert ist, eine sogenannte Trockenleitung, die von unten mit Wasser gespeist werden kann. "Das erspart den Aufwand, die Schläuche über die Treppen zu verlegen", erklärt Jordan.

Bild 1: Am Tag nach dem Brand von Notre-Dame in Paris: Wie gut wäre das Konstanzer Münster vor einer Brandkatastrophe geschützt?
Bild: Stefan Arendt

Wie sorgt die Feuerwehr dafür, dass genügend Löschwasser zur Verfügung steht?

Die erste Wasserversorgung laufe über das Hydrantennetz, das bei jedem Brand genutzt werde. "Meistens wird das ausreichen", sagt Jordan. Falls das Hydrantennetz doch zusammenbräche, müsste man das Wasser aus dem See holen. Dazu würde man beispielsweise am Inselhotel eine Saugleitung in den See legen und den Tank eines Feuerwehrfahrzeugs befüllen. Allerdings hält Jordan diese Notwendigkeit für eher unwahrscheinlich.

Wie wahrscheinlich wäre ein Brand am Münster und wodurch könnte er entstehen?

Tatsächlich sieht Uwe Jordan in Handwerkerarbeiten, wie sie auch beim aktuellen Brand in Notre-Dame stattfanden, den größten Risikofaktor. Gerade bei Stahlbauarbeiten könne es Funken durch Schweißarbeiten geben. Für die Brandentstehung müssten mehrere Faktoren zusammenkommen: zum einen ein Funkenflug, zum anderen Material, das sehr schnell Feuer fängt – wie Abbruch- oder Verpackungsmaterial. Außerdem könne die Feuerwehr durch Riegelstellungen versuchen zu verhindern, dass das Feuer übergreife.

Wie gut ist die Feuerwehr auf ein solches Szenario vorbereitet?

Sehr gut, sagt Uwe Jordan. Alle drei bis vier Jahre finden Begehungen im Münster zum vorbeugenden Brandschutz statt. Dabei werde zum Beispiel sicher gestellt, dass sich im Dachstuhl keine Brandlasten, leicht brennbares Material, befinden. Durch die Begehungen erreiche man zudem, dass die Feuerwehrpläne den hauptamtlichen Feuerwehrkollegen vertraut seien.

"Das Münster gehört zu den Objekten, über die wir am besten Bescheid wissen – eben, weil es ein Wahrzeichen ist", sagt Jordan. Mindestens einmal im Jahr finde eine Übung statt, bei der das Szenario "Münsterbrand" gestellt wird und regelmäßig nehme daran auch die Kreuzlinger Feuerwehr teil.

Wo lagern die wertvollsten Schätze im Münster und gäbe es eine Chance, sie zu retten?

Die wertvollsten Gegenstände verortet Konrad Schatz, ehemaliger Mesner und profunder Kenner des Münsters, am Hochaltar: "Dort befinden sich die wichtigsten Figuren, außerdem Kruzifixe und Leuchter", sagt Schatz. Vermutlich würde es gelingen, sie zu retten, auch wenn es am Westturm brenne.

Die Orgel hält er für sehr gefährdet, es wäre zu aufwendig, einzelne Pfeifen herauszumontieren. Auch in den Seitenkapellen lagern wertvolle Figuren. Da diese durch Gitter versperrt sind, sei eine Rettung wenig wahrscheinlich.

In der Krypta unter dem Münster sind Scheiben montiert, die aus der Zeit um 1100 stammen. Sie könnten unter Umständen von außen abmontiert werden, sagt Schatz. "Aber das alles ist natürlich nicht mit den Schätzen in Notre-Dame zu vergleichen", relativiert Schatz den materiellen Wert. Er selbst sei völlig schockiert gewesen, als er den Fernseher anschaltete und den Brand der Pariser Kathedrale sah. "Zuerst dachte ich, das sei ein Actionfilm. Als ich begriff, fragte ich mich gleich, ob solch ein Szenario auch das Konstanzer Münster treffen könnte", berichtet Schatz.