Es ist der eine Satz, der den Konstanzern die Hoffnung nimmt: Der Bettenberg wird auf absehbare Zeit nicht wieder komplett zugänglich sein. Nach wie vor gehe von Kampfmitteln im Erdreich eine Gefahr aus, ergänzt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Erst im März sei auf dem einstigen Militärübungsplatz Munition gefunden worden.

Wenn die BImA als Eigentümerin des Geländes von Gefahr spricht, dann muss diese auch heute noch beträchtlich sein. "Es wurden Kampfmittel in erheblichem Umfang gefunden. Eine Mengenangabe ist uns leider nicht möglich", erklärt die Einrichtung auf die Frage, wie viel Munition sie seit der Sperrung des Bettenbergs im Jahr 2009 beseitigt hat. Welche Munition und wie viel davon im Erdreich noch steckt, darüber kann die Anstalt aus Bonn nur mutmaßen. In Vergangenheit sind immer wieder Kampfmittel, darunter noch scharfe Blindgänger, zum Vorschein gekommen. Im März habe es sich um einen Zufallsfund gehandelt. Weil die Lage so unklar ist, und noch weitere Faktoren hinzukommen, bleiben 58 der insgesamt rund 150 Hektar gesperrt.

Mit dieser Aussage müssen sich auch all jene zufrieden geben, die über eine mögliche andere Nutzung des Gebiets spekulieren und die außer Betracht lassen, dass der Bettenberg geschützt ist. Er ist im rechtswirksamen Flächennutzungsplan als Ausgleichsfläche für Eingriffe in Natur und Landschaft registriert, ein Teil steht unter Naturschutz. Im Jahr 2001 ist er großflächig zum Natura-2000-Gebiet (FFH) erklärt worden; aufgrund der "hohen naturräumlichen Bedeutung", heißt es aus dem Presseamt der Konstanzer Stadtverwaltung.

Es erklärt zudem zur Belastung mit Kampfmittel: Es "sind hauptsächlich in den Boden gelangte Schadstoffe wie Schwermetalle und sprengstofftypische Verbindungen zu vermuten, die sich beim Ausbleiben weiterer Schadstoffzufuhr je nach Substanz abbauen oder umwandeln können". Soll heißen: Warten, bis sich das gefährliche Material von selbst aufgelöst hat.

Die Ausweisung des Bettenbergs als Natura-Gebiet hindert die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben daran, die gesperrte Fläche aktiv von den gefährlichen Stoffen zu befreien. Auflagen lassen derart schwere Eingriffe in die Natur nicht zu. Zudem habe keine Veranlassung bestanden, das Areal weiter zu untersuchen und zu räumen, erklärt die BImA, die auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln müsse. Allerdings werde untersucht, ob am Rand der Sperrfläche und außerhalb Altlasten wie Öle und Treibstoffe im Erdreich verborgen sind, so die Kommunikationsabteilung. Auf die Frage, wie die Einhaltung des Betretungsverbots durch Bürger überwacht wird, heißt es: "Die Flächen werden periodisch durch einen Sicherheitsdienst kontrolliert. Auch der zuständige Bundesforstbetrieb nimmt eine Kontrollfunktion wahr." Dass die Warnschilder ernst zu nehmen sind, zeigen die Munitionsfunde – etwa aus dem Jahr 2011, als eine scharfe Granate auftauchte. Auf einem damals komplett geräumten Spazierweg kamen auch zwei Kilogramm Infanteriemunition und 23 Nebelwurfkörper zum Vorschein.


 

Die Geschichte des Bettenbergs

  • Militär: Es war das Jahr 1997, als die Bundeswehr den Bettenberg als Übungsplatz aufgab. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts nutzte ihn das Heer als Exerzierplatz und übte auch Stellungskämpfe. Bis 1945 war dort die Wehrmacht und testete Munition. Nach dem Krieg übernahmen die Franzosen den Bettenberg und schossen ebenfalls mit scharfer Munition. Nach dem Abzug der Franzosen übernahm die Bundeswehr den Bettenberg. Sie hat wohl nur Übungsmunition genutzt und die Flächen teilweise entmunitioniert. Durchschnittlich 8000 Euro im Jahr wendet heute die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) für die Sicherheit am Bettenberg auf.
  • Sperrung: Im Jahr 2009 sind bei Straßenbauarbeiten am Bettenberg Granaten zum Vorschein gekommen. Die zuständigen Behörden entschlossen sich zu einer sofortigen Sperrung des rund 170 Hektar großen Gebiets, das viele Konstanzer zur Naherholung nutzten. Die BImA hat den Bettenberg untersuchen und Kampfmittel beiseite räumen lassen. Erste Flächen sind im Jahr 2010 wieder freigegeben worden. Bis heute gesperrt ist rund ein Drittel des Bettenbergs, weil von scharfer Munition immer noch Gefahr ausgehen könnte: "Lebensgefahr – Absolutes Betretungsverbot", heißt es auf Schildern. (phz)