Er kam aus Oberschwaben, lebte viele Jahrzehnte in Konstanz, starb vor über 40 Jahren: Carl Oscar Walser , der über die von ihm errichtete Cerlowa-Stiftung der Stadt Konstanz eine Million Euro vermacht hat, war eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Aus einer Wirtsfamilie in Saulgau stammend, zog es ihn in die Welt hinaus und in eine steile Hotellerie-Karriere hinein. Als er seinen Posten als Direktor des Hotels Continental in München aufgab, hatte er ausgesorgt. Und trotzdem legte Walser nicht die Hände in den Schoß. Bis ins hohe Alter war er als Vertreter für Rotbart-Rasierklingen in den Friseursalons unterwegs. Und selbst ein kleines Pillenschächtelchen einer Apotheke auf der Schwäbischen Alb hob er über Jahrzehnte auf, denn was man noch brauchen könnte, wirft man nicht weg.

Wer dieser Carl Oscar Walser war, das wissen nur wenige Konstanzer, und auch was die Stadt angesichts der so großzügigen Erbschaft veröffentlichte, lässt diesen ungewöhnlichen Mann kaum aus der Konturlosigkeit treten. Eine Nichte von ihm lebt noch in Konstanz. Ihr Name, sagt sie, tut nichts zur Sache: Weder hat sie irgendeinen Anteil am großzügigen Erbe, noch will sie sich mit den Verdiensten ihres Onkels schmücken. Ein anständiges Gedenken an den Stifter, das ist es, was die Dame will. Denn Carl Oscar Walser war ihr zufolge eine Persönlichkeit, ein feiner Mann, der in Konstanz nicht nur Heimat, sondern auch gute Menschen um sich herum fand.

Er hinterließ ein Vermögen, von dem die Hälfte 40 Jahre nach seinem Tod der Stadt Konstanz für wohltätige Zwecke zufiel: Carl Oscar ...
Er hinterließ ein Vermögen, von dem die Hälfte 40 Jahre nach seinem Tod der Stadt Konstanz für wohltätige Zwecke zufiel: Carl Oscar Walser (1888-1974). Bild: privat

Als Carl Oscar Walser am 21. Oktober 1974 im Alter von 86 Jahren starb, ließ eine Todesanzeige im SÜDKURIER nicht darauf schließen, dass er zum Wohltäter für die Stadt werden sollte. Im heimischen Saulgau, damals noch ohne das Bad im Ortsnamen, war seine Beisetzung eher ein Thema. Denn die von ihm begründete Walser-Stiftung linderte dort schon vor über 40 Jahren manche Not von Saulgauern; sogar einen Weg hatte seine Heimatstadt nach der gegenüber sich selbst sparsamen und gegenüber anderen so großzügigen Familie benannt. In Konstanz hat der Gemeinderat ohne Gegenstimme die Annahme der Erbschaft beschlossen, nachdem Stadtarchivar Jürgen Klöckler in eigens angestellten Recherchen keine Hinweise fand, dass Walser ins nationalsozialistische Regime verstrickt war.

Über zehn Jahre verteilt, soll die Million in Vorhaben der Inklusion fließen. Eine erste Idee stellt Behindertenbeauftragter Stefan Grumbt heute im Haupt- und Finanzausschuss vor: Mit Geld aus der Cerlowa-Stiftung will die Stadt beim Projekt "99 Rampen" mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie man mit vergleichsweise geringen Mitteln Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wieder ermöglichen kann. Eine einfache Sache, die viel Gutes bringt – nach allem, was man über diesen Carl Oscar Walser weißt, hätten die Alu-Schienen zur Überwindung von Treppen dem Wohltäter gut gefallen.