Larissa Hamann

Servietten auf dem Weihnachtsmarkt, Kehricht beim großen Reinemachen vor den Festtagen und gezündete Böller- und Raketenreste nach Silvester – mit dem Jahreswechsel fällt auch jede Menge Restmüll an. Aber wo geht es nun eigentlich mit unserem ganzen Müll hin, nachdem wir ihn in der schwarzen Tonne entsorgt – und somit uns ihm erst einmal entledigt haben? Wir sehen von dem langen Prozess meist nur diese Szene:

Bild 1: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

An vier Tagen in der Woche sammeln die Müllfahrzeuge der Entsorgungsbetriebe Konstanz (EBK) den gesamten Restmüll von 40.000 Konstanzer Haushalten ein und kippen ihn in eine Umladestation auf dem Betriebsgelände der Entsorgungsbetriebe.

In spezielle Transportcontainer gepresst, transportieren Lastkraftwagen den Müll aus Konstanz nach Kreuzlingen und verladen ihn anschließend auf den "Müllzug".

Der Müllzug
Der Müllzug | Bild: Martin Motz

Zweimal wöchentlich fährt dieser Zug zur Kehrichtverbrennungsanlage Weinfelden.

Bild 3: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Bitte einmal wiegen – heißt es dort für jedes ankommende Müllfahrzeug. Konstanz bringt nach Angaben der EBK jede Woche etwa 220 Tonnen Rest- und unverwertbaren Sperrmüll auf die Waage – das entspricht 20 Transportcontainern. An der Rampe wird der Müll abgekippt.

Der Müll wird abgeladen Video: KVA Weinfelden / Larissa Hamann

Gelagert wird der Müll bis zu seiner Verbrennung hier im Müllbunker.

Bild 4: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Entgegen einem verbreiteten Irrglauben wird hier nichts mehr sortiert, sondern lediglich durchwälzt, da manche Stoffe besser als andere brennen, die Temperatur im Ofen aber konstant bleiben sollte. Trennen lohnt sich also doch, denn ansonsten sind verwertbare Stoffe wie Biomüll, Papier oder Metalle verloren.

„Eine saubere und richtige Abfalltrennung ist nachhaltig. Sie schont Ressourcen, bewahrt die Umwelt vor weiterer Zerstörung und ist nicht zuletzt wirtschaftlich und kostensparend. Die meisten Wertstoffe im Abfall können durch die Abfalltrennung sinnvoll verwertet werden.“
Eva Beil, Sachgebietsleitung Vertrieb Abfallwirtschaft der EBK

Zusätzlicher Kunststoff oder gar Öl – wie ein hartnäckiges Gerücht immer wieder behauptet – muss jedoch nicht hinzugegeben werden, damit der Müll später gut brennt und die Anlage effizient arbeitet. Dafür stehen nach Aussagen der KVA genügend Gewerbeabfälle zur Verfügung.

In der Müllgrube Video: Larissa Hamann

Auf einem beweglichen Rost gelandet, wird der Abfall gewendet und mit Luftzufuhr getrocknet zur optimalen Verbrennung vorbereitet. Bei über 1000 Grad Celsius verbrennen die Öfen der KVA Weinfelden den Müll rund um die Uhr.

Bild 5: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Zahlreiche Wasserrohre kühlen die Wände der Öfen. Alles, was von unserem Müll nicht verbrannt werden kann, kommt als Schlacke wieder nach Deutschland zurück auf eine Deponie.

Wo Feuer ist, ist auch Rauch. Und da dieser nicht einfach durch die Schornsteine der KVA abziehen darf, muss er vorher noch von umweltschädigenden Emissionen gereinigt werden.

Müllverbrennung Video: Larissa Hamann

Große Filter sind hierfür im Inneren flächendeckend mit Metallplatten ausgekleidet, die sich durch Hochspannung elektrostatisch aufladen. So halten sie die Schadstoffe im aufziehenden Rauch in Form von feiner Asche rein physikalisch fest. 180 Gramm pro 35 Liter Abfall bleiben dabei zurück.

Bild 6: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Wie so oft, sind auch in Sachen Umweltschutz aller guten Dinge drei. Denn nach dem Filtern wird das Rauchgas in acht Meter hohen Waschtürmen sorgfältig noch zweimal gespült – einmal mit Wasser, einmal mit Natronlauge. Das Abwasser bindet das herausgelöste Kochsalz, das anschließend als Feststoff komprimiert im Heilbronner Salzbergwerk endgelagert wird.

Bild 7: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Direkt unter dem Dach des Werkes saugt zuletzt eine Anlage die gereinigte Luft im Vakuum an und entlässt sie mit einem minimalen Kohlenstoffdioxid-Anteil über den Schornstein in die Umwelt. Das reicht den Betreibern der thermischen Verwertungsanlage in Weinfelden aber noch nicht: Zukünftig will die KVA selbst diesen Rest in Form von Kohlensäure zurückgewinnen.

Bild 8: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?

Clever genutzt: Auf 400 Grad aufgeheizt, betreibt das Kühlwasser der Öfen eine Turbine und diese wiederum einen Stromgenerator, der die Energie für 9000 Haushalte und den Betrieb der KVA zur Verfügung stellt. Umgerechnet könnte demnach aus dieser erzeugten Energie von 1,3 Kilowattstunden mit nur 35 Litern Müll ein Kuchen bei 200 Grad gebacken werden. Der Wasserdampf beheizt außerdem ein naheliegendes Hallenbad, ein Schulhaus sowie die benachbarte Papier- und Kartonfabrik, die so jährlich mehrere Millionen Liter Öl spart.

Bild 9: Die Reste von tausenden Feuerwerkskörpern landen mit dem Konstanzer Müll in einer Verbrennungsanlage in der Schweiz. Aber ist das eine saubere Sache, wenn unser Müll verbrannt wird?