
Sie haben einen Plan: Das ist die Grundlage, auf der das neue Fährschiff für die Linie Konstanz-Meersburg entsteht. Mit Klebeband haben es die Mitarbeiter der Pella Sietas Werft am Hamburger Stadtrand an die Wand geklebt – wie das Schnittmuster eines Kleidungsstück. Nur viel, viel komplizierter.
Das ist der Stoff, mit dem alles beginnt. Auf dem Hof der Werft liegen Platten aus Spezialstahl, vom Hersteller nach genauen Anforderungen geliefert und bereits beschichtet.
Bewegt werden können sie nur mit einem Magnetkran. In unserem Video findet der Vorgang etwas schneller statt als in der Realität.
Der Moment, in dem alles beginnt. In Hamburg drückt der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Buchardt als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Konstanz zusammen mit Werft-Geschäftsführerin Natallia Dean, Fährechef Stefan Ballier und Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter den Knopf für das Ausscheiden des ersten Bauteils aus einer Stahlplatte.
Mittels eines elektrischen Lichtbogens können auch komplizierte Formen computergesteuert und auf Zehntelmillimeter genau hergestellt werden. In unserem Zeitraffervideo wird gerade das erste Bauteil im Plasmaschneide-Verfahren gefertigt.
Die Hamburger Pella Sietas Werft kann riesige Schiffe bauen. Diese Halle, in der auch die Teile für die neue Konstanzer Fähre entstehen, ist schlappe 230 Meter lang. Da würde die "Tabor" dreimal hintereinander hineinpassen.
Nach diesem Prozess legt ein Magnetkran schließlich das erste Bauteil der zukünftigen Bodensee-Fähre ab. Darauf ist das Logo der Konstanzer Stadtwerke zu erkennen.
Die beschaulichen Dimensionen am Bodensee werden einem erst so richtig deutlich, wenn man den Vergleich hat. Dabei ist die Pella Sietas Werft am Stadtrand von Hamburg eher ein mittelständischer Betrieb. Der Portalkran ist für 300 Tonnen Last ausgelegt und könnte ein mittleres Ausflugsschiff der Weißen Flotte einfach so aus dem Wasser heben.
Die Pella Sietas Werft gehört mit dem Gründungsjahr 1635 zu den ältesten Schiffsbauunternehmen der Hansestadt. Viele Generationen war sie im Familienbesitz, bis sie nach einer Insolvenz infolge der Wirtschaftskrise 2014 von einer russischen Werftgruppe übernommen wurde.
Die Chefin: Natallia Dean ist die Geschäftsführerin der Pella Sietas Werft – freundlich und durchsetzungsstark zugleich. Und erkennbar stolz auf den ersten Auftrag am Bodensee und das Vorzeigeprojekt. Denn die neue Fähre ist mit ihrem Erdgas-Antrieb auch für ihr Unternehmen eine wichtige Visitenkarte.
Der Techniker: Björn Pape leitet das operative Geschäft der Pella Sietas Werft und ist damit einer der wichtigsten Ansprechpartner für die Auftraggeber vom Bodensee. Auch er weiß: Wenn das Projekt gut läuft, könnten für seine Firma auch Folgeaufträge drin sein.
Die Stahlplatten, die die Außenhaut des Rumpfs formen, wären für sich nicht stabil genug für den Wasserdruck und die Last des Schiffs. Deshalb werden zur Verstärkung spezielle Träger aufgeschweißt. Zum Teil hilft dabei ein Roboter, aber es ist auch noch sehr viel Handarbeit im Spiel.
Ein Schiff wird heute nicht mehr in einem Stück gebaut, sondern in Segmenten. Hier sieht man ein solches Bauteil, das aber nicht für die Konstanzer Fähre, sondern für ein Baggerschiff auf dem Meer hergestellt wurde. Für die neue Fähre ist diese Bauweise ohnehin die einzige Möglichkeit – denn irgendwie muss das 80 Meter lange Schiff ja an den See kommen.
Bereits der Transport der einzelnen Bauteile auf dem Werftgelände ist eine Herausforderung für sich. Zum Einsatz kommen solche zierlichen Tieflader. In der Fahrerkabine sitzt in der Regel übrigens kein Mensch – so etwas läuft längt mit Fernsteuerung.
Die letzten Arbeiten am Schiff werden gemacht, wenn es bereits weitgehend fertig im Wasser schwimmt. Im Fall der neuen Fähre wird dies dann in Konstanz-Staad erfolgen. Hier beendet die Pella Sietas Werft gerade einen anderen Auftrag – der Wasserbus für den öffentlichen Nahverkehr in Hamburg ist kurz vor der Auslieferung.