Anselm Venedey verlässt nach vierzehn Jahren den Konstanzer Gemeinderat. „Das hat primär private Gründe, die nichts für die Öffentlichkeit sind“, erklärt er auf SÜDKURIER-Nachfrage. In der Stadt kursieren bereits Gerüchte, er wolle als Kandidat bei der Oberbürgermeister-Wahl antreten. Darauf reagiert er lachend. „Das habe ich auch schon gehört, kann aber klar sagen: Das werde ich nicht machen, da ist gar nichts dran.“ Der Apotheker Daniel Hölzle rückt für ihn nach. Am 18. Februar, bei seiner letzten Sitzung im Gemeinderat, möchte er vor dem Gremium in einer Abschiedsrede über weitere Gründe für seine überraschende Entscheidung sprechen. 

„Ich beobachte eine Art Selbstbeweihräucherung“

Einiges lässt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER bereits durchklingen. „Man kann sich schon mal fragen, was der Gemeinderat der Stadt zumutet und was die Stadt dem Gemeinderat zumutet“, sagt er. Klingt da womöglich etwas Verbitterung durch? „Nein, auf gar keinen Fall. Ich habe das Amt immer mit Freude ausgeübt“, versichert er. Mit ihm verlässt ein Lokalpolitiker der alten Schule den Rat. „Ist es denn wichtig, richtig oder gut, wenn man zur alten Schule zählt?“, fragt Anselm Venedey und stellt fest: „Ich beobachte eine Art der Selbstbeweihräucherung bei älteren Räten. Wenn man zur alten Schule gehört, macht man ja nicht automatisch gute Kommunalpolitik.“

„Andere Kultur der kommunalpolitischen Arbeit“

Er nennt das Beispiel Stephan Kühnle. Der 31-Jährige kandidierte 2019 nicht mehr für den Konstanzer Gemeinderat, in den er 2014 eingezogen war. „Er hat als Junger doch gute Kommunalpolitik gemacht“, so Anselm Venedey. „Wobei mir die Bezeichnung jung oder alt nicht gefällt.“ Wolle er womöglich ein Zeichen setzen, dass es Zeit sei für einen Generationswechsel im Gemeinderat? „Noch einmal: Es geht nicht um jung oder alt. Es geht mir um eine andere Kultur der kommunalpolitischen Arbeit.“

2009 hatte Anselm Venedey die Idee eines neuen Standortes des Wochenmarkts.
2009 hatte Anselm Venedey die Idee eines neuen Standortes des Wochenmarkts. | Bild: Oliver Hanser
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Vierzehn Jahre gehörte der Gastronom dem Gremium an. „Laut Gemeindeordnung hat man nach zehn Jahren die Möglichkeit, das Ausscheiden sogar zu verlangen“, erklärt er. Das wolle er jetzt tun. Anselm Martin Eugen Octavius Venedey, so sein kompletter Name, erhielt am 26. Mai 2019 bei der Kommunalwahl 9213 Stimmen und war damit hinter Ewald Weisschedel, Jürgen Faden und Susanne Heiß viertstärkste Kraft der Freien Wähler.