In beinahe jedem Stadtteil gibt es ein Beispiel: Anwohner ärgern sich über die dichte Bebauung, über Grundstücke, auf denen kein Baum und kein Grünstreifen mehr Platz hat. Mauern rücken näher aneinander. Manche nehmen dies als städtische Atmosphäre wahr, andere fühlen sich bedrängt.
Früher sah man vom See aus nur Grün in Staad
Vertreter von Bürgergemeinschaften haben bei einer Veranstaltung auf die aus ihrer Sicht allzu dichte Bebauung aufmerksam gemacht. „Es wird sehr dicht gebaut“, sagt Sven Martin, Vorsitzender der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad. Das lasse eine sinnvolle Begrünung durch hochstämmige Bäume nicht mehr zu: aus seiner Sicht eine Fehlentwicklung. In den 60er Jahren habe es für die Bebauung des Staader Bergs eine Vorschrift gegeben, dass jedes Grundstück mit hochstämmigen Bäumen zu bepflanzen sei.
Neubauten in Staad lassen kaum Platz für Bäume
In der Mainaustraße entstehe zum Beispiel ein Mehrfamilienhaus mit 15 Wohnungen, daneben sei eine Tiefgarage über zwei Ebenen geplant. Diese nehme beinahe das gesamte Grundstück ein, so Sven Martin. Auf dem Nachbargrundstück habe der Spar- und Bauverein ähnlich gebaut: „Auf diesem Grundstück steht kein einziger Baum“, sagt Martin.

Auch am Hafner wünschen sich Anwohner mehr Grün
Beim Großprojekt Hafner, bei dem ein neuer Stadtteil entstehen wird, haben Bürger einer Initiative sich frühzeitig zu Wort gemeldet, um Planungen zu verhindern, die aus ihrer Sicht nicht sinnvoll sind. Ein Ziel der Initiative sei eine Reduzierung der Bebauung an den Hängen, erläutert Ursula Blümer, Sprecherin der Initiative. Der Erhalt dieser Flächen sei so wichtig, weil sie Grünflächen für die Allgemeinheit sicherten. So blieben außerdem Streuobstwiesen erhalten.

Der grüne Hang spiele auch eine Rolle im Hinblick auf die Zufuhr von Frischluft für Konstanz. Blümer warnt außerdem davor, bereits vorhandene Grünflächen gegen „künstliche“ einzutauschen, wie es die Pläne zur Hafnerbebauung vorsähen. Ein Teil der geplanten Grünflächen sei für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, weil sich dort Kleingärten oder Weinberge befänden.

In Petershausen macht man sich Sorgen
Auch in Petershausen wird es den Bewohnern punktuell zu dicht. Christoph Millauer von der Bürgergemeinschaft Petershausen verweist auf die neuen Wohnblöcke, die im Moment in der Markgrafenstraße entstehen. Hier werde „bis zum Gehtnichtmehr“ nachverdichtet, so Millauer.

Kritik übt er auch an der Entwicklung des Areals Brückenkopf Schänzle Nord: „Brauchen wir wirklich ein weiteres Gewerbegebiet?“
Wie sind Fehlentwicklungen in der Stadtplanung zu vermeiden?
Wie aber löst man das Problem? In der Stadt wird Wohnraum dringend benötigt. Wenn Neubauten entstehen, müssen diese entweder in vorhandene Baulücken passen oder sie belegen Freiflächen, die den Städtern bisher zur Erholung dienten. Stadtrat Simon Pschorr (Linke Liste) fordert eine nachhaltige Bebauungsplanung. Die Verwaltung müsse ihre Vorstellung von Stadtplanung deutlicher steuern, auch über das Eigentum, das er am liebsten in öffentlicher Hand sieht. Jürgen Ruff (SPD) verteidigt das Handlungsprogramm Wohnen. „Es ist kein Siedlungsprogramm, sondern aus der Not entstanden“, sagt er.
Zu spät auf Wohnungsnot reagiert?
Ewald Weisschedel (Freie Wähler) erinnert daran, dass man zu spät begonnen habe, sich mit der Wohnungsnot zu beschäftigen. Aus diesem Druck sei das Handlungsprogramm Wohnen entstanden. Dass es zu wenig Pflegepersonal am Klinikum gebe, hänge auch mit der Wohnungsknappheit zusammen.
Karl-Ulrich Schaible vom BUND weist darauf hin, dass in Konstanz viele Chancen, Wohnraum zu schaffen vertan würden, indem man darauf verzichte, höher zu bauen. Am Zähringerhof wären ein oder zwei zusätzliche Stockwerke problemlos möglich gewesen, so seine Auffassung.
Anne Mühlhäußer (Freie Grüne Liste) wiederum warnt davor, die Diskussion über den Zuzug von Menschen erbittert zu führen. „Wenn mir Einheimische sagten, ich dürfe hier nicht wohnen, weil ich irgendwann zugezogen bin, fände ich das problematisch“, sagt Mühlhäußer. Sie sieht die Wohnungsbaugesellschaft Wobak an der Grenze ihrer Kapazitäten. Möglicherweise werde es nötig sein, weitere Wohnungsbaugesellschaften zu gründen.