Die Erleichterung ist Insa Pijanka anzumerken. „Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung“, sagt sie am Mittwochnachmittag. „Der Zustand der Ungewissheit war das Schlimmste. Auch für meine Mitarbeiter.“ Der Gemeinderat hatte sich in einer nichtöffentlichen Sitzung am späten Dienstagabend mehrheitlich für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Insa Pijanka ausgesprochen. „Damit stellt sich die Stadt als Arbeitgeberin hinter die Intendantin der Philharmonie„, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Die Probezeit der 44-Jährigen läuft noch bis Ende Juni. Vor der Entscheidung, zu der die Intendantin den Saal verlassen musste, gab es noch eine offenbar ebenfalls intensive Diskussion zwischen den Räten und Insa Pijanka. „Fragen zu meinem Programm wurde mir da nicht gestellt“, sagt sie. „Ich kann auch nichts zu programmatischen Vorwürfen sagen, da die mir gegenüber nicht geäußert wurden.“ Mitarbeiter der Philharmonie hatten ihr darüber hinaus vorgeworfen, sie sei zu oft bei ihrem Ex-Arbeitgeber in Kassel gewesen und habe ihre Arbeit in Konstanz vernachlässigt. Gegen beides verwahrt sie sich.

Bürgermeister Osner bekräftigt Insa Pijanka

Auch Andreas Osner meldete sich zu Wort. „Ich freue mich über das klare Votum des Gemeinderats für Insa Pijanka. Sie hat nun die Rückendeckung und die Zeit, an der inhaltlich-musikalischen Ausrichtung des Orchesters weiter zu arbeiten. Wir müssen jetzt nach vorne schauen. In gemeinsamer Verantwortung für die Südwestdeutsche Philharmonie werden die Beteiligten nun verstärkt die Teamentwicklung ins Zentrum rücken. Die Philharmonie hat meine volle persönliche Unterstützung“, erklärte der Kulturbürgermeister.

„Ich bin nicht wichtig. Nur unsere Arbeit“

Ende vergangener Woche schrieb er noch, dass er sich seit dem Weggang von Beat Fehlmann intensiv um das Orchester kümmere und er sich regelmäßig eng mit dem Führungsteam austausche, „daher ist nicht zu verschweigen, dass es Probleme gibt“. Insa Pijanka möchte sich nun wieder auf das konzentrieren, für das sie bezahlt wird. „Die Debatte soll sich nicht mehr um mich als Person drehen, sondern um unsere Konzerte und unsere Arbeit“, sagt sie. „Meine Kollegen haben das so verdient. Ich bin nicht so wichtig, wichtig ist nur unsere Arbeit.“

Mit Vorgänger Fehlmann ging‘s bergauf

Die Führungsebene der Philharmonie steht im Fokus – auch und vor allem, nachdem die Finanzen zu Beginn des Jahrzehnts in bedrohliche Schieflage geraten waren. Nach einem Defizit von mehr als 700 000 Euro und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hatte ein Prüfungsbericht 2013 „maßgebliche Mängel in der Geschäftsführung“ festgestellt. Beat Fehlmann, der 2013 nach Konstanz kam und im September 2018 nach Ludwigshafen wechselte, schaffte die viel beachtete Konsolidierung der Philharmonie – und dazu einen Besucheranstieg.

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Der vor kurzem veröffentliche Quartalsbericht, der erst in der Ära Insa Pijanka, offenbarte ein Minus von rund 90 000 Euro als Ergebnis-Prognose für das laufende Jahr und eine Konzertauslastung, die im Vergleich zum Vorjahr von 87,7 auf 80,5 Prozent zurückgegangen ist. Darüber hinaus einen Anstieg von rückstellungspflichtigen Überstunden. „Das beobachte ich mit Sorge“, sagt Pijanka dazu. „Ich sage aber auch: Das aktuell ist nicht mein Spielplan. Für 2019/20 könnte ich Konsequenzen ziehen, nicht für jetzt.“ Kritiker befürchten, dass in der zweiten Jahreshälfte zu wenige lukrative Konzerte stattfinden – dafür aber zu viele Crossover-Konzerte wie das Queen-Revival.

Kritiker: Es fehlt an Gastkonzerten

Für Pijanka ist es ein großer Spagat zwischen Eigen- und Fremdveranstaltungen, bei dem das Orchester eingekauft wird und somit mit einem fixen Betrag gerechnet werden kann. Der Fehlbetrag erklärt sich laut Quartalsbericht nur zu einem geringen Teil aus dem relativen Besucherrückgang der Abokonzerte. Was fehle seien zum Beispiel Erlöse durch Gastkonzerte. Ihre Entscheidung, im Bodenseeforum Konzerte durchführen zu wollen, wird von Gegnern des Tagungszentrums im Gemeinderat kritisch gesehen. Dies würde die Idee eines Konzerthauses konterkarieren. „Ich möchte meine eigenen Ideen einbringen und umsetzen“, sagt Insa Pijanka.