Der Dank bestand aus zwei Sätzen und einer festen Zusage. Er freue sich auf die Arbeit in Konstanz, wolle mit seiner Frau so schnell wie möglich hierher ziehen – und werde die neue Aufgabe mit voller Kraft angehen. Das sagte Ulrich Schwarz, 53, am Dienstag nach seiner Wahl zum Stadtkämmerer. Damit ist die Nachfolge des in- und außerhalb des Rathauses hoch angesehenen Hartmut Rohloff noch rechtzeitig vor dessen Pensionierung zum Jahresende geregelt: Konstanz erhält einen Finanzfachmann, der sein ganzes Berufsleben lang mit Geld zu tun hatte.
Für Ulrich Schwarz ist die neue Stelle in Konstanz ein besonderer Schritt. Während andere Rathaus-Führungskräfte sich vom Amtsleiter zum Bürgermeister entwickeln, geht Schwarz den umgekehrten Weg. Er war acht Jahre lang Erster Beigeordneter, also Bürgermeister und OB-Stellvertreter, in der Kreisstadt Böblingen (knapp 49 000 Einwohner). Nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" verpasste er dort im Juli die Wiederwahl, weil CDU und Freie Wähler dort einen Gegenkandidaten gegen das Grünen-Mitglied Schwarz aufgestellt hatten.
Für die Aufgabe in Konstanz bringt Ulrich Schwarz nicht nur Erfahrung aus einer Verwaltungsspitze mit, sondern auch Wissen aus ehrenamtlichem Engagement als Kreis- und Stadtrat. Mit Finanzen hatte er sein ganzes Berufsleben zu tun. Nach dem Betriebswirtschafts-Studium an der Berufsakademie Stuttgart führte ihn der Lebensweg durch mehrere Funktionen bei der Computerfirma Hewlett-Packard, bevor er zu den Stadtwerken Sindelfingen wechselte und im Controlling und Risikomanagement arbeitete.
Wie groß die Zustimmung in nicht-öffentlicher Sitzung war – es war für Schwarz, obwohl einziger Bewerber, die dritte Vorstellungsrunde –, wurde nicht bekannt. Klar ist nur, dass die beiden Stadträte der Linken Liste nicht mitstimmten. Sie kündigten kurz vor Start der Beratungen an, an diesen nicht mitwirken zu wollen. Damit wollten sie ihren Protest gegen die Vorgeschichte dieser Stellenbesetzung deutlich machen, gegen Schwarz mochten sie ihren ungewöhnlichen Schritt ausdrücklich nicht gerichtet sehen.
Tatsächlich hatten Vorgänge rund um die Neubesetzung der Konstanzer Kämmerer-Stelle in Fachkreisen bundesweit die Runde gemacht. Der Gemeinderat wählte im Juli einen Bewerber, dem dann aber Oberbürgermeister Uli Burchardt nach dem ihm zustehenden Recht sein Einvernehmen verweigerte. Für ein Überstimmen des OB fand sich allerdings nicht die nötige Zweidrittelmehrheit im Rat. Also ging die Suche von vorne und mit Hilfe einer Personalberatungsfirma los. Für die Linke Liste war die Wahl am Dienstag deshalb eine Farce, für eine Mehrheit im Gemeinderat dagegen ein gutes Ende einer nicht so guten Geschichte.