Jana Mantel

In Bayern sind die Vorgaben deutlich, in Baden-Württemberg sieht das anders aus: "Es gibt in Baden-Württemberg keine Vorgabe von politischer Seite, was die Handynutzung angeht.

Jede Schule kann, beziehungsweise muss, also selbst entscheiden, wie sie damit umgeht." Das sagt Frank Schädler, Leiter des städtischen Amts für Bildung und Sport auf die Frage zu allgemein verbindlichen Richtlinien.

Klar ist, dass immer mehr Grundschüler Mobiltelefone nutzen. Wie reagieren die Konstanzer Schulen darauf?

In Bayern müssen Mobiltelefone auf dem ganzen Schulgelände ausgeschaltet bleiben. Eine klare Regelung, die unter Lehrern, Eltern und natürlich Kindern nicht nur Freunde gefunden hat.

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Die Kultusminister der Länder wiederum sind sich nicht einig über den Umgang mit Handys an Schulen. Zum einen möchte man der Forderung nach Digitalisierung Rechnung tragen, auf der anderen Seite aber auch Flagge zeigen.

Dass zu intensive Handynutzung bei Kindern sehr wohl mit schlechtem Lern- und Sozialverhalten zusammenhängt, ist schon seit Längerem bekannt.

Auch Smartwatches werden zum Problem

"Die Problematik der Handynutzung beschäftigt uns bereits seit zirka fünf Jahren. Aktuell kommen noch Smartwatches hinzu, die das Thema noch weiter anheizen", erklärt Andreas Hipp, Rektor der Stephansschule und geschäftsführender Schulleiter in Konstanz.

"Bei uns in der Stephansschule ist das Benutzen eines Handys im gesamten Schulgelände verboten. Wir haben das in der Hausordnung festgelegt, außerdem weisen Hinweisschilder im Schulhaus darauf hin. Zusätzlich informieren wir auch die Eltern bei den Einschulungsveranstaltungen der ersten Klassen."

Auch Andreas Hipp, Rektor der Stephansschule, unterstützt die Idee einer handyfreien Grundschule in ganz Baden-Württemberg. In der ...
Auch Andreas Hipp, Rektor der Stephansschule, unterstützt die Idee einer handyfreien Grundschule in ganz Baden-Württemberg. In der Stephansschule weisen Schilder im Schulhaus auf die schulinterne Regelung hin. | Bild: Jana Mantel

Erwischt ein Lehrer einen Schüler mit dem Handy, nimmt er das Gerät ab. Die Eltern müssen es dann abholen. Andreas Hipp wäre grundsätzlich für ein generelles Verbot von Handys und Smartwatches, Armbanduhren mit Computerfunktionen, in der Grundschule.

Dies allerdings nicht in erster Linie wegen der Ablenkung vom Unterricht, sondern vor allem wegen des Datenschutzes.

Handys werden im Unterricht so gut wie nie ausgeschaltet

Es würden oft Persönlichkeitsrechte verletzt. Ein Handyverbot für Schüler im Alter unter 14 Jahren unterstützt auch Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes:

"Die Erfahrung zeigt, dass Handys im Unterricht fast nie ausgeschaltet, sondern nur auf stumm geschaltet werden. Das mindert die Aufmerksamkeit; ein konzentrierter Unterricht ist da nur eingeschränkt möglich," begründet er die Forderung des Verbandes und weist noch auf eine andere Problematik hin: "Fast jedes körperlich-direkte Mobbing wird heute begleitet von Mobbing im Internet und den sozialen Netzwerken."

"Handys sind wie digitale Drogen"

"Meiner Meinung nach gehören Smartphones ganz grundsätzlich nicht in die Hände von acht- oder neunjährigen Kindern", fasst Amtsleiter Frank Schädler zusammen: "Ich persönliche sehe kein einziges nachvollziehbares Argument, das die Mitnahme von Handys in die Grundschule rechtfertigt."

Die Stadt ist Schulträgerin. Schädlers Aussage stimmt Diplom-Sozialpädagogin Anette Schlobinski-Duscher zu. Als Leiterin der Suchtberatung Konstanz weist sie auf einen weiteren Aspekt hin:

"Handys, beziehungsweise Smartphones, sind wie digitale Drogen und funktionieren wie Suchtmittel, also wie Kokain oder Alkohol. Hinter all den Apps stecken ausgefuchste Marketingmenschen und clevere Programmierer, die Oberflächen und Inhalte mit Belohnungscharakter gestalten."

Bild 2: Mit dem Smartphone in den Unterricht: Was tun Konstanzer Grundschulen gegen Handys im Klassenzimmer?
Bild: Adobe Stock

Sie mahnt dringend, den Kindern einen sinnvollen und bewussten Umgang mit dem Handy beizubringen, allerdings erscheint ihr das vor der fünften Klasse als nicht sinnvoll.

Wie läuft es in Litzelstetten?

An der Litzelstetter Grundschule läuft es ähnlich wie an der Stephansschule. Schülern werde das Handy abgenommen, wenn es den Unterricht stört.

Prinzipiell sollten die Schule wie auch die Eltern "zu einer adäquaten Lösung im Umgang mit der Handynutzung kommen", erklärt Rektorin Karin Griener.

Und was sagen Eltern?

Die meisten tragen zu Hause genügend Diskussionen über Hausaufgaben und Mittagessen mit ihren Kindern aus, so dass sie zu oft keinen Nerv haben, sich auch noch damit auseinanderzusetzen. Das sagen Mütter hinter vorgehaltener Hand.

Ihre Namen wollen sie nicht in der Berichterstattung lesen. Manch andere Eltern pochen auf die ständige Erreichbarkeit. Einzelne Erziehungsberechtigte sehen Handys in Grundschulen durchaus kritisch – aber auch die Politik und Schule in der Pflicht, das zügig und einheitlich zu regeln.