Der Herbst galoppiert in hohem Tempo auf uns zu, der Sommer blinzelt uns vielleicht hier und da noch ein wenig zu – doch unweigerlich ist die heiße Zeit vorbei. Doch kein Grund, Trübsal zu blasen. Der Herbst ist in unseren Gefilden in aller Regel ein goldener. Äpfel, Most, Dünnele, Neuer Süßer – die dritte Jahreszeit hat ihre Reize. Das Leben beginnt in allen Sparten nach der langen Sommerpause wieder von vorne. Auch das Sportlerleben.

Am Wochenende habe ich mal wieder ein Fußballspiel in Konstanz angeschaut. Hätte ich stattdessen doch lieber ein Telefonbuch von Mexiko Stadt gelesen oder sämtliche Tannennadeln im Lorettowald gezählt. Beides sinnvoller. Zwei lokale Vereine gegeneinander. Das birgt an sich schon Zündstoff. Doch, hey! Nach langer, erholsamer Pause sollten die Emotionen doch beherrschbar sein. Pustekuchen. Das, was sich auf dem Sportplatz zwischen den Mannschaften X und Y abspielte, war für alle Beteiligten hochnot peinlich. Ich werde mich hüten, an dieser Stelle Namen von Vereinen, Spielern oder Schiedsrichtern zu nennen.

Was war passiert? Zunächst einmal verteilte der Unparteiische recht zügig eine gelbe Karte nach der anderen. Ob gerechtfertigt oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Warum aber müssen die Spieler beider Mannschaften jede, auch noch so banale Entscheidung lautstark kommentieren? Warum muss der Schiedsrichter nach jedem Pfiff verbal angegangen werden? Irgendwann passierte das, was passieren musste: Nach einer weiteren gelben Karte für einen Spieler – wie gesagt: ob gerechtfertigt oder nicht, spielt hier keine Rolle – begann der Eklat. Spieler der Mannschaft X stürmten auf den Unparteiischen zu, der Foulspieler verlor die Contenance und musste zurückgehalten werden. Daraufhin gab’s die Herausstellung. Auf dem Platz nun Tumulte, niemand blickt mehr wirklich durch. Noch eine rote Karte. Hier ein Schubser, dort ein Schimpfwort der untersten Schublade. Der Schiedsrichter machte das, was er jetzt machen musste: Er brach die Partie sofort ab.

Gemeinsames Feindbild Schiedsrichter

Auf dem Weg zur Kabine wurde er erneut beschimpft, schließlich bildete sich vor seiner Kabine ein Pulk von Spielern, die recht emotional nach dem Grund für den Abbruch fragten. Dem beherzten Eingreifen einiger Funktionäre beider Vereine war es zu verdanken, dass der Unparteiische unbehelligt den Sportplatz verlassen konnte. Die Spieler beider Farben verstanden sich übrigens untereinander bestens, sie solidarisierten sich gegen den in ihren Augen blinden und ­unfähigen Schiedsrichter. Dabei waren es einige von ihnen, die mit ihrem Mangel an Disziplin den Eklat lostraten.

Ganz am Rande: Kaum war die ­Partie abgebrochen, saßen einige Akteure schon mit dampfender Zigarette neben dem Spielfeld. Irgendwie fehlen einem da die Worte. Und irgendwie verliert man so den Spaß am Amateurfußball.