Das Deutsch-Schweizer Oktoberfest in Konstanz ist längst zu einer Institution geworden. Vor allem am Wochenende pilgern die Menschen zu tausenden per Schiff, Bus oder Zug in die größte Stadt am Bodensee. Die einen bezeichnen das Treiben als Fasnacht im Herbst, die anderen als Brauchtumspflege im Süden, für Feiermuffel wiederum kann es gar nicht schnell genug vorbei sein. Fakt jedoch ist: Das Festgelände Klein Venedig gleicht in den rund drei Wochen einer bayerischen Kleinstadt – Dirndl, Krachlederne, Janker und Hemd gehören zur Standardausstattung.
Allerdings: Es scheinen nicht mehr so viele Feierbiester wie in anderen Jahren in die Zelte zu strömen. Oder trügt der Schein? In den Vorjahren bezifferte Festwirt Hans Fetscher die Besucherzahlen auf jeweils rund 100.000. Nach seiner Zählung habe er in den bisherigen neun Festtagen dieser 17. Ausgabe bereits 86.000 Menschen begrüßen dürfen – und das Fest dauert noch bis Mittwoch, 3. Oktober. Fetscher: „Aktuell können wir auf durchweg positive Rückmeldung von Gästen, Gruppen sowie dem gesamten Oktoberfest-Team blicken.“

Henning Krautmacher ist Sänger und Kopf der Kölner Kultband die Höhner, die am Mittwoch vergangener Woche im großen Zelt spielte. Rund 1000 Menschen standen und saßen direkt an der Bühne. Rundherum herrschte große Leere, dutzende von Tischen gähnend leer. Krautmacher auf Nachfrage des SÜDKURIER: „Es waren vielleicht nicht viele Fans“, sagte er. „Doch die, die da waren, haben unglaubliche Stimmung gemacht.“
Unterhalter Chris Metzger aus Moos auf der Halbinsel Höri hat mehrere Auftritte im Zelt über die fast drei Wochen. Auch er nennt die Zuschauer „fantastisch und absolut euphorisch“.

Doch auch er kann sich nicht erklären, warum nicht mehr da sind, wenn die Großen der Branche unter der Woche auftreten. „Die Höhner, die Geschwister Hofmann – viel mehr geht nicht auf dem Gebiet der Unterhaltungs- und Volksmusik“, erklärt er. „Es ist schade, dass die Bude gerade bei diesen Nummern nicht voll ist.“
Hans Fetscher hat da andere Ansichten: „Da die Zielgruppe der Höhner Einzelkreise anspricht, haben wir mit einer geringeren Besucherzahl gerechnet. Wie die letzten Jahre auch war die Stimmung sehr ausgelassen. Mit unseren Mittwoch-Highlights möchten wir unseren Gästen ein musikalisch-kulturelles Angebot bieten.“ Auch bei den Geschwistern Hofmann am Mittwoch dieser Woche war die Zuschauerzahl mit rund 1000 eher überschaubar.

Die Wochenenden jedoch sind sehr gut besucht, es bilden sich vor den Zelten lange Schlangen. Dann passieren auch die meisten Zwischenfälle wie Schlägereien, Alkoholmissbrauch oder Übergriffe. Am Samstag kam es zu einer größeren Auseinandersetzung, bei der auch Polizeibeamte angegriffen und verletzt wurden. Für den Festwirt kein Grund, Trübsal zu blasen: "Die Festtage waren bis auf eine Ausnahme friedlich und sicher."
Polizeisprecher Bernd Schmidt hält dem entgegen: "Die Bilanz des zuständigen Polizeireviers fällt durchwachsen aus. Es zeichnet sich ab, dass sich die Körperverletzungen auf einem ähnlichen hohen Niveau wie im Vorjahr bewegen. Bislang werden sechs solcher Straftaten bearbeitet, im Vorjahr insgesamt acht. Es musste bislang eine Person in Gewahrsam genommen werden, im Vorjahr waren es noch sieben." Bier, Musik und viele Menschen – das scheinen sich Schlägereien nicht vermeiden zu lassen. Auch das erinnert an das Münchner Original.