Achim Schächtle hat eine Idee. Der FDP-Stadtrat dachte in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) laut über eine vorübergehende Nutzung von Räumen der Grundschule im Wallgut für Kindergartenkinder nach. „Das hat es früher auch schon einmal gegeben und es hat wunderbar funktioniert“, sagte Schächtle.

Gute Idee. Warum ist das ein Problem?

Dieses Früher ist mehr als 20 Jahre her und die Auslastung der Konstanzer Schulgebäude inzwischen eine ungleich andere. So bezeichnete Alfred Kaufmann, Leiter des städtischen Jugend- und Sozialamts, den Vorschlag in der Sitzung auch als „wenig erfolgversprechend. Die Schulen sind nicht weniger beengt als Kindertagesstätten“.

Alfred Kaufmann, Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts.
Alfred Kaufmann, Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts. | Bild: Kirsten Astor

Warum wird überhaupt über fehlende Kindergartenplätze gesprochen?

Anlass der Diskussion: Der Stichtag zur Einschulung soll ab dem Kindergartenjahr 2020/21 stufenweise vorverlegt werden, von heute Ende September auf 30. Juni ab 2023. Damit werden Kinder später schulpflichtig.

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Für Konstanz bedeutet das: Ab diesem Herbst werden jährlich knapp 50 Kindergartenplätze zusätzlich benötigt. Insgesamt muss für 160 weitere Plätze bis in drei Jahren gesorgt werden, um den Bedarf zu decken – bei einer jetzt schon angespannten Situation.

Denn, so berichtet die Abteilung für Jugendhilfeplanung, dies entspreche zwar einerseits nur etwa einem Kind je Einrichtung; „andererseits in der Summe aber auch dem Volumen von zwei zusätzlichen Kindergartengruppen.“ Die CDU-Fraktion bat deshalb Ende Januar um einen Bericht über Maßnahmen, mit der die Stadt kurzfristig reagieren möchte.

Gibt es denn Alternativen zur Wallgut-Schule?

Jugendamtsleiter Alfred Kaufmann nannte statt der Zwischennutzung der Wallgut-Schule eine andere Alternative: ein Provisorium in den Räumen des Technologiezentrums Konstanz (TZK) im Stadtteil Paradies. Dies wird voraussichtlich ab Sommer ans Bückle-Areal umziehen und steht dann vorerst leer.

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„Das zuständige Hochbauamt wird das bis Juli prüfen“, erklärte Kaufmann, „denkbar wäre eine Nutzung als Kindergarten für einen Zeitraum von zwei Jahren“.

Wo will die Stadt noch ansetzen?

Andererseits setzt die Verwaltung auf Unterstützung der Träger, neben der Stadt sind dies Kirchen und freie Organisationen. Die Hoffnung: Die Träger sollen „die Gruppen bis an die durch die Betriebserlaubnis maximal gedeckte Betreuungszahl belegen“. So können laut des Berichts kurzfristig rund 50 Plätze mehr geschaffen werden.

Aber dann kommen auf jeden Erzieher doch viel mehr Kinder?

Dass dies auf Kosten der Qualität gehe, wird eingeräumt. Es könne sich daher nur um eine vorübergehende Maßnahme handeln. Denkbar sei alternativ eine zehnprozentige Personalaufstockung, was den städtischen Etat pro Jahr abzüglich Landeszuschüssen mit rund 150.000 Euro belasten würde.

Beide Varianten werden laut Jugendhilfeplanung bei einem Kita-Gipfel im Frühjahr diskutiert. Anschließend soll der benötigte Personalbedarf der jeweiligen Alternative den zuständigen Fachausschüssen und dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden.

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Gibt es keine neuen Kitas, mit denen die fehlenden Plätze gedeckt werden?

Für etwas Entlastung könnte ab Herbst eine neue Gruppe des Waldkindergartens mit Platz für 22 Kinder sorgen. Auch die Kita St. Georg wird offen bleiben, trotz der Erweiterung der nahen Kita Jungerhalde. Waldkindergarten und St.-Georg-Weiterbetrieb waren eigentlich zum Ausbau des Angebots gedacht. Beides dient jetzt zum Schließen der neu entstandenen Lücke.

Ein weiteres Problem: Fachpersonal im Erzieher-Bereich ist rar gesät. Die Jugendhilfeplanung gibt zu Bedenken, dass schon jetzt „Gruppen gelegentlich nicht in Vollstärke belegt werden können“. Egal um welche Maßnahme es also geht – sie alle bedürfen weiterer Fachkräfte.