Die Stadt Konstanz will künftig zwischen 580.000 und 630.000 Euro im Jahr in die Hand nehmen, um Existenzgründer zu fördern. Sie arbeitet an der Verlagerung und Neuaufstellung des Technologiezentrums Konstanz (TZK).

Der Wirtschaftsausschuss hat die nun einstimmig befürwortet. Das Zentrum soll auf dem geplanten Innovationsareal auf dem ehemaligen Siemens-Gelände an der Bücklestraße eine neue Heimat finden, zusammen mit einem neuen Service-Büro für Gründer, wo diese Informationen aus einer Hand bekommen.

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Das sind die Pläne für das neue Technologiezentrum

Es wird Teil des Konstanzer Innovationsareals auf dem früheren Siemens-Areal sein. Auf diesem könnten rund 20.000 Quadratmeter neue Gewerbefläche und ab 2021 das Innovationslabor Hochrhein-Bodensee entstehen, ein Projekt von Stadt und Landkreis, welches das Land mit 750.000 Euro fördert.

Die Sheddachhalle auf dem Siemensareal steht unter Denkmalschutz: In dem Innovationsareal soll das TZK eine neue Heimat finden.
Die Sheddachhalle auf dem Siemensareal steht unter Denkmalschutz: In dem Innovationsareal soll das TZK eine neue Heimat finden. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Alles zusammen soll künftig den Namen farm tragen. Dieser war von einer Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem HTWG-Professor für Kommunikationsdesign, Jo Wickert, entwickelt worden. Das kleingeschriebene farm soll zum Ausdruck bringen, dass hier Neues gepflanzt wird und wachsen kann. Im Wirtschaftsausschuss brachte SPD-Stadtrat Jürgen Ruff seine Zweifel an, ob mit dem Namen technische Neuerungen verbunden werden: „Das ist doch sehr bodenständig.“

Was passiert mit dem bestehenden TZK-Gebäude?

Das bisherige TZK an der ­Blarerstraße im Paradies gilt als veraltet. Eine Renovierung kostet nach Angaben der Wirtschaftsförderung der Stadt Konstanz bis zu 9 Millionen Euro. Das Gebäude dort soll nun aufgegeben werden. Probleme mit EU-Richtlinien und ungeklärte Steuerfragen hatten nach Angaben von Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal den Aufbau des neuen TZK zuletzt verzögert. Die letzten Steuerfragen seien in Abklärung, sagte Schaal.

Friedhelm Schaal, Wirtschaftsförderer der Stadt Konstanz. Bild: Aurelia Scherrer
Friedhelm Schaal, Wirtschaftsförderer der Stadt Konstanz. Bild: Aurelia Scherrer | Bild: Scherrer, Aurelia

Was kosten Mieten im neuen Technologiezentrum am Siemens-Areal?

Das neue TZK hat etwa so viel Fläche wie das alte: 4240 Quadratmeter, darunter 2600 Quadratmeter vermietbare Büroflächen, 730 Quadratmeter Keller- und Lagerflächen sowie Aufenthalts- und Gemeinschaftsflächen. Der Kaltmietpreis für den Quadratmeter Bürofläche soll bei sechs Euro, und der für Kellerflächen bei vier Euro starten

Die tatsächlichen Mietkosten inklusive Nebenflächen liegt nach Angaben der Wirtschaftsförderung kalt bei 11,72 Euro. Die Stadt zahlt die Differenz, um den Existenzgründern den kostengünstigen Start zu ermöglichen. Im alten TZK liegt die Kaltmiete für Büros bei vier Euro pro Quadratmeter.

Wie sieht der Zeitplan für den Umzug aus?

Das neue TZK zieht in Altbauten auf dem Siemens-Areal. Der Vermieter, die Konstanz Invest GmbH, ein Tochterunternehmen der i+R-Gruppe als Grundstückseigentümer, will sie auf den neuesten Stand bringen. Dazu werde das Gebäude entkernt und nach Schätzungen des Eigentümers für bis zu vier Millionen Euro neu ausgebaut.

Die Stadt hatte darauf verzichtet, die Räume selbst zu erneuern. Denn sie hätte das Vorhaben dann ausschreiben müssen, was das Vorankommen weiter verzögert hätte. Ab Juli 2020 sollen die ersten Nutzer einziehen.

Welche Rolle spielt der TZK-Verein?

Um nicht mit EU-Regeln zu Ausschreibung und Beihilfen in Konflikt zu geraten, habe die Stadt Pläne aufgegeben, den TZK-Verein selbst als Vermieter auftreten zu lassen, heißt es in den Sitzungsunterlagen für den Wirtschaftsausschuss. Der bislang für die Vermietung zuständige Verein soll sich künftig auf die Themen Bildung und Wissensvermittlung für Existenzgründer konzentrieren. Er gibt sein Personal an die Wirtschaftsförderung ab, wo zudem neu die Stelle eines Gründungsmanagers entsteht. Unter dem Strich bekommt die Wirtschaftsförderung so dreieinhalb Stellen mehr.

Welche Zielgruppe soll angesprochen werden?

Susanne Heiß, Stadträtin der Freien Wähler, regte eine Schlichtsanierung an, um die Mieten besonders niedrig zu halten. Dies sei nicht sinnvoll bei Gebäuden, die bei der Ausstattung einen Standard von vor rund 30 Jahren haben, entgegnete Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal.

Matthias Schäfer vom Jungen Forum Konstanz betrachtet es als große Herausforderung, die Gründer auch dann in Konstanz zu halten, wenn sie Erfolg haben. Zu den Kriterien für die Aufnahme im neuen TZK nannte Friedhelm Schaal: Es sollten Technologie-Unternehmen oder wissensintensive Dienstleistungen mit Wachstumspotenzial sein. Nach fünf Jahren müssten sie das TZK verlassen: „Wer nach fünf Jahren nicht von der Startbahn abgehoben hat, dem können wir keinen Anschub mehr geben.“