Kindergartenkinder warten motiviert auf Trainer, die nicht erscheinen. Erzieher wissen teilweise auch nicht Bescheid und die Handballspielgemeinschaft (HSG) ist verärgert, weil sie als Hauptbetroffene nicht rechtzeitig von der Stadtverwaltung informiert wurde. Was ist passiert? Der Gemeinderat hatte kurz vor Weihnachten verkündet, 84 000 Euro für die Rettung eines Bewegungsprogramms in Kindertagesstätten auszugeben. Somit soll der beliebte Sportgarten, bei dem Kindergartenkinder von ausgebildeten Trainern zur Bewegung animiert werden, bis zum Sommer fortgeführt werden. Doch statt Jubel über die gute Nachricht folgte Enttäuschung: Das Angebot wird seit 1. Januar bis voraussichtlich nach Fasnacht ausgesetzt.
Bessere Verzahnung von Kitas und Vereinen
Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Sportamts, erklärt dies so: „Wenn die Stadt diese Summe ausgibt, muss das Konzept auf andere Beine gestellt werden. Der Gemeinderat braucht mehr Transparenz, wo das Geld genau hingeht. Künftig können Kitas nicht mehr nur die Hand heben und es kommt einmal in der Woche ein Trainer ins Haus.“ Es gehe darum, die Bewegungsförderung auch anschließend in den Einrichtungen zu verstetigen, es geht um die bessere Verzahnung von Kitas und Vereinen über den Sportgarten hinaus. Um gewisse Qualitätsstandards zu sichern, müssen interessierte Kindertagesstätten, die bereits Teil des Programms waren, die verordnete Pause nutzen, um sich erneut zu bewerben. „Sie sollen begründen, warum der Sportgarten gut zu ihnen passt und wie sie die Angebote später intern fortsetzen“, sagt Schädler.
Trainerausbildung noch ein Problem
Das alles kann Otto Eblen, Präsident der HSG und momentan einziger Anbieter auf Vereinsseite, durchaus nachvollziehen. Doch dass seine beim Verein angestellten Trainer nun ohne Vorwarnung wochenlang keine Arbeit haben und trotzdem bezahlt werden müssen, verärgert ihn: „Es kann nicht sein, dass der HSG aus dieser Situation Nachteile entstehen, zumal wir uns bisher sehr engagiert und Verantwortung übernommen haben“, so Eblen. In der Tat: Die sechs Trainer, die den Sportgarten in zuletzt 19 Kitas stemmten, sind alle bei der HSG angestellt. Kein anderer Konstanzer Verein sah sich in der Lage, ebenfalls Trainer auszubilden und für den Sportgarten zur Verfügung zu stellen. Und dies, obwohl die Stadt und auch Otto Eblen selbst dafür Werbung machten. Die HSG bietet zusätzlich einen eigenen Sportgarten in der Schänzlehalle an und wird von Interessierten überrannt. Frank Schädler: „Wir möchten, dass am Ende alle 50 Konstanzer Einrichtungen mal vom Sportgarten profitieren, aber dafür brauchen wir mehr Trainer.“
Wie es weitergehen soll
Zunächst wurden die bisher beteiligten Einrichtungen gebeten, sich erneut zu bewerben. Im zweiten Schritt dürfen sich auch Neulinge melden. Doch nach der ersten Verwirrung gingen nach Neujahr nur wenige Bewerbungen bei der Stadt ein. Bei einem Treffen aller am Sportgarten Beteiligten am vergangenen Montag bot Otto Eblen sich an, die betreffenden Kitas nochmals anzuschreiben. „Fast die Hälfte hat innerhalb einer Stunde geantwortet und gesagt, sie seien an einer Bewerbung dran, wollten es aber besonders gut machen“, so der HSG-Präsident. Das freut ihn zwar, nährt aber seine nächste Befürchtung: „Wir motivieren alle, sich zu melden, und am Ende können wir doch nur 20 Einrichtungen den Zuschlag geben.“ Denn auf diese Anzahl ist das freigegebene Geld ausgerichtet. Weitere Schwierigkeiten sieht Eblen in der Kommunikation zwischen Stadt und Vereinen. Auch die Verwaltungsabläufe seien ihm oft zu langwierig. „Wir wollen doch nur eine gute Sache anbieten und verzetteln uns im Verfahren“, kritisiert er.
Unstimmigkeiten mit der Stadt
Dass er selbst auch seinen Anteil an den Unstimmigkeiten mit der Stadt hatte, räumt der Vereinspräsident lachend ein: „Je älter ich werde, desto ungeduldiger bin ich“, sagt er. Frank Schädler sieht es ähnlich: „Otto Eblen ist allen anderen zwei Schritte voraus; im Moment ist das für manche halt zu schnell“, sagt er. Es klingt wie ein Kompliment.