Heinz Schulze ist sicht- und hörbar ungehalten. "Ich verstehe nicht, was in den Köpfen der Täter vorgeht", sagt der Pensionär aus Litzelstetten kopfschüttelnd. Neben ihm steht sein demolierter Motorroller. Am Dienstag nach Pfingsten bemerkte er, dass sein Zweirad nicht mehr an dem üblichen Aufenthaltsort im Hof des Hauses im St.-Katharinen-Weg stand. Er rief die Polizei, die ihm dann auch sofort sagen konnte, wo der Roller war: nämlich im Bauhof von Litelstetten. "Hier haben wir die gefundenen und zum Teil zerstörten Motorräder hingebracht", erzählt Klaus Frommer, Verwaltungsleiter Ortsverwaltung Litzelstetten – bis gestern zehn an der Zahl. Auch er ist gewaltig angefressen: "Wieso macht jemand so etwas? Da ging es nur darum, etwas kaputt zu machen." Auch Fahrräder wurden gestohlen und kaputt getreten, dazu wurden nach dem Starkbierfest vor elf Tagen Feuerlöscher aus der Seeblickhalle entwendet, eine Doppelverglasung eines Hallenfensters eingeschmissen und die Rückseite der Halle mit Graffiti besprüht.
Blinde Zerstörungswut hat offenbar in den vergangenen Tagen unbekannte Täter dazu motiviert, Motorroller und Fahrräder aus Vorgärten oder Haus- und Hofeingängen zu entwenden und zu zerstören, um sie dann auf Wiesen und in Hecken im Ort und in der näheren Umgebung zu hinterlassen. Dazu wurde die Tischtennisplatte neben dem derzeit geschlossenen Jugendtreff umgeschmissen, sie ist seither ramponiert. In der Nacht von Pfingstmontag auf Dienstag sowie in der Nacht auf Sonntag am vergangenen Wochenende schlugen die Unbekannten zu. Spielende Kinder haben zuletzt am Sonntag zwei nicht mehr fahrtüchtige Roller in den Wiesen neben dem Basketballfeld im Entengraben am Ortseingang entdeckt: Benzin und Öl tröpfelten in den Untergrund; Blinker und Lampen zerdeppert, Sitzkissen zerschnitten, Kabel herausgerissen, Lack zerkratzt.
Klaus Frommer steht im steten Kontakt mit dem Polizeiposten Wollmatingen, der für Litzelstetten zuständig ist. Seit einigen Tagen beobachten die Beamten aufmerksam das, was sich auf den Straßen des Konstanzer Vorortes abspielt. Vor allem abends schauen sie ganz genau hin. Zivilstreifen haben bereits mehrere Menschengruppen kontrolliert und zu den Vorfällen befragt. Laut Polizeisprecher Markus Sauter könnte es sich bei den Tätern um Jugendliche handeln – ohne, dass er damit Vorverurteilungen aussprechen möchte. "Es gab schon öfter solche Fälle: keine Schule, nichts zu tun, zu viel Energie – und schon kommen die dümmsten Ideen. Aber es steht noch nicht fest, wer die Täter sind." Derzeit sind Pfingstferien.
Vor wenigen Wochen wurden zwei 17-Jährige erwischt, wie sie nachts um 0.45 Uhr in der Martin-Schleyer-Straße Mülltonnen, Metallgitter, Einkaufswägen und Topfpflanzen auf die Straße stellten und die Fahrbahn blockierten. Übrigens während der Osterferien. Zunächst waren sie verschwunden, als die Polizeistreife eintraf. Wenig später kontrollierte die Streife nochmals den Ort und traf dabei die beiden Jugendlichen an, die damit beschäftigt waren, die Gegenstände erneut auf die Fahrbahn zu stellen. Die alkoholisierten jungen Menschen wurden damals ihren Eltern übergeben. "Es ist schwierig, einen Zusammenhang zu den jüngsten Vorfällen herzustellen", erklärt Markus Sauter. "Spekulationen helfen niemandem. Wir müssen die Ermittlungen abwarten.
" Ortsvorsteher Wolfgang Gensle sieht wie die Polizei Handlungsbedarf, Personen auf den Straßen von Litzelstetten zu kontrollieren. "Es ist, um es vorsichtig auszudrücken, nicht erfrischend, was sich derzeit hier abspielt." Heute Abend wird in einer nicht-öffentlichen Sitzung das Konzept des Jugendtreffs überdacht (siehe Infokasten).
Jugendtreff Entengraben
Der Jugendcontainer steht beim Sportplatz an der Skateanlage. Der Raum ist etwa 30 Quadratmeter groß und wird mit einer Eckbank, Tisch und Stühlen sowie einer kleinen Küchenzeile ausgestattet. Die Kosten für den Jugendtreff wurden bei der Eröffnung im Jahr 2014 auf rund 28 000 Euro beziffert. 10 000 Euro wurde von der Stadt Konstanz, der Rest über Spenden und Sponsoring finanziert.
Heute Abend findet eine nicht-öffentliche Sitzung mit Jugendamt, Ortsverwaltung, Ortsvorsteher, Jugendausschuss und Kirchenvertretung statt, in der das Konzept des Jugendtreffs neu überdacht werden soll. "Die 16-Jährigen von damals sind heute aus dem Alter raus und neue Jugendliche mit anderen Interessen kommen nach", sagt Ortsvorsteher Wolfgang Gensle. In Zukunft sollten hier nicht nur Partys gefeiert werden, sondern auch organisierte Aktionen stattfinden. (aks)