Gasper Laski wirft so schnell nichts um. Er ist Anfang 30 als er zu Beginn der 90er Jahre aus dem Kosovo flüchtet und in Konstanz Fuß zu fassen versucht. Über jeden Job ist er froh, er lernt Deutsch, seine Frau baut sich mit einer Eisdiele eine Existenz auf. Das Paar schafft sich in der Fürstenbergstraße ein Zuhause, zur anfänglich vierköpfigen Familie kommen in der neuen Heimat noch zwei Kinder hinzu.
Doch so beschwerlich die Lebensumstände auch sind: Es geht gut, die Kinder machen Ausbildungen, gründen selbst Familien. Man möchte zusammenbleiben und so wird der Abriss und Neubau des Hauses beschlossen. Jeder Familienzweig soll seinen eigenen Wohnbereich bekommen.
Der Kampf mit der Bürokratie
Krieg, Flucht, Entwurzelung. Gasper Laski spricht ohne Verbitterung darüber. Aus seinen Worten lässt sich eher so etwas wie Stolz über die Lebensleistung heraushören, und Deutschland ist er dankbar für die ihm hier eröffneten Chancen. Die Bürokratie aber macht ihn fertig. Seit drei Jahren schlagen er und seine Familie sich damit herum. Es ist gut, dass dem 59-Jährigen bei der Schilderung über den Kampf mit Paragrafen und Verordnungen seine Kinder Valentin (32) und Sandra (34) sowie der Immobilienberater Dirk Solbach zur Seite stehen. Vater Gasper ringt um jedes Wort, einmal geht er nach draußen. Zum Rauchen, wie er sagt.

Wohl eher, um überhaupt mit der Situation fertig zu werden. In der Annahme, dass die Baugenehmigung nach der Vorbereitung der Pläne durch einen Architekten schnell vorliegen würde, wurde das alte Haus ausgebeint, für die vermeintlich kurze Übergangszeit suchten sich die Familien provisorische Unterkünfte. Valentin Laski beispielsweise lebt mit Frau und Kind seither auf 36-Quadratmetern zur Miete, die Bleibe des Vaters ist eine Art Schuppen. Klar, dass dadurch Zusatzkosten im Rahmen des Bauvorhabens entstehen.
Neue Voraussetzungen durch Zinsen und Baukosten
Dennoch handelt es sich um ein Nasenwasser. Dirk Solbach rechnet vor, wie sich die Verzögerung der Baugenehmigung finanziell für die Familie auswirkt. In den vergangenen zwei Jahren sind die Zinsen ebenso wie die Bau- und Handwerkerkosten gestiegen. Alles in allem belief sich der Kapitalbedarf ursprünglich auf zwei Millionen Euro, inzwischen geht er von einem Betrag in Höhe von 2,7 Millionen Euro aus. Ebenso wenig wie die Mieten sind darin die unterdessen angefallenen Anwaltskosten nicht enthalten.
Das ist mehr als ärgerlich, dennoch sind die Laskis zurückhaltend mit Schuldzuweisungen. Waren sie naiv im Glauben, dass mit der Beauftragung eines Architekten alles seinen geregelten Gang gehen würde? Dass damit zugleich mit keinen größeren Komplikationen bei der Genehmigung des Vorhabens zu rechnen sei? Zur Geschichte jedenfalls gehört, dass die Familie im Clinch mit dem ursprünglichen Architekten liegt.
Auf dessen Plänen beruhen die Unterlagen, die am 17. Dezember 2020 bei der Bauverwaltung eingereicht werden. Die Stadtverwaltung stuft sie als unvollständig ein, nach ihren Angaben erfüllt der Bauherr bis 10. Mai 2021 die Nachforderungen. Etwa sechs Wochen später – am 22. Juni 2021 – wird der Bauantrag genehmigt. Allerdings gibt es einen Vorbehalt für die Baufreigabe, weil verschiedene Unterlagen wie Brandschutzgutachten, Angaben zur Statik oder der Stellplatznachweis noch immer fehlen.

Darauf folgt am 12. November 2021 ein zweiter Bauantrag – auch er ist laut der Stadtverwaltung unvollständig. Die nachgeforderten Unterlagen werden diesmal zügig eingereicht, liegen am 6. Dezember 2021 vor. Bis zur Genehmigung des revidierten Bauantrags vergeht dann allerdings geraume Zeit, sie wird am 20. April 2022 genehmigt.
Die Baugenehmigung allerdings bedeutet noch keine Freigabe. Die dafür erneut erforderlichen Unterlagen werden laut Stadtverwaltung am 12. und 20. Mai 2022 eingereicht. Da sie einer Bauantragsänderung gleichkommt, ist diesmal eine sogenannte Tekturgenehmigung erforderlich. Sie wird am 27. September 2022 erteilt.
Noch immer keine Baufreigabe
Doch Bauantrags- und Tekturgenehmigung reichen noch immer nicht zur Baufreigabe. Wie die Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt, fehlen noch immer einige Unterlagen wie ein Brandschutzgutachten und die Prüfstatik. Immerhin eine Anforderung aber hat sich erledigt. Durch die inzwischen geltende neue Stellplatzsatzung der Stadt Konstanz sind die auf den Planunterlagen dargestellten Stellplätze in ausreichender Zahl nachgewiesen. Einen kleinen Seitenhieb kann sich die Verwaltung in diesem Punkt allerdings nicht verkneifen. Der Nachweis, so heißt es, wurde vom Baudezernat geführt, „obwohl dies eigentlich die Aufgabe des Architekten war“.
Der neueste Stand in der Bauangelegenheit hört sich hoffnungsvoll an. „Mit dem Anwalt des Bauherrn“, so heißt es in der Stellungnahme der Stadtverwaltung, „wurde Anfang Dezember vereinbart, dass die fehlenden Unterlagen zeitnah eingereicht und zusammen mit dem neuen Stellplatznachweis im Rahmen einer Tekturgenehmigung zugelassen werden.“
Bei Sandra Laski aber ist von der ursprünglichen Freude trotzdem nicht mehr allzu viel übrig. Beim Traum von den eigenen vier Wänden wurden schon mal die Zimmer eingerichtet, da waren die Erwartungen der Kinder und dass das Wohn-Provisorium möglichst bald zu Ende geht. Nach den jahrelangen Scherereien aber liegen die Nerven blank, es überwiegt der Stress und die Sorge, ob das angesparte Geld überhaupt noch reicht.