Der Bildungsausschuss empfiehlt nun auf Antrag der SPD-Fraktion weitere Investitionen: Jeder Schüler in Konstanz solle ab der fünften Klasse ein einheitliches mobiles Geräte bekommen und die 1,5 Stellen für die IT-Ausstattung an den Schulen verdoppelt werden. Hinter dem Investitionsprogramm steht ein Antrag des SPD-Stadtrat Alfred Reichle, den er zusammen mit der Fraktionskollegin Zahide Sarikas formuliert hatte.

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Für die Aufstockung des Personals gab es im Bildungsausschuss eine große Mehrheit, in der Frage, ob wirklich jedes Kind ein eigenes mobiles, internetfähiges Gerät von der Schule benötigt, zeigten sich viele unsicher, was sich im Abstimmungsverhalten niederschlug: Elf Räte befürworteten den Antrag, acht enthielten sich, zwei stimmten dagegen.

Die Kosten sind nach Berechnung der Stadtverwaltung hoch. Sie beziffert das Investitionsvolumen für alle 7900 Schüler, also nicht nur für die ab der fünften Klasse, und für alle 1100 Lehrkräfte auf rund 3,6 Millionen Euro. Sie hatte für den Kauf eines Geräts 400 Euro angesetzt. Wegen des Verschleißes sei mit dem Ersatz in drei bis fünf Jahren zu rechnen. Die Stadt erwartet aus einem Sofortprogramm von Bund und Land einmalig bis zu 800.000 Euro für den Kauf von Geräten.

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Parallel läuft eine private Initiative von Stadträtin Gabriele Weiner (Junges Forum). Sie will Schülern ohne Online-Anschluss, einen verschaffen. Denn klar ist auch: Selbst mit einem Leihgerät können nicht alle Schüler von daheim aus arbeiten.

Laut statistischem Bundesamt fehlten nach Stand vom ersten Quartal 2019 feste Internetverbindungen in sieben Prozent der Haushalte von Alleinerziehenden mit mindestens einem Kind, und in zwei Prozent der Zwei-Personen-Haushalte mit mindestens einem Kind. Allerdings seien nach Erkenntnissen der Statistiker über Smartphones inzwischen fast alle Haushalte mit Kindern auch online unterwegs.

Flammendes Plädoyer für einheitliche Geräte

Jürgen Kaz, Vertreter der weiterführenden Schulen, hielt im Bildungsausschuss ein flammendes Plädoyer für einheitliche Geräte in den Schulen. Alle Schüler und alle Lehrer müssten technisch auf dem selben Stand sein. Viele verschiedene Systeme würden Chaos nach sich ziehen. Zudem drohe die soziale Spaltung, wenn die einen Schüler problemlos digital arbeiten könnten, die anderen aber nicht.

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Elternvertreterin Petra Rietzler sieht es ebenso als notwendig an, dass jeder Schüler ohne Angaben von Gründen ein Gerät bekomme. Benedict Bartels, Vertreter der Schüler, zeigte sich wegen der Einheitsgeräte skeptisch. Er geht davon aus, dass nahezu jeder Schüler mindestens ein Smartphone habe, mit dem sich die meisten Aufgaben bewältigen ließen. Bürgermeister Andreas Osner warf ökologische Bedenken in die Runde, wenn es um den großen Rundumschlag beim Kauf von Geräte gehe.

„Ich sehe die Mittel nicht“

Christine Finke (Junges Forum) sprach sich gegen das Gießkannen-Prinzip aus: „Ich sehe die Mittel nicht.“ Es solle aber jeder Schüler, der ein Gerät benötige, eines bekommen. Susanne Heiß (Freie Wähler) und Till Seiler (Freie Grüne Liste) lenkten den Blick weg von der Technik hin zur Pädagogik.

Kinder und Jugendliche bräuchten vor allem einen geregelten Tagesablauf und Begleitung im Unterricht, sei er nun von Angesicht zu Angesicht oder digital. Seiler sprach sich dafür aus, die Geräte dort zur Verfügung zu stellen, wo Jugendliche auch betreut werden, etwa in Jugendzentren. Es gelte zu verhindern, dass die Geräte zum ständigen Spielen am Computer missbraucht werden.

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Uwe Schurer vom städtischen Amt für Bildung sieht die Grundschulen auf einem guten Weg in Richtung Digitalisierung. Dort seien der Masterplan mit den pädagogischen Zielen und die Pläne für die einheitliche Ausstattung fortgeschritten. Die weiterführenden Schulen aber seien noch nicht so weit.