Jürgen Kaz ist ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Sache. Als Rektor des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums und als geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien liegen ihm die Schüler am Herzen. „Es muss uns allen um eine Bildungsgerechtigkeit gehen“, sagt er. „Doch das kostet Geld.“
„Fantastische Leistung von Lehrern und Eltern“
Nach rund zwei Monaten Corona-Krise stellt der Pädagoge fest: „Viele Schüler fallen beim Homeschooling hinten runter, weil sie technisch nicht die nötige Ausstattung haben.“ Dass die Beschulung übers Internet mittlerweile gut klappt, führt er auf „eine fantastische Leistung von Lehrern und Eltern“ zurück.
Er kenne Haushalte, in denen ein Gerät für vier Personen reichen müsse, „und dass dann nicht jeder immer Zugriff darauf hat, ist doch nur logisch“. Er wünscht sich für die Schulen und die Schüler standardisierte Geräte, auf die jeder zurückgreifen kann. Seine Schule sei sehr gut ausgerüstet, profitiere dabei aber von einer Stiftung.
Schulen werden abgehängt
Da er damit rechnet, dass auch im neuen Schuljahr ab Mitte September Homeschooling eine zentrale Rolle spielen wird, appelliert er an Politik und Wirtschaft: „Es kann nicht sein, dass die Digitalisierung in allen Bereichen vorangetrieben wird und nur wir Schulen abgehängt werden.“ Überall sei der Fortschritt der Digitalisierung zu beobachten, „doch nur bei denen, die morgen das Land führen sollen, kommt das alles nicht richtig in Schwung“.
Beim Schulamt stößt Jürgen Kaz grundsätzlich auf offene Ohren. Konstanz erhält aus dem DigitalPakt Schule 4,5 Millionen Euro, um im Rahmen des Medienentwicklungsplans die Digitalisierung voranzutreiben. Bis Ende April 2021 müssen die Anträge eingereicht werden.
„Bis vor Corona ging es um Infrastrukturen wie Verkabelung der Schulhäuser oder Ausstattung mit Breitbandnetz“, sagt Uwe Schurer, der für die Bildung zuständig ist. „Nun geht es auch darum, Voraussetzungen für funktionierende Kommunikation unter Schülern und ihren Lehrern beim Homeschooling zu schaffen. Wir müssen uns nun die Frage stellen: Wie sieht der optimale digitale Unterricht in der Schule und daheim aus?“

Amtsleiter Frank Schädler: „Wir können keine kurzfristigen Lösungen anpeilen, sondern müssen einen Weg finden, der die Digitalisierung langfristig umsetzt. Jetzt mal eben 2000 Tablets zu kaufen, die in ein paar Jahren nicht mehr funktionstüchtig sind, bringt nichts.“ Bund und Land hätten die Probleme erkannt und schütteten weitere 120 Millionen alleine für Baden-Württemberg aus. Diese Gelder sind nicht an den Medienentwicklungsplan gebunden.
Treffen mit den Schulleitern geplant
„Damit könnten wir zum Beispiel mobile Endgeräte besorgen und verleihen.“ Doch auch das koste Zeit, wie Frank Schädler erklärt: „Wettbewerb sorgt für Verzögerung. Wir müssen uns an kommunale Dienstanweisungen und Ausschreibungsauflagen halten.“ Noch vor den Pfingstferien möchten sich Schädler und Schurer mit Schulleitern der weiterführenden Schulen treffen, um sich Wünsche anzuhören und das weitere Vorgehen zu besprechen.