Es ist eine große Investition in den Standort Konstanz. Zwei regional verwurzelte Firmen wollen rund 50 Millionen Euro auf der bisherigen Brach- und Parkplatzfläche bei der Schänzlebrücke ausgeben. Am so genannten Brückenkopf Nord planen die Unternehmen Reisch (Ravensburg/Bad Saulgau) und DQuadrat eine günstige Unterkunft unter dem Markennamen „Schlafwerk“ sowie ein Gesundheitszentrum mit Arztpraxen.

Beide Investoren sind in Konstanz schon länger bekannt

Beide Firmen sind in Konstanz bekannt – Reisch hat unter anderem das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) beim Klinikum gebaut, DQuadrat das Hotel Harbr auf dem sogenannten Torhaus-Grundstück beim Herosé-Park. Ingo Traub von Reisch sagte am Dienstag, man hoffe auf einen Baubeginn Ende des Jahres 2024. Bis dahin sind aber noch einige politische und planerische Hürden zu nehmen.

Konkret geht es um die beiden Gebäude, die direkt an die Schänzlebrücke angrenzen. Sie schaffen eine Art Riegel für die beiden anderen, deutlich größeren Bauabschnitte auf dem Grundstück. Hinten entsteht bis Mitte 2025 das Parkhaus mit Platz für etwa 730 Autos und 150 Fahrräder. Wann und wie es mit dem anderen Teil der Fläche weitergeht, ist noch nicht entschieden.

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Die beiden etwa 25 Meter hohen Riegel sind auf einer rund 15 Meter breiten und 120 Meter tiefen Fläche geplant, wie Jan Bode vom Amt für Städtebau und Umweltschutz erklärt; es könnten rund 8000 Quadratmeter Fläche entstehen. Voraussetzung ist allerdings, dass am 25. Mai der Technische und Umweltausschuss sowie am 29. Mai der Gemeinderat (beide Sitzungen sind öffentlich) dem Verkauf des Grundstücks zustimmen. Einen Bebauungsplan brauche es nicht, so die Verwaltung.

Rund um die Schänzlebrücke ändert die Stadt schnell ihr Gesicht

Für Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sind die Absichten von Reisch und DQuadrat ein entscheidender Schritt an einem Ort, an dem die Stadt ihr Gesicht aktuell schnell ändert. Bereits fertiggestellt sind die so genannten Rheingärten, ein torförmiger Neubau. Noch in diesem Jahr soll der Bau für den 50 Meter hohen Panorama-Turm entstehen. Und der künftige zentrale Busbahnhof nimmt ebenfalls Konturen an, dort ist schon zu sehen, wo sich künftig die Bussteige befinden.

Der künftige Busbahnhof nimmt schon ganz konkrete Formen an: Die Straßenbauer Stephan Tegue (links) und Patrick Gatti packen kräftig an, ...
Der künftige Busbahnhof nimmt schon ganz konkrete Formen an: Die Straßenbauer Stephan Tegue (links) und Patrick Gatti packen kräftig an, damit die Bussteige bald zur Verfügung stehen – Ende 2023 war dafür zunächst angepeilt. | Bild: Oliver Hnaser

Bis aber die Bagger für eine der größten Konstanzer Bauinvestitionen der vergangenen Jahre anrollen können, ist nicht nur die Politik gefragt. Auch die Spindel, über die Radfahrer auf die östliche Seite der Schänzlebrücke fahren können, ist im Weg und muss abgebaut werden.

An ihrer Stelle soll eine Rampe parallel zur Straßen-Rampe entstehen, die auch die Fahrt von der Max-Stromeyer-Straße in Richtung Neue Rheinbrücke verkürzt. Mit Abriss und Neubau werde aber erst begonnen, wenn das Projekt von Reisch und DQuadrat in trockenen Tüchern sei, so Jan Bode.

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Karl Langensteiner-Schönborn freut sich unterdessen auf ein „bunt gemischtes Quartier“. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten könne Konstanz gut brauchen, und im Erdgeschoss des künftigen Hostels sind ihm zufolge auch ein Café und ein Lebensmittelgeschäft geplant.

Auf einen Termin, wann das alles fertig wird, wollen sich die Beteiligten noch nicht festlegen. Architekt Martin Cleffmann sagt, das Team plane nun die Details, bevor die Bauherren den Bauantrag einreichen und nach einer Genehmigung dann auch die Gewerke ausschreiben können.

Links der Panorama-Turm, in der Mitte die Rampe zur Schänzlebrücke und rechts die Neubauten: Direkt an der Brücke der Riegel aus Hostel ...
Links der Panorama-Turm, in der Mitte die Rampe zur Schänzlebrücke und rechts die Neubauten: Direkt an der Brücke der Riegel aus Hostel (vorne) und Gesundheitszentrum (hinten). Der Quader ganz hinten ist das ebenfalls geplante Parkhaus. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Das Gesundheitszentrum, so Reisch-Geschäftsführer Ingo Traub, soll keine Konkurrenz zum bestehenden Medizinischen Versorgungszentrum beim Krankenhaus werden. Ziel sei es, Räume zu vermieten, in denen auch Arztpraxen mit Teilzeit-Mitarbeitern gute Bedingungen finden – gedacht wird demnach an Haus- wie auch an Fachärzte. Der Wunsch nach neuen und attraktiven Räumlichkeiten sei aus der Konstanzer Ärzteschaft selbst gekommen, so Traub.

Wenn die Pläne Wirklichkeit werden sollen, müsste sich die Stadt allerdings von dem Grundstück trennen. Zwar bevorzugt die Stadt die Vergabe in Erbpacht, doch das komme für das Projekt nicht in Frage, sagt Ingo Traub. Eine solche Investition rechne man nicht auf 30, sondern „eher auf 100 Jahre“, und dafür müsse einem der Grund und Boden gehören. Die Firma Reisch als Familienunternehmen wolle die Immobilie im Bestand halten und plane in langen Zeithorizonten, betont der Geschäftsführer.

Bürgermeister: In unsicheren Zeiten ein starkes Bekenntnis zum Standort

Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn freut sich über den Wunsch der Bauherren, ein millionenschweres Bekenntnis zum Standort Konstanz abzulegen, denn „gerade in diesen Zeiten ist eine solche Investition keine Selbstverständlichkeit“, sagt er. Und auch eine zeitgemäße Ärzteversorgung sei ein Ziel, das die Stadt Konstanz verfolge – und da spiele insbesondere die gute Erreichbarkeit an der künftigen Mobilitätsdrehscheibe eine besondere Rolle.

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