111 Meter breit und 32 Meter hoch: Wenn man sich dieses Bild abgerollt vorstellt, sprengt es so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Gut 3500 Quadratmeter, die Markstätte von der Brotlaube bis zum Kaiserbrunnen würde nicht ausreichen, um das Bild flach hinzulegen. Doch dieses Bild will gar niemand ausbreiten – es wird gemacht, um im Rund zu hängen. Und mittendrin sind die Besucher.

Ab 2024 soll es das auch in Konstanz geben, noch deutet allerdings nicht viel auf die Bauarbeiten für das Großpanorama hin. Während direkt unter der Schänzlebrücke der künftige Busbahnhof sichtbare Fortschritte macht, ist nebenan an dem großen Metallgerüst, das zuletzt noch auf großen Bannern vom künftigen Panorama-Gebäude kündete, nur noch Gestänge zu sehen.
Doch das Projekt läuft weiter, betont Investor Wolfgang Scheidtweiler, der das Vorhaben ohne öffentliche Gelder umsetzt. Im Gegenteil, für das Grundstück an der B33 zahlt er Erbpacht an die Stadt.

Stadtverwaltung: Idealerweise wird ab Sommer gebaut
Im Rathaus ist man sich ebenfalls sicher, dass das Panorama nach vielen Verzögerungen und der Corona-Pandemie tatsächlich in die Stadt kommt. „Die Baugenehmigung ist erteilt“, erklärt Walter Rügert, der Sprecher der Stadtverwaltung, auf Anfrage. Der Baufreigabe fehlten nun noch endgültige Angaben, zum Beispiel zum Brandschutz.
Ein Baubeginn erfolge „idealerweise“ im Sommer, direkt nachdem der nebenan gelegene, zentrale Omnibusbahnhof fertiggestellt ist. Und: Laut Rügert gibt es auch einen Plan, wo und wie die Bäume ersetzt werden, die dem Panorama-Gebäude zum Opfer fielen – sie waren erst vor einigen Jahren als Ausgleichsmaßnahme für den B33-Ausbau angepflanzt worden.

Die Zweifel, die es zwischendurch an der Ernsthaftigkeit seines Unterfangens gab, sieht auch Wolfgang Scheidtweiler als überwunden an. Dabei bezieht er sich auch auf sein Engagement in seiner Heimatstadt Pforzheim.
Dort beherbergt ein altes Gasometer schon seit Ende 2014 die Großpanoramen aus dem Berliner Atelier des Künstlers Yadegar Asisi. Und vor wenigen Tagen wurde dort ein neues Bild präsentiert. Was jetzt zu sehen ist, gibt mehr als die Vorgänger-Schau zur Unterwasserwelt des Great Barrier Reef einen Vorgeschmack auf das Panorama, das gerade für Konstanz angefertigt wird.

„Pergamon“ heißt die in Pforzheim neu zu sehende Darstellung. Sie führt die Besucher mitten ins Getümmel der Geschichte. Konkret ist es das Jahr 129 nach Christus, dem Asisi und sein Team mit einer Vielzahl von einzelnen Szenen Leben verleihen – ein wenig wie in den Wimmelbüchern, in denen Kinder gleichsam mit dem Augen spazieren gehen können. So wird das Leben der antiken Stadt in Kleinasien, der heutigen Türkei also, vorstellbar.
Für Konstanz entsteht gerade ein neues Riesen-Wimmel-Bild
In Konstanz geht es allerdings ums Mittelalter: In dem künftigen Rundbau bei der Schänzlebrücke wird als erstes ein Panorama von Konstanz zur Zeit des Konzils (1414-1418) gezeigt. Wie es war, auf Basis von historischen Dokumenten wie der Richenthal-Chronik, und wie es gewesen sein könnte, fußend auf Überlieferungen und weiterentwickelt in der Phantasie von Asisis Team. Nach einigen Jahren, wenn das Publikumsinteresse zurückgeht, wird das Bild dann getauscht.

Gut möglich, dass „Pergamon“ auch einmal nach Konstanz kommt. Allerdings wird Asisi hier wohl zunächst seine beiden anderen Werke zur Geschichte der christlichen Religion zeigen. Auch sie behandeln wichtige Wendepunkte: die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im Rom des Jahres 312 sowie den Beginn der Reformation in Wittenberg 1517. Beide Bilder wurden oder werden bereits in anderen Panorama-Gebäuden gezeigt.
30 Meter Durchmesser und auf dem Dach eine Aussichtsplattform
Bis es auch in Konstanz soweit ist, sind erst einmal Bauarbeiten fällig. Vom Rundbau bei der Schänzlebrücke aus dem Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton, der ein Wahrzeichen am Stadteingang werden soll, ist noch nichts zu sehen.

50 Meter hoch soll er werden, mit farbigen Elementen versehen und einer Dachterrasse, die dann ebenfalls ein Panorama bietet, allerdings eines der anderen Art. Der größte Teil des Gebäudes wird in Holz ausgeführt und weitgehend vorproduziert, so dass der eigentliche Bau vor Ort schnell über die Bühne gehen soll.
Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz (MTK) freut sich schon darauf: „Das Asisi-Panorama ist ein wichtiges Projekt. Es stellt für Einheimische und Gäste gleichermaßen einen Mehrwert dar und ist eine wichtige Ergänzung des Freizeitangebots in Konstanz und der gesamten Region, besonders in der Nebensaison.“

Touristiker hoffen insbesondere auf Impulse in der Nebensaison
Und Thiel gefällt besonders der enge Konstanz-Bezug des künftigen Panoramas: Das Konzil sei immerhin ein „prägendes Ereignis der Konstanzer Geschichte“, das auf besondere Weise dargestellt werde. „Die besondere Thematik und das Gebäude mit der außergewöhnlichen Architektur bilden aus touristischer und Stadtmarketing-Sicht ein neues Highlight, welches eine einzigartige Kombination darstellt.“
Bisher ist die Eröffnung für 2024 geplant. Bis es so weit ist, können die Konstanzer sich schon mal in Pforzheim einen Eindruck verschaffen. Wolfgang Scheidtweiler würde sich über einen Besuch freuen: „Viele, die diese Panoramen ablehnen, haben nie eines gesehen“, sagt er, „wer aber schon mal in einem war, ist in der Regel echt fasziniert.“