Mit bis zu 14 Tonnen bei glatten und nassen Straßen teils ungeduldige Gäste umher fahren, die das für selbstverständlich halten. Das ist Herbert Grünachers Beruf beim Stadtbus Tuttlingen Klink – zumindest manchmal. Der 63-Jährige ist aber gerne Busfahrer. Er schätzt sogar den täglichen Umgang mit seinen Fahrgästen – und das trotz manch schlechter Erfahrungen.
Doch rücksichtlose Fahrgäste nehmen laut dem Radolfzeller leider zu. Er wünscht sich etwas mehr Respekt im Alltag gegenüber Busfahrern. Das könne schon bei einer Begrüßung gelingen, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt.
Ihm waren Taxis zu klein
Herbert Grünacher macht Spaß, was für manche Autofahrer das Grauen wäre: Auf zwölf Metern Länge im Linienverkehr in der Bodenseeregion rangieren. „Mit einem Omnibus ist das wie über die Straße zu gleiten“, so der 63-Jährige. Seine ersten Fahrten machte er noch für das Taxiunternehmen seines Vaters. 1987 hat er sich aber für Busse entschieden. „Mir waren die Taxis zu klein“, sagt Grünacher lachend.
Der Busfahrer fährt am Liebsten, wenn die Sonne sich im Bodensee spiegelt: „Ich fahre gern im Sonnenaufgang“. Aber nicht nur das treibt Grünacher an, um fünf Uhr morgens auf der Arbeit zu sein. Er mag den kurzen Austausch mit seinen Gästen. Morgens seien diese nämlich noch nicht so gereizt, wie am Nachmittag. Das generelle Verhalten der Fahrgäste werde aber aktuell schlimmer.
Deutlich mehr Beschwerden
Derzeit gebe es mehr Gemotze im Bus und mehr Beschwerden bei Stadtbus Tuttlingen Klink in Radolfzell. Grünacher habe aber viel Verständnis für den Unmut seiner Fahrgäste: „Die wissen eben nichts von den Verspätungen und was im Hintergrund passiert“. Im Normalfall ließe sich das in einem ruhigen Ton regeln.

Dennoch seien die Beschwerden beim Busunternehmen aber auch falsch adressiert. Schließlich arbeiten nicht sie, sondern die Landkreise die Verkehrstaktung des öffentlichen Verkehrs aus.
Was Grünacher sich im Umgang mit Busfahrern wünscht
Respektlos findet Herbert Grünacher hingegen eher, dass er und seine Kollegen wie Automaten behandelt werden. Viele Fahrgäste würden die Busfahrer nicht einmal mehr anschauen – selbst beim Bezahlen nicht. „Die starren einfach auf‘s Handy und das trifft alle Generationen“, erzählt Grünacher.
Dabei brauche es keine großen Gesten für einen besseren Umgang. Ein „Guten Morgen“ oder „Schönen Tag noch“ wären schon etwas für den Radolfzeller. Den kurzen Austausch, den Herbert Grünacher so schätzt, gibt es eher seltener, aber er habe auch schon mal „gut, dass du wieder da bist“ oder „schön dich zu sehen“ zu hören bekommen. „Das ist ein absoluter Pluspunkt“, so der Busfahrer.
In Zeiten des Deutschlandtickets sei er aber skeptisch, dass sich das Verhalten der Fahrgäste bessere. „Desto voller der Bus, desto unzufriedener sind die Fahrgäste“, so der 63-Jährige. Gegen Jahresende sei das besonders an Samstagen zu spüren.
Trotzdem ist Herbert Grünacher aktuell lieber in seinem Bus, als in einem Geschäft: „Hier sind die Leute noch ruhig im Vergleich“. Und letztendlich bekommt er von seinen Fahrgästen dort sogar manchmal ein „Dankeschön“ zwischen in Form von Schokolade oder Gebäck eingepackt in einer kleinen Tüte.