Trotz den Feiertagen und der Zeit zwischen den Jahren herrscht im Alnatura Bio-Lebensmittelmarkt in Konstanz eine überwiegend heile Welt: das Team ist auf mehr Kunden vorbereitet, es gibt wenig Warteschlangen oder Beschwerden und einzig ein seltener Ausfall der Technik könnte Führungskraft Nadine Burghardt gerade Sorgen bereiten.
Doch die 40-jährige Konstanzerin weiß, dass dieses Bild nicht stellvertretend für den Einkaufsstress der Massen im Supermarkt ist. Aber auch in ihrer Filiale kommt es zu Ausnahmen, bei der die Wertschätzung einzelner Kunden vermisst wird.
Viele Eskalationen während Corona
Während der Corona-Pandemie standen Streits und Eskalationen in Supermärkten auf der Tagesordnung. Ob wegen dem Tragen einer Maske, knapper Waren oder der angespannten Gemüter der Käufer und Verkäufer.
So auch bei Nadine Burghardt und der Alnatura-Filiale in Konstanz. „Es war ermüdend“, sagt die Konstanzerin. Sie sei erleichtert, dass diese Zeit vorbei ist und sogar die Kundenzahlen haben sich erholt. Aktuell sei der Bio-Lebensmittelmarkt wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Pandemie.
Aktuell erfahren sie und ihre Kollegen mehr Wertschätzung. „Die meisten Kunden sind super freundlich“, sagt Burghardt. Ihrer Meinung nach, mache die eigene Ausstrahlung auch viel daran aus: „Ganz Viele bedanken sich für gute Laune“. Eine Stammkundin des Alnatura aus Zürich bedanke sich sogar jährlich in der Weihnachtszeit mit selbstgemachten Trüffelpralinen bei dem Team des Lebensmittelmarktes. „Sie kommt zwei mal die Woche. Die Pralinen macht sie mit Orangen aus dem Markt“, so Burghardt.

Doch Nadine Burghardt ist klar, dass es in anderen Supermärkten deutlich schneller, stressiger und teils unpersönlicher zugeht. Sie selbst möge zwar auch die herausfordernden und stressigen Phasen in ihrem Markt, doch in einem großen Supermarkt wolle sie lieber nicht arbeiten. „Schon das schnelle Kassieren und die Stimmung sind nichts für mich“, sagt sie, „aber das ist auch das Tempo der derzeitigen Welt“.
Unnötiger Stress im Alltag
Seltener gebe es aber auch Risse in der heilen Welt des Alnatura-Marktes, die an den Alltag in großen Discountern erinnern. „Vor allem an der Kasse kommt es dann zum Vordrängeln und Ungeduld“, sagt Burghardt. Sie und ihre Kollegen würden das aber gar nicht so mitbekommen, weil es sich eher unter den Kunden abspiele.
Deutlicher sei dagegen zu spüren, wenn Kunden Produkte nehmen und sie kurz vor der Kasse oder im Markt wieder abstellen. „Das ist rücksichtlos“., sagt Burghardt. In ihrem Berufsalltag sei so etwas ein zusätzlicher Stressfaktor, denn die meisten ihrer Mitarbeiter haben mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. „Die Arbeiten im Hintergrund werden nicht gesehen“, sagt Nadine Burghardt, „da fehlt das Verständnis“.
Die Konstanzerin weiß als Mutter, dass es manchmal schnell gehen muss, wünscht sich aber, dass Kunden in diesen Momenten ihre Erwartungen anpassen. „Einfach etwas mehr Zeit mitbringen und mal selber durchatmen“, sagt Burghardt.
Weiter fühle sie sich im Berufsalltag meist wertgeschätzt und erwarte nicht zwingend ein „Dankeschön“ ihrer Kunden, sondern etwas anderes: „Ein Danke kommt absolut an, aber Freundlichkeit reicht schon“. Letzteres können ihre Kollegen aus anderen Supermärkten sicher auch unterschreiben.