Streik am Betriebshof der Stadtwerke Konstanz ist ein gewohntes Bild im Februar jedes Jahres. Dieses Mal ist es dennoch anders: Am Tor des Betriebshofs hängt ein Transparent, das zum Gedenken an die Kollegin und deren Tochter aufruft, die beim Anschlag in München ums Leben kamen. Es brennt kein wärmendes Streikfeuer wie sonst, die Streikenden haben sich im Hof der Stadtwerke versammelt – aus Sicherheitsgründen.

Etwa 80 Personen beteiligten sich am Warnstreik an diesem Freitag, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Gabriele Fieback, „der Organisationsgrad ist sehr hoch unter den Kollegen“. Zum Streik aufgerufen wurden Stadtbusfahrer, Mitarbeiter des Fährbetriebs und die Mitarbeiter der Bäderbetriebe. Der Druck seitens der Angestellten soll nach dem Wunsch der Gewerkschaft spürbar werden, nachdem die zweite Tarifverhandlungsrunde in Potsdam scheiterte.
Betriebsrat: „Ich lasse mich nicht entmutigen“
Dass dieser Streik unter anderen Vorzeichen als sonst steht, spürt auch Alexander Boos, Schiffsführer und stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats bei den Stadtwerken. Das Attentat in München habe sie als Verdi-Mitglieder natürlich getroffen und betroffen gemacht. „Als es passierte, waren wir alle bei der Kundgebung in Freiburg. Erst nach und nach erfuhren wir von dem Geschehen in München“, sagt Boos.
Danach hätten Gewerkschaft und Betriebsrat sich natürlich Gedanken gemacht darüber, „ob wir noch öffentlich demonstrieren sollen“. Da sich nicht alle sicher fühlten, sei man ins Gespräch mit der Geschäftsführung gegangen und habe einen Kompromiss gefunden: Streik ja, aber nicht vor den Toren, sondern mit Genehmigung des Geschäftsführers innerhalb des Betriebshofs der Stadtwerke.

Er selbst sei mäßig beunruhigt. „Es gibt inzwischen ja so viele Situationen, man hat immer im Kopf, dass etwas passieren könnte. Ich lasse mich aber nicht entmutigen, bin vielleicht wachsamer.“ Wichtig ist den Streikenden, dass sie wegen des Attentats in München nun nicht das Feld räumen. Ihr Anliegen sei wichtig, also wird gestreikt.
Was fordern Mitarbeiter der Bäderbetriebe?
Das bestätigt Gazmend Beqiraj, Empfangsmitarbeiter bei den Bäderbetrieben. Er streike für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Entlohnung. „Wir arbeiten zum Beispiel 40 Stunden pro Woche, die Busfahrer haben das bereits reduziert bekommen – auf 37“, sagt er.
Die Bäderbetriebe kämpfen mit den klassischen Problemen der Branche: Personalmangel. „Dadurch ist die Stressbelastung für uns höher“, sagt Beqiraj. Jana Wieler ist Fachangestellte für Bäderbetriebe und arbeitet in der Therme, sie ergänzt: „Es ist ein Unterschied, ob ich zwei Aufgüsse in der Sauna mache oder sechs, weil nicht genügend Kollegen da sind.“
Marcus Polewka weist auf die spezifischen Probleme in den Strandbädern hin. Er arbeitet als Fachangestellter für Bäderbetriebe im Strandbad Wallhausen. Auch dort herrscht Personalmangel – und dabei geht es verstärkt um ein Sicherheitsthema. „Die Aufsicht ist mit einem Mann bei 3000 Besuchern an sonnigen Tagen überfordert“, sagt er. Eine unterstützende DLRG-Gruppe gebe es in Wallhausen nicht mehr. Die Verantwortung und die Überforderung löse bei ihm Stress aus und gefährde damit auch seine Gesundheit.