In der Flüchtlingsunterkunft in der Stromeyersdorfstraße ist eine Corona-Erkrankung aufgetreten. Erkrankt sei eine erwachsene Person, wie Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamts Konstanz, bestätigt. Die Person befinde sich inzwischen in Isolation und zwar außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft.
Kontaktpersonen in Quarantäne
Auch die Kontaktpersonen der erkrankten Person hätten ermittelt werden können und seien in Quarantäne an einem Ort außerhalb der Flüchtlingsunterkunft, erläutert Pellhammer auf Nachfrage des SÜDKURIER weiter. Die Kontaktpersonen seien aber alle negativ auf Covid-19 getestet worden.
Ein Bewohner macht sich Sorgen
Nur wenige Bewohner halten sich an diesem heißen Tag auf den sonnenbeschienenen Flächen der Erstunterkunft auf. Jalluw aus Gambia, der aus Furcht, sein Asylverfahren zu gefährden, seinen Nachnamen nicht nennen will, ist bereit, Auskunft zu geben. Von der Erkrankung eines Bewohners und der Quarantäne seines Zimmerkollegen haben alle gehört. „Hier wohnen viele Leute und in der Küche kochen wir gemeinsam“, sagt er. „Es kommen auch immer wieder Neuankömmlinge. Von ihnen wissen wir nicht, ob sie krank sind.“ Jalluw lebt seit vier Jahren in der Unterkunft, eine Wohnung findet er nicht.

„Schwierig, Abstände einzuhalten“
Captain Joe ist ebenfalls aus Gambia, lebt aber erst seit 2019 in der Stromeyersdorfstraße. Es sei schwierig, hier Abstände einzuhalten. „Jeder hat Angst vor einer tödlichen Erkrankung“, sagt er. Er habe vor allem Angst, andere anzustecken. Mehr Platz in der Unterkunft wäre ein großer Wunsch, vor allem in der Küche. Die sanitären Anlagen wiederum seien in Ordnung und würden auch oft gereinigt.
Rückblick: Fälle in der Luisenstraße
Im Frühjahr waren in der Anschlussunterbringung für Flüchtlinge in der Luisenstraße Coronafälle aufgetreten. In den frühen Morgenstunden ließen Landratsamt und Stadtverwaltung einen Bauzaun um das Wohnheim errichten und stellten es zwei Tage lang unter Quarantäne. Anschließend übte die Flüchtlingsorganisation Seebrücke scharfe Kritik an diesem Vorgehen. Stadt und Landratsamt hätten damit die anderen, nicht erkrankten Bewohner diskriminiert und ihre Freiheitsrechte eingeschränkt, so der Vorwurf damals.
Wie man die jeweiligen Bewohner einer Unterkunft vor der Ansteckungsgefahr schütze, sei jeweils situationsabhängig, erläutert Pellhammer nun. Im aktuellen Fall „konnten im Gegensatz zur Luisenstraße die Kontakte gut und sicher nachvollzogen und eingegrenzt werden“, schreibt sie in einer Mail. Daher sei es nicht notwendig gewesen, die Unterkunft in der Stromeyersdorfstraße unter Quarantäne zu stellen.
Kritik der Seebrücke löst Debatte aus
Die Kritik, die die Organisation Seebrücke damals geübt hatte, führte im Nachhinein zu einer Debatte im Gemeinderat. Vor Kurzem kam es nochmals zu einem Treffen von Mitgliedern der Seebrücke und der Verwaltung. Dabei erläuterte das Bürgeramt erneut das Vorgehen. Die Errichtung des Bauzauns habe nichts mit den Bewohnern in ihrer Eigenschaft als Flüchtlinge zu tun gehabt. Bürgeramt und Landratsamt hätten keine andere Möglichkeit gesehen, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, bis die Testergebnisse der übrigen Bewohner feststanden, heißt es in einer Pressemitteilung der Verwaltung. Seebrücke und Verwaltung einigten sich darauf, in Zukunft in direkten Dialog miteinander zu treten.