Eva Marie Stegmann und Kerstin Steinert

Hoffentlich ist das bald vorbei

Bild 1: Das Für und Wider des Arbeitens von Zuhause aus: Zwei Autorinnen zwischen Business-Kostüm und Jogginghose
Bild: Lukas Ondreka

Was ich am Homeoffice mag? Dass ich meinen kleinen Kater den ganzen Tag über sehe und meinen Partner, ebenfalls seit neuestem Homeofficeler. Was ich nicht mag? Viel. Ich habe keinen ergonomischen Bürostuhl, der Bildschirm ist zu klein. Investieren in neue Möbel möchte ich nicht. Auch bei meinem Arbeitgeber habe ich nicht nachgefragt.

Der Grund hierfür ist ein wenig abergläubisch: Ich denke, wenn ich den perfekten Homeoffice-Stuhl bekomme, würde ich es offiziell anerkennen, dass die ganze Corona-Sache noch ein wenig länger andauern wird. Lieber noch einen Monat auf einem alten Stuhl sitzen. Oder zwei.

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Schlimmer als die Sache mit den Möbeln ist, dass „Feierabend“ bedeutet, vom Schreibtisch auf die Couch zu fallen, da andere Freizeitaktivitäten, die außer Haus führen könnten, derzeit auch wegfallen. Joggen und Einkaufen sind die Höhepunkte dieses Lebens geworden. Außerdem fehlen mir meine Kollegen. Die Videokonferenzen ersetzen nicht das Gespräch an der Kaffeeküche, das gemeinsame spontane Ideenentwickeln auf dem Flur.

Für Menschen, die kreativ arbeiten, fällt ganz viel Input weg. Mir fehlt das Essen in der Kantine, das morgendliche freundliche Gesicht unserer Sekretärin. Zum Glück kann ich einige Tage im Monat in der Redaktion arbeiten. Wenn ich dann wieder nach Hause fahre, die Tür öffne, von der Katze begrüßt werde, habe ich das Gefühl: Jetzt ist endlich richtig Feierabend.

Das Büro zu Hause hat einige Vorteile

Kerstin Steinert
Kerstin Steinert | Bild: Tesche, Sabine

Manchmal fühle ich mich wie ein Alien. Nämlich dann, wenn ich doch mal wieder in der Redaktion auftauche. Die wenigen Kollegen, die täglich im SÜDKURIER in den Redaktionen vor Ort sind, schauen mich dann an, als ob ich von einem fremden Planeten komme. Tue ich ja auch. Ich komme vom Planeten Homeoffice.

Ich mag meinen Planeten. Er hat Vorteile. Erstens: Ich kann mich besser konzentrieren. Die netten Sprüche über die Schreibtische hinweg habe ich immer sehr genossen und sogar initiiert – sie haben aber auch abgelenkt. Das passiert mir in meinem Büro zu Hause nicht. Ich bin effektiver und fokussierter. Zweitens: Ich übe mich in Selbstdisziplin.

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Anfänglich habe ich mich in Jogginghose und im ollen T-Shirt an den Laptop gesetzt. Jetzt mache ich das nicht mehr. Ich habe eine Routine für mich entwickelt, die meinen Arbeitstag ein- und wieder ausläutet. Diese Struktur lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen, die nicht so viel Spaß machen: Haushalt oder Steuer.

Damit wäre ich auch schon beim dritten Punkt: der finanzielle Vorteil. Einen Teil meiner Wohnung, Büromaterial, W-Lan und Kaffee – all das kann ich von der Steuer absetzen. Außerdem spare ich mir das Benzin für die Fahrt zur Redaktion und kann gleichzeitig länger schlafen. Feierabendverkehr und der damit verbundene Stau auf der B33 kann mir auch nichts mehr anhaben. Einziger Wermutstropfen: Das Alien vermisst doch manchmal seine Kollegen.