Wenn es mal wieder länger dauert: Im Jahr 2017 hat die I+R Wohnbau GmbH das ehemalige Siemensareal in der Bücklestraße gekauft, um Wohnen und Gewerbe anzusiedeln. 2018 gab es einen städtebaulichen Wettbewerb. Geplant sind etwa 680 Wohnungen sowie Gewerbe- und Dienstleistungen.
Jetzt, sieben Jahre später, kann der vorhabenbezogene Bebauungsplan in Kraft treten, wenn der Gemeinderat am 21. März seine Zustimmung erteilt. Der Haupt- und Finanz- und Klimaausschuss (HFK) sowie der Technische und Umweltausschuss (TUA) gaben ihrerseits jedenfalls einstimmig grünes Licht.
Es habe lange gedauert, bis jetzt der Abwägungs- und Satzungsbeschluss des Bebauungsplans Bücklestraße-Süd zur Abstimmung vorgelegt werden konnte; das bedauern viele Stadträte. Dafür gab es aber Gründe. Konstanz rief im Jahr 2019 den Klimanotstand aus und prüfte Baumaßnahmen auf Klimaverträglichkeit. Der Träger des Bauvorhabens hat daraufhin Konzepte für Energie und Mobilität erarbeitet. Vorgesehen war dann, dass die Neubauten zu 100 Prozent über Erdwärme (Geothermie) versorgt werden sollten.
Bohrfiasko beim Weiherhof hat Auswirkungen
Dann tauchte im Jahr 2023 das Problem an der Baustelle Weiherhof auf, wie Jan Bode vom Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) in Erinnerung ruft. Die Arbeiter stießen damals bei Bohrungen auf angespanntes Grundwasser, worauf das Landratsamt Konstanz weitere Bohrungen untersagte. Das habe auch Konsequenzen für das Projekt Bücklepark gehabt; „wir mussten unser Energie-Konzept ändern“, erklärt Jan Bode. Statt Geothermie sollen jetzt die neuen Wohngebäude zu 100 Prozent über Luftwärmepumpen versorgt werden.
Sieben Jahre vom Grundstückserwerb bis zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan, das belastet auch die Stadträte. „Schon verrückt, die große Zeitspanne“, meint Verena Vögt vom Jungen Forum Konstanz (JFK). „Zäh“, wertet Heinrich Fuchs (CDU), der klarstellt: „Niemand hat einen Fehler gemacht. Aber jedes Jahr werden mehr Vorschriften und Gutachten gefordert“.
Womit Fuchs auf das Vorgehen von Bund und Land anspielt und folgert: „Da muss man politisch dran arbeiten.“ Die Sitzungsvorlage zum Bebauungsplan Bücklepark umfasst 1655 Seiten. Als negativ wertet Fuchs den „enormen Zeitraum des Verfahrens“. Er hofft jetzt nur, „dass die Baugenehmigung rasch folgt und gebaut wird“.

Eine positive Sache für Konstanz
Es gab viel Lob für das Projekt. Oft sei darüber diskutiert worden, aber Planung und Entwurf seien sehr gut; „eine positive Sache für Konstanz insgesamt“, wertet Heinrich Fuchs. Froh ist auch Peter Müller-Neff (FGL), nicht nur, weil Grün- und Freiflächen erweitert wurden. Tja, und das „Energie-Konzept ist der Realität geschuldet“, so Müller-Neff.

„Wir sind sehr froh, dass der Entwurf kommt – und das zehngeschossige Bauwerk der Wobak an der Brücke“, sagt Peter Müller-Neff. Damit ist er der gleichen Meinung wie Heinrich Fuchs, der ebenfalls auf die Wobak, die „etwa 190 überwiegend geförderten Wohnungen“ bauen werde, zu sprechen kommt und wertet: „Das ist ein großer Wurf für Konstanz und sehr zu begrüßen.“
Minimum 60 Prozent PV-Anlagen
Dass der Antrag der SPD berücksichtigt wurde, dass Dachbegrünung keinen Vorrang vor der Dachnutzung mit PV-Anlagen (mindestens 60 Prozent) habe, „freut uns“, betont Alfred Reichle (SPD) und bekommt von Verena Vögt Zuspruch. Zudem begrüßt sie – wie die FGL – das Mehr an Grün- und Freiflächen auf dem Gelände.

Bei der Pflanzliste sei Verena Vögt aber „stutzig geworden“. Im Bücklepark sollen 80 Prozent einheimische und 20 Prozent Neophyten (Anm.d.Red: Pflanzen, die vor 1492 nicht heimisch waren) gepflanzt werden. „Ich bitte, die gesamte Pflanzliste vorzulegen, denn ich würde gerne einige Arten gestrichen haben“, so Verena Vögt, die Rücksprache mit Fachleuten des botanischen Uni-Gartens gehalten habe.
Als Beispiel nennt sie den Ginko, denn „der biodiverse Nutzen geht gegen Null und er ist nicht wirklich schattenspendend“. Marion Klose, Leiterin des ASU, sagt zu, dass sie die Liste mit einem Biologen im Rahmen der Umsetzung durchgehen wolle.
Verbaler Schlagabtausch
„Ich bin froh, dass es vorangeht“, meldet sich auch Achim Schächtle (FDP) zu Wort. Allerdings moniert er, dass die Einwände der Bürger und Nachbarn bei diesem Projekt nicht berücksichtigt würden. Er betont, Klagen von Bürgern würden immer wieder Verfahren aufhalten, manche lägen bei Gericht. Das dementiert Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sofort; er kenne kein Verfahren, das anhängig sei.

Einstimmigkeit herrscht sowohl im HFK, als auch im TUA, dass die Satzung des Bebauungsplans beschlossen werden soll. Abwägungs- und Satzungsbeschluss des Bebauungsplans wird nun dem Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. März um 16 Uhr im Ratssaal final zur Beschlussfassung vorgelegt.
Beide Ausschüsse empfehlen dem Gemeinderat, dem städtebaulichen Vertrag zur Einbindung der Wobak im Rahmen der Entwicklung des Areals „Bücklepark“ zuzustimmen.