Immer häufiger fühlen sich Bürger von der Stadtverwaltung vor vollendete Tatsachen gestellt. Jüngst ärgerten sich viele Konstanzer, dass neben Bushaltestellen Parkplätze justament in Fahrradabstellanlagen umgewandelt wurden. Jetzt das nächste Beispiel: Moltkestraße/Sankt-Gebhard-Platz.

Direkt vor den Geschäftshäusern zwischen Theodor-Heuss-Straße und Hegaustraße gab es nicht einmal eine Handvoll Parkplätze, die von Kunden gerne genutzt wurden. Auch hier sollten Fahrradbügel aufgestellt werden. Die Geschäftsleute wussten davon und wehrten sich gegen das Vorhaben. Aber vergeblich.

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Streichkonzert: Erst 25, jetzt weitere zwei Parkplätze

Die Gewerbetreibenden in der Moltkestraße und am Sankt-Gebhard-Platz, den Konstanzer meist als Gebhardsplatz bezeichnen, sind nicht nur unglücklich, sondern auch verärgert. Die Großbaustelle am ehemaligen Telekom-Hochhaus bringt nicht nur Lärm und Dreck mit sich, sondern kostete auch noch etwa 25 Parkplätze.

Damit nicht genug: Die Stadtverwaltung kündigte an, dass auch die Parkplätze vor den Gebäuden Gebhardsplatz 3 bis 7 zugunsten von Fahrradstellplätzen entfallen sollten. Dass es Fahrradparkplätzen bedarf, das bestätigen auch die Gewerbetreibenden, wünschen sich aber einen anderen Standort.

Die Parkplatzsituation hat sich extrem verschärft

Thomas Mutterer, dessen Frau am Gebhardsplatz ein Teppichgeschäft führt, wandte sich mit der Bitte bezüglich eines Alternativstandorts an den Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga, der Mitte Mai detailliert antwortete und zu dem Schluss kam: „Ich sehe keine Alternative, die wir nicht schon geprüft hätten.“

Nicht nur sie ärgern sich über das Vorgehen der Stadtverwaltung (von links): Tiziano Pampanin, Flavio Ferro, Thomas und Linda Mutterer. ...
Nicht nur sie ärgern sich über das Vorgehen der Stadtverwaltung (von links): Tiziano Pampanin, Flavio Ferro, Thomas und Linda Mutterer. Jetzt wurden weitere Parkplätze gestrichen und die ungepflegte Grünfläche am Baum rieche nur nach Hundetoilette. | Bild: Aurelia Scherrer

Alternativen sehen aber die Geschäftsleute sehr wohl, wie sie gegenüber dem SÜDKURIER bei einem Vor-Ort-Treffen erläuterten. Die Parkplatzsituation habe sich maximal verschärft, erzählt Friseur Flavio Ferro. Auch ihm und seiner Kundschaft stelle sich dauernd die Frage: „Wo sollen wir parken?“

Auch Tiziano Pampanin von der nebenliegenden Eisdiele kann nur den Kopf schütteln, denn: „Die Geschäfte brauchen Parkplätze, denn durch die Telekom-Baustelle sind bereits viele Parkplätze weggefallen. Es ist unfair, wenn man die wenigen Parkplätze auch noch dezimiert.“ Dringend notwendig seien auch Fahrrad-Abstellplätze; das sieht Pampanin auch so. Und er hat eine Idee…

Aufgrund der Baustelle am Telekom-Hochhaus sind ohnehin schon etwa 25 Parkplätze entfallen.
Aufgrund der Baustelle am Telekom-Hochhaus sind ohnehin schon etwa 25 Parkplätze entfallen. | Bild: Aurelia Scherrer

Seit die Jahnstraße eine Fahrradstraße ist, sei der Durchgangsverkehr in der Moltkestraße deutlich gesunken. Die Straße wird auf Höhe Gebhardsplatz kurz vor der Kreuzung Theodor-Heuss-Straße zweispurig. „Eine Spur würde vollkommen ausreichen“, findet Tiziano Pampanin und erntet dafür von weiteren Geschäftsleuten Zustimmung.

Der Verzicht einer Spur biete dann Platz für Fahrradschutzstreifen, Fahrradabstellflächen und Parkplätze für Autos. Das wäre eine ideale Lösung, findet auch Thomas Mutterer. Auch die Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger würde dann an der Ecksituation vor der Eisdiele entschärft.

Der Vorschlag von Tiziano Pampanin: Die Straße auf eine Spur reduzieren, dann gäbe es genügend Platz für Fahrrad- und Autoparkplatz. Der ...
Der Vorschlag von Tiziano Pampanin: Die Straße auf eine Spur reduzieren, dann gäbe es genügend Platz für Fahrrad- und Autoparkplatz. Der Fahrradstreifen könnte dann auf die Straße verlegt werden, so dass die Gefahrensituation an der Ecke (gerade auch für Fußgänger) minimiert würde. | Bild: Aurelia Scherrer

Doch dann kommt die bittere Überraschung...

Kurz nach dem Vor-Ort-Treffen wurden überraschend auf zwei Parkplätzen Fahrradbügel aufgestellt. Thomas Mutterer war empört. Zwei Tage später kam es zu einem Termin mit den Geschäftsleuten und Fachleuten der Stadtverwaltung. Ein betroffenes Unternehmen hatte sich hilfesuchend an die Wirtschaftsförderung der Stadt Konstanz gewandt, die umgehend eine Aussprache realisierte, so dass die Geschäftsleute ihre Probleme und Ideen vorstellen konnten.

„Es gibt kein Anrecht, vor der Haustüre zu parken“, stellte Verkehrsplaner Stephan Fischer fest, um sogleich aber einzuräumen: „Durch die Baustelle hat sich die Situation tatsächlich verschärft.“ Andreas Amling, der ein Hörgeräteakustik-Geschäft führt, opponierte und rügte die Stadtverwaltung, die einfach etwas umsetze, bevor sie mit den Betroffenen gesprochen hätte und ohne den Bedarf zu eruieren. Zumindest Kurzzeitparkplätze sollten möglich sein, meinte Amling, denn „nicht jeder ist so fit wie wir“ und sei froh, wenn er nur einen kurzen Weg laufen müsse.

Stadtverwaltung und Geschäftsleute treffen sich auf Initiative der Wirtschaftsförderung am Gebhardsplatz/Moltkestraße und diskutierten ...
Stadtverwaltung und Geschäftsleute treffen sich auf Initiative der Wirtschaftsförderung am Gebhardsplatz/Moltkestraße und diskutierten über Lösungsmöglichkeiten. | Bild: Aurelia Scherrer

„Provisorisch könnten vier Stellplätze in der Hegaustraße bewirtschaftet werden“, machte Fischer einen Kompromissvorschlag. Darüber hinaus verspreche er sich durch das Bewohnerparkkonzept für Petershausen, das derzeit erarbeitet werde, eine Entlastung, denn Dauerparker würden dann keine Stellplätze mehr belegen. Das Konzept solle im September fertig sein und im Oktober im Technischen und Umweltausschuss der Stadt Konstanz vorgestellt werden.

Gute Idee, aber zu teuer

Zu Pampanins Vorschlag meinte Stephan Fischer: „Die Idee ist gar nicht schlecht, aber wir haben nicht das Geld.“ Es müsste in den Straßenquerschnitt eingegriffen werden; eine fünfstellige Summe würde das schon kosten, denn „wenn wir Flächen verändern, muss man etwa 300 Euro pro Quadratmeter rechnen“.

Die Vertreter der Stadtverwaltung versprachen unter anderem, zu prüfen, wo Stellplätze realisiert werden können – unter anderem direkt neben den neuen Fahrradabstellanlagen. „Es geht darum, die beste Lösung für alle zu finden“, so Xaver Haider von der Wirtschaftsförderung, der den gemeinsamen Termin möglich gemacht hatte.

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