Und plötzlich waren sie da, die Fahrrad-Abstellanlagen bei Bushaltestellen. Viele Konstanzer wunderten sich erst und ärgerten sich dann. Autoparkplätze wurden für Fahrradbügel geopfert, die von den Radlern jedoch zumeist nicht angenommen werden. Die Freien Wähler hakten jetzt im Technischen und Umweltausschuss nach und forderten, die ungenutzten Fahrradbügel abzubauen und an Stellen, wo sie wirklich benötigt werden, wieder aufzubauen.
Aber zuerst wurde das Vorgehen der Stadtverwaltung kritisiert. Der Gemeinderat habe dem Mobilitätsplan zugestimmt, das stehe außer Frage, sagte Daniel Hölzle (FW) eingangs. Einzelne Maßnahmen hingegen, darunter auch die seinerzeitige Einbahnstraßenregelung in der Eichhornstraße zum Strandbad Horn, würden ohne vorherige Information des Gemeinderats und der Bürger einfach umgesetzt. Das sorge für Unmut in der Bevölkerung.
„So schaffen wir es nicht, die Leute mitzunehmen. Damit ecken wir an und bauen Fronten auf“, sprang Christian Koßmehl (FW), „denn keiner kennt das Konzept, was Gregor Gaffga (Radverkehrsbeauftragter der Stadt Konstanz, d. Red.) sich ausgedacht hat.“ Holger Reile (Linke Liste) konnte nicht verstehen, was es da nicht zu verstehen gebe: „Wozu braucht man Fahrradbügel? Um Autos anzuketten?“

„Im Arbeitskreis Rad- und Fußverkehr werden die Themen mit Fraktionsmitgliedern besprochen, denn es ist wichtig, dass alle hinter den Maßnahmen stehen können“, antwortete Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Allerdings schloss er nicht aus, „dass da was durchgerutscht“ sein könnte.
Stadtrat spricht Klartext: Da war das Fördergeld wichtiger als der Sinn
Zurück zu den größtenteils ungenutzten Fahrradabstellanlagen an Bushaltestellen. Bei großen Distanzen sei das Umsteigen vom Rad auf den Bus nachvollziehbar, „aber das erkennen wir nicht“, so Daniel Hölzle. Denn dass jemand erst auf Fahrrad steige, um zur Bushaltestelle zu gelangen, ist wenig realistisch. Dass Parkplätze für nicht genutzte Fahrradbügel gestrichen würden, darauf reagiere die Bevölkerung entsprechend gereizt, so Hölzle, der postulierte: „Sinnhaftigkeit geht vor Fördergeld!“
Fürs Auto fehlen Anwohnern Stellplätze, nach Rad-Bügeln haben sie nie gefragt
„Ein permanentes Ärgernis für Anwohner, wenn Parkplätze ohne Sinn und Zweck blockiert werden“, meinte auch Jürgen Ruff (SPD), der prinzipiell für die Förderung des Radverkehrs eintritt. Aber: „Maßnahmen, die für niemanden einsehbar sind – das ist kontraproduktiv für die ganze Sache“, so Ruff, der Zweifel an der Auswahl der Standorte äußerte. Sinn mache es seiner Ansicht nach dort, wo die Distanzen groß sind, beispielsweise in den Teilorten und an Bahnhöfen. Das sieht Johannes Hartwich (FDP) ähnlich, zumal in anderen Bereichen Abstellmöglichkeiten fehlten, darunter Schwaketenbad und Marktstätte, wo es großen Bedarf gebe, denn „da ist das Endziel und nicht eine Station, um weiterzufahren“.

Man müsse dem gesamten Projekt Zeit geben, meinte Gisela Kusche (FGL). Sie nimmt das Beispiel Laube: Die Bügel seien anfangs gar nicht angenommen worden, würden jetzt aber gut genutzt. Dieser Ansicht schloss sich Holger Reile an, denn es handle sich um ein „präventives Angebot“. Gisela Kusche gibt auch ihren Ratskollegen Recht, denn es gebe weitere Brennpunkte, an denen dringend Radabstellanlagen hingehörten.
Und am Bahnhof Petershausen stehen die Räder weiterhin wie Kraut und Rüben
Ein wesentlicher Punkt, der nicht nur Gisela Kusche wichtig ist: „Bahnhof Petershausen: Da steht alles wie Kraut und Rüben und es gibt keine Bügel“, so Kusche. Dort ein Angebot zu schaffen sei dringend nötig, denn der Bahnhof Petershausen sei nicht an das Busliniennetz angeschlossen. „Am Bahnhof Petershausen sind wir dran“, merkte Gregor Gaffga, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Konstanz, an: „Anlagen haben wir geplant, aber wir hängen am Fördermittelgeber.“ Noch sei kein Bescheid eingegangen. „Wir wären gerne viel schneller mit der Umsetzung“, so Gaffga.
Die Stadtverwaltung will prüfen und reagieren – im Jahr 2024
„Wir brauchen keinen Beschluss mit Daumenschrauben“, wiegelte Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn die politische Forderung nach einer schnellen Nachbesserung ab. Er sicherte zu, dass in zwei Jahren eine Evaluation und eine Diskussion mit den Gemeinderäten stattfinden werde. „Wenn es an einer Stelle nicht funktioniert, dann versetzen wir die Bügel“, sagte er; allerdings unter der Prämisse, dass die Förderung nicht in Gefahr gerate. Diesem Vorgehen stimmte dann auch die Politik zu. Ob damit allerdings der Ärger der Bürger über vernichtete Auto-Parkplätze und ausgegebene Steuermittel auch besänftigt ist, steht auf einem anderen Blatt.