Während die meisten Gäste der ersten Rundfahrt der Einladung von Christoph Witte folgen und sich das voll elektrisch betriebene Schiff zeigen lassen, kommen Annette Zinser-Lieb und Karin Bassiel ins Plaudern. „Wir sind ganz zufällig heute hier“, kommentieren beide unisono verwundert die hohe Medienpräsenz. „Unsere Reise an den Bodensee musste im Winter leider wegen Corona ausfallen, nun holen wir das nach.“

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Beide Frauen sind begeistert vom (Elektro-)Motorschiff „Insel Mainau“, das am Wochenende vom Konstanzer Hafen aus für Neugierige über den See tourt, bevor es am Montag, 19. September, den Linienbetrieb aufnimmt. „Man kann sich super unterhalten, das ist richtig gemütlich, viel besser als die lauten Verbrennungsmotorschiffe“, sind sie sich einig. Und: „Man riecht keinen Diesel, das ist das Beste!“

Annette Zinser-Lieb (l.) und Karin Bassiel kamen zufällig vorbei und nutzten die Gelegenheit, die E-Fähre kennenzulernen.
Annette Zinser-Lieb (l.) und Karin Bassiel kamen zufällig vorbei und nutzten die Gelegenheit, die E-Fähre kennenzulernen. | Bild: Jana Mantel

Dafür schaukelt es an diesem Tag ziemlich, was ein paar Gäste dann doch die Sitze an Bord testen lässt. Witte, Technischer Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), ist dagegen ganz in seinem Element: „Wir haben die Corona-Zeit genutzt und im Jahr 2020 Pläne für elektrisch betriebene Schiffe entwickelt“, erzählt er. Das erste derartige Schiff der BSB sei dann ganz bewusst als Katamaran gebaut worden.

Die Kenner des Bodensee und seiner Tücken

„Wir haben dieses Schiff explizit für die Strecke zwischen Unteruhldingen und der Insel Mainau entwickelt. Dieser Teil des Sees ist ruhiger“, sagt er mit Blick auf den starken Wind, der die erste Rundfahrt begleitet und das Boot mit seinen zwei miteinander verbundenen Rümpfen spürbar bewegt.

Die Elektrofähre im Konstanzer Hafen Video: Jana Mantel

Witte ist als Schiffbauingenieur in dritter Familiengeneration mehr als zufrieden mit dem Ergebnis und freut sich schon auf den Bau des nächsten Schiffs im ähnlichen Stil, der für 2024 geplant ist: „Wir wollen als BSB bis 2035 klimaneutral werden.“ Mit dem MS „Insel Mainau“, übrigens nach elf Jahren wieder der erste eigene Bau, habe man den ersten Schritt in diese Richtung gemacht.

Bis zu 300 Passagiere an Bord

Helle freundliche Räume mit unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten laden ab Montag bis zu 300 Fahrgäste auf die Überfahrt zwischen Blumeninsel und Pfahlbaugemeinde ein. „Geplant ist, dass wir künftig eine Route zwischen Meersburg, Mainau und Uhldingen mit zwei voll elektrisch betriebenen Schiffen bedienen. Diese recht kurzen Strecken zwischen 15 bis 30 Minuten sind aus unserer Sicht perfekt für Touristen. Auch vor dem Hintergrund, dass wir keine Gastronomie an Bord haben“, so Witte.

Christoph Witte, Technischer Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe, heißt die Gäste der Begrüßungsfahrten willkommen.
Christoph Witte, Technischer Leiter der Bodensee-Schiffsbetriebe, heißt die Gäste der Begrüßungsfahrten willkommen. | Bild: Jana Mantel

Toiletten gibt es selbstverständlich, und die funktionieren wie im Flugzeug. Ein bisschen wie im Flugzeug wirkt auch das Cockpit, wo Schiffsführer Rainer Blumenstein steht. „Ich arbeite seit 1989 bei den BSB als Schiffsführer und mag die Abwechslung zwischen Fähre, Kursschiffen und auch diesem voll elektrisch betriebenen Schiff“, erzählt er. „Hier hat man wirklich ein ganz besonderes Gefühl von Gleiten über den See. Aber besonders fasziniert mich die Technik hinter all dem. Das gibt einem noch einmal einen richtigen Kick und Lust, dieses Schiff zu fahren.“

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Drei Schiffsführer sind momentan für die „Insel Mainau“ im Einsatz, „denn auch wir müssen ja mal schlafen“, wie Blumenstein launig einwirft. „Nach jeder Fahrt kann man dann genau auslesen, wer wie gefahren ist und wieviel Energie verbraucht hat. Ich bin mir fast sicher, dass das auch einen kleinen Wettbewerb unter uns Schiffsführern auslösen kann. Aber natürlich nur im positiven Sinne!“

Ute und Helmar Dörfel sind angetan. Es sei „ein bisschen wie segeln“.
Ute und Helmar Dörfel sind angetan. Es sei „ein bisschen wie segeln“. | Bild: Jana Mantel

Zufrieden ist auch Fahrgast Martin Kentischer, der extra für diese Rundfahrt aus Mühlhausen hergekommen ist: „Ich bin begeistert. Das Schiff ist super leise, spart Energie und ist nachhaltig.“ Auch Ute und Helmar Dörfel aus der Lutherstadt Wittenberg sind angetan: „Wir sind schon oft Schiff gefahren bei unseren Besuchen am Bodensee. Aber das hier ist ja fast ein bisschen wie segeln.“

Erläuterungen von Christoph Witte auf dem Oberdeck der „Insel Mainau“. Es spendet Schatten und Energie, denn auf dem Dach ...
Erläuterungen von Christoph Witte auf dem Oberdeck der „Insel Mainau“. Es spendet Schatten und Energie, denn auf dem Dach befinden sich Solarzellen. | Bild: Jana Mantel

Dem stimmt Witte zu und ergänzt: „Das Schiff hat zudem einen Ruderpropeller, sodass man in alle Richtungen steuern kann.“ Und der Ingenieur hat eine Idee: „Man könnte durchaus einmal testen, wie weit man mit einer Ladung auf dem See kommt.“ Doch bevor er das weiter erörtern kann, nimmt ihn bereits die nächste Gruppe in Beschlag.

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