Hinter den Kulissen des CSD Konstanz-Kreuzlingen hat es scheinbar gehörig geknallt. So gehen die beiden Vereine CSD Konstanz und CSD Kreuzlingen laut einer Pressemitteilung von nun an getrennte Wege.
Drei Vereine zeigten sich zuvor für den grenzüberschreitenden Christopher Street Day verantwortlich: der CSD Konstanz, der CSD Konstanz Förderverein sowie der CSD Kreuzlingen in der Schweiz. Die Vorstände aller drei Vereine waren identisch. Damit ist es nun vorbei.
Was ist vorgefallen?
„Der bisherige Vorstandsvorsitzende beider Vereine, Stefan Klauer, trat am 27. Februar 2022 mit sofortiger Wirkung von seinem Vorstandsposten beim CSD Konstanz zurück“, heißt es dazu in einer Pressemeldung des CSD Konstanz-Kreuzlingen. „In seiner noch bestehenden Amtszeit, splittete Stefan Klauer ohne Information oder gar Zustimmung der weiteren amtierenden Vorstände beider Vereine, Richard Seidl (2. Vorsitzender) und Burkhard Lehner (Kassenwart), die bisherige gemeinsame Webseite in zwei Domains csd-konstanz.de und csd-kreuzlingen.ch.“
Zudem veröffentlichte dort Klauer seinen Namen als Präsident des Schweizer Vereins, erwähnte aber seine Vorstandskollegen nicht mehr. Er habe damit bereits den Grundstein für die nun vollzogene Spaltung gelegt, heißt es. „Wir vom deutschen Verein waren über diese Aktion sehr überrascht und konnten diese anfangs nicht einordnen“, ist zu lesen. Ein klärendes Gespräch sei von der anderen Seite allerdings abgelehnt worden.
Später sollte auf der Generalversammlung des Schweizer Vereins ein neuer Vorstand gewählt werden. Die Mitglieder des Vorstand
s des deutschen CSD-Vereins hätten wohl noch eine Trennung beider Vereine vermeiden wollen, konnten aber die „zuvor organisierten Stimmübertragungen im CSD Verein Kreuzlingen“ nicht verhindern.
„Nach erfolgter Wahl kündigte der neue Vorstand auf zuvor schon verfassten Erklärungen die Zusammenarbeit zum CSD Konstanz und schloss die bisherigen Vorstandsmitglieder aus dem Schweizer Verein aus“, so die Meldung. Auf der Generalversammlung seien lediglich vier Mitglieder anwesend gewesen, und zwar der neu zu wählende Vorstand und ein Mitglied des alten.
Interne Auseinandersetzungen
Was genau vorgefallen war, ist nicht abschließend geklärt. „In jedem Verein gibt es interne Auseinandersetzungen“, sagt Yves Hirt, Pressesprecher des CSD Konstanz, lediglich auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Das ist normal und gehört zum Prozess, wenn Menschen Ziele erreichen wollen. Sich in einem Verein zu engagieren, dessen Schwerpunkte in Thematiken angesiedelt sind, in denen die aktiven Mitglieder Veränderungen erwirken wollen, führt unweigerlich zu unterschiedlichen Herangehensweisen an die Problematiken“, so Hirt weiter kryptisch.
Der mittlerweile zurückgetretene Vorstandsvorsitzende Stefan Klauer habe zuletzt, nach inhaltlichen Auseinandersetzungen in Alleingängen und ohne die Zustimmung seiner Vorstandsmitglieder, begonnen, die Vereine auf den verschiedenen Seiten der Grenze zu separieren. Der angeführte Grund soll dabei gewesen sein, dass sich der Schweizer Verein auf Schweizer Angelegenheiten konzentrieren wolle. Yves Hirt und der CSD Konstanz halten diesen Grund allerdings für vorgeschoben.
Stefan Klauer macht gegenüber dem SÜDKURIER aber klar: Er sah bei der Partnerschaft stets die Schweizer im Nachteil. „Die Mitglieder waren immer dem deutschen Verein zugeordnet“, so Klauer. „Kreuzlingen war so gesehen nur der Verein, mit dem man sich geschmückt hat. Um zu zeigen, wir sind grenzüberschreitend, wir sind binational.“ Das habe die Konstanzer Seite genutzt, die Kreuzlinger Seite sei dabei oft zu kurz gekommen.
Doch das waren laut Klauer nicht die einzigen Gründe. Richtig benennen kann oder will er diese jedoch auch nicht. Sie seien „sehr umfangreich und würden den Rahmen sprengen“, so der Präsident des Kreuzlinger Vereins. „Kurzum, leider hat die interne Zusammenarbeit seit längerem nicht mehr funktioniert, wie sie sollte“, meint er dazu vage. „Manchmal muss man gewisse Konstruktionen überdenken wie auch überarbeiten, damit man stärker und zuverlässiger in die Zukunft gehen kann.“
Man möchte sich von nun an mehr für die Community in der Schweiz einsetzen und in Kreuzlingen einbringen. „Wie bei jeder Veränderung sind nicht immer alle glücklich dabei, aber man muss auch mal einen neuen Schritt wagen“, so Stefan Klauer.
Weiterleitungen auf Internetadressen
Laut des deutsches Verbandes habe zur der Abgrenzung der verschiedenen Vereine wohl auch die Aufhebung der Weiterleitungen von verschiedenen Internetadressen gehört. So verfügte der CSD Konstanz laut Hirt über die Domains csd-konstanz.de und csd-kreuzlingen.ch, welche auf die gemeinsame Webseite csd-konstanz-kreuzlingen.de umgeleitet wurden. Nun leite die ursprüngliche Webseite csd-konstanz-kreuzlingen.de umgekehrt auf die Domain csd-kosntanz.de um. Die Hinweise auf die Vorstandschaft des ehemaligen Präsidenten Klauer seien daraufhin verschwunden.
„Weiterhin erstellte er eine separate Webseite für die Domain csd-kreuzlingen.ch, auf der er sich als Präsident des Schweizer Vereins veröffentlichte und die weiteren, eigentlich noch durch Herrn Burkhard Lehner und Richard Seidl besetzten Vorstandsposten als zu besetzend deklarierte“, so Hirt weiter. „Somit hob er die Grundlagen der Außendarstellung des grenzüberschreitenden CSD Konstanz-Kreuzlingen seinerseits auf.“
Die Zukunft des CSD ist ungewiss
Aktuell sehe man aufgrund der Vorkommnisse keine vertrauensvolle Grundlage mehr und schließe eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem aktuellen Schweizer Vorstand aus. „Aktuell stellt sich diese Frage (Anm. d. Red.: nach weiterer Zusammenarbeit) wohl weder von Kreuzlinger noch von Konstanzer Seite“, so Yves Hirt. Eine Kommunikation von Kreuzlinger Seite finde aktuell nicht statt.
Was das für die Zukunft des Christoper Street Days in diesem Jahr bedeutet, bleibt abzuwarten. „Es ist aktuell geplant, eine Fußgänger-Demonstration, wie in den letzten zwei Jahren stattfinden zu lassen“, sagt der Pressesprecher des deutschen Vereins. „Ob es eine grenzüberschreitende Demonstration werden wird, kann noch nicht abschließend gesagt werden.“ Weiterhin sei eine Veranstaltung im Stadtgarten Konstanz und möglicherweise eine Abschlussparty geplant.
Wie die Konstanzer Seite, so scheinen auch die Kreuzlinger wenig an einer erneuten Zusammenarbeit interessiert. Das sei aktuell eine schwierige Frage. Klauer gibt sich diplomatisch, aber mit wenig Hoffnung auf zukünftige Zweisamkeit. „Es muss erst sondiert werden, wie ein solches Miteinander aussehen könnte“, so der Präsident.
Wirklich vielsprechend klingt anders. Trotzdem macht er klar, dass sich die Schweizer Seite über eine Ausrichtung des grenzüberschreitenden Christopher Street Days in Konstanz und Kreuzlingen weiterhin freuen würden. Die Prämisse: Mit den jeweiligen Kompetenzen jeweils bis und ab der Grenzlinie.
CSD in Kreuzlingen für Juli geplant
Der CSD sei auf Schweizer Seite weiterhin fest für den 9. Juli 2022 geplant. „Wie dieser genau ausfällt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen“ sagt Stefan Klauer. „Da erst sondiert werden muss, wie die weitere Zusammenarbeit mit dem Verein in Konstanz aussehen wird.“
Für kommendes Jahr scheint eine Kooperation aber eher unwahrscheinlich. Eigentlich startet die Demonstration am Christopher Street Day in Kreuzlingen und endet mit einer Feier auf der Konstanzer Seite im Stadtgarten. Laut Klauer laufen die Vorbereitungen für kommendes Jahr auf Schweizer Seite bereits. Doch dann soll das Abschlussfestival das erste Mal auch auf jener Seite der Grenze stattfinden.