„Die Erleichterung über das Ergebnis der Abstimmung war groß“, sagt Adrian Knecht von der Organisation Queer Thurgau drei Tage, nachdem sich eine klare Mehrheit der Schweizer Stimmbürger in einer Volksabstimmung für die „Ehe für alle“ ausgesprochen hat. Rund 64 Prozent stimmten am vergangenen Sonntag der Einführung eines Gesetzes zu, durch das die zivile Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird.
Queer Thurgau setzt sich im Konstanzer Nachbarkanton für die LGBTQI-Gemeinschaft ein und hat sich auch im Abstimmungskampf engagiert. „In Kantonen wie Zürich war es recht klar, dass der Großteil der Bevölkerung für die ‚Ehe für alle‘ stimmen wird“, sagt Knecht. „Im ländlichen und eher konservativ geprägten Thurgau war der Unsicherheitsfaktor sehr viel größer.“ Dass auch dort eine Mehrheit für das Gesetz gestimmt hat, sei umso mehr ein Grund zur Freude. Denn das zeige, dass die Offenheit für dieses Thema überall in der Schweiz angekommen sei.

Besonders hervorheben will Knecht den Zusammenhalt in der Community und die Unterstützung, die von der deutschen Seite der Grenze gekommen sei. Vor allem der Verein CSD Konstanz & Kreuzlingen habe sich stark engagiert, der jeweils den Christopher Street Day in der Konzilstadt organisiert. „Bei Aktionen zur Abstimmung waren auch immer Konstanzer mit dabei“, sagt Knecht.
Bisher noch keine Anträge beim Kreuzlinger Standesamt von gleichgeschlechtlichen Paaren
Offiziell rechtswirksam ist das neue Gesetz in der Schweiz erst ab Juli 2022. „Bis dahin müssen noch einige Formulare angepasst werden“, erklärt Knecht. Beim Zivilstandsamt genannten Standesamt der Stadt Kreuzlingen sind bisher noch keine Anträge auf Eheschließungen oder Umtragungen eingetragener Lebenspartnerschaften eingegangen, teilt Rosmarie Schamberger-Signer auf SÜDKURIER-Anfrage mit. Schamberger-Signer leitet das für Kreuzlingen zuständige Zivilstandsamt Thurgau Ost. Sie sagt: „In Bern und Zürich sind sicher schon einige Anträge eingegangen.“
Bis die „Ehe für alle“ in der Schweiz offiziell in Kraft tritt, dauert es also noch eine Weile. „Aber wir haben so viele Jahre gewartet, jetzt haben wir bis dahin auch noch Zeit“, sagt Adrian Knecht von Queer Thurgau. Er glaubt, dass als erstes vor allem gleichgeschlechtliche Paare mit einer eingetragenen Lebenspartnerschaft Anträge ans Standesamt stellen werden.
Es wollten ja trotzdem nicht alle Menschen, die in einer homosexuellen Beziehung leben, heiraten, und darum ginge es schließlich auch nicht, betont Knecht. Vielmehr gehe es um das Recht, selbst zu entscheiden. „Ab jetzt steht jedem Menschen die Entscheidung, zu heiraten, selbst zu. Es wird mir nicht mehr vom Staat verboten.“