Der Statusbericht „Nachhaltige Mobilität“ des Landes Baden-Württemberg aus dem vergangenen Jahr zeigt: Konstanz schneidet im Vergleich mit anderen Städten im Land in Bezug auf die E-Mobilität gut ab. Im Bereich „Klimaschutz in der Verkehrsplanung“ belegt Konstanz mit anderen Städten wie Freiburg oder Heidelberg den ersten Platz.
„Wir waren erfreut, dass wir so gut dastehen“, erzählt Stephan Fischer, Verkehrsplaner der Stadt Konstanz. Man wolle im Klimaschutz weiter vorangehen. Im April dieses Jahres gab es nach Angaben der Stadtwerke 131 öffentlich angemeldete Ladepunkte in Konstanz. Mittlerweile sind es 154. Eine Bilanz, mit der man zufrieden ist: „Was die Ladeinfrastruktur angeht, sind wir vorn dabei“, so Stephan Fischer.
Bei den Zahlen der Fahrzeuge mit Stecker, also Plug-in-Hybride und Elektroautos, liegt Konstanz allerdings zurück: „Mit 21 E-Autos pro 1000 Einwohner liegen wir im Vergleich mit ähnlich großen Städten deutlich im Hintertreffen“, erklärt Luca Schweikert von den Stadtwerken Konstanz.
Stadtwerke bauen bedarfsorientiert aus
Wie so oft spielt auch beim Ausbau der Infrastruktur für E-Mobilität das Geld eine entscheidende Rolle. „Es ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, so Stephan Fischer, „also, wie viel kann eine Stadt vorfinanzieren?“ Das Ziel der Stadtwerke: der bedarfsorientierte Ausbau. Dort, wo die Nachfrage steigt, sollen Ladestationen gebaut werden.
Denn: „Das Geld für den Ausbau muss erwirtschaftet werden, es liegt ja nicht auf der Straße“, betont Fischer. Eine solche Investition in Millionenhöhe, die von der Allgemeinheit vorzufinanzieren wäre, könne sich die Stadt, und somit auch die Stadtwerke, nicht leisten. Diese Herausforderung teile Konstanz allerdings mit vielen anderen Kommunen in Deutschland.

Ein weiteres Hindernis ist die Knappheit von Flächen, die von der Stadt für den Bau von Ladesäulen zur Verfügung gestellt werden können. „Die Standortsuche ist sehr schwierig, weil wir in Konstanz eigentlich keine Flächen übrig haben“, erklärt Stephan Fischer. Besonders für größere Bauvorhaben sei das ein Problem.
Luca Schweikert von den Stadtwerken sieht auch eine allgemeine Schwierigkeit: „Der Prozess dauert einfach sehr lange in Deutschland“, findet er. Durch viele öffentliche Diskussionen und Abstimmungen, die ja grundsätzlich etwas Gutes seien, würden Projekte in die Länge gezogen. „Wenn wir einen Standort 2023 aussuchen, können wir davon ausgehen, dass wir ihn erst Ende 2024 in Betrieb nehmen“, schätzt Schweikert.
E-Zone in Konstanz? „Das ist eine Riesenchance“
Hoffnungen steckt Lorenz Heublein, stellvertretender Leiter des Amts für Klimaschutz, in das Förderprogramm „E-Zone“, das kürzlich vom Gemeinderat beschlossen wurde. „Das ist eine Riesenchance“, findet er. Im Rahmen des Förderprogramms könne man Investitionen im Umfang von einer Million Euro für die E-Mobilitätsinfrastruktur im Bereich östlich der Laube bekommen. „Ohne dass aus dem städtischen Haushalt nennenswert Mittel beigetragen werden müssen“, betont er.
Im Rahmen des Förderprogramms des Landes Baden-Württemberg soll die Stadtwerke mobil GmbH Ladeinfrastruktur im Umfang von circa 50.000 Euro ausbauen. Darüber hinaus werde der Carsharing-Betreiber Stadtmobil Südbaden zusätzliche Ladeinfrastruktur für Carsharing-Fahrzeuge errichten und weitere Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung stellen. „Wir kriegen oft die Kritik, dass wir im Klimaschutz mit Restriktionen arbeiten würden“, so Heublein.
In Bezug auf das Förderprogramm gehe es allerdings hauptsächlich darum, die Angebotsseite zu stärken. „Im Zuge des Ausbaus von Ladeinfrastruktur wird natürlich eine gewisse Zahl von Stellplätzen umgewidmet, die dann nur noch für E-Fahrzeuge zur Verfügung stehen“, räumt er ein.
Würde man das nicht tun, könnte man allerdings auch von einer Benachteiligung von E-Autos sprechen. Denn: „Im linksrheinischen Bereich östlich der Laube haben nur ungefähr 0,4 Prozent der Stellplätze Ladeinfrastruktur.“ Der Anteil der E-Fahrzeuge liege deutlich darüber.
Beschilderung soll für Anwohner angepasst werden
Die Stadtwerke wollen sich weiterhin auf das Normalladen konzentrieren, erklärt Luca Schweikert, da diese Ladesäulen im Vergleich zu Schnellladern weniger Platz beanspruchen und leichter in Parkhäusern unterzubringen sind. Für Besucher, die in Konstanz einkaufen oder einen Tag verbringen, sei die Ladegeschwindigkeit vollkommen ausreichend. „An Standorten, wo ein Auto länger steht, ist AC-Laden sinnvoller, weil man mehr Ladepunkte errichten und damit mehr Fahrzeuge gleichzeitig versorgen kann“, so Schweikert weiter.
Zudem plane man, die Beschilderung der Parkplätze mit Ladesäulen anzupassen: Für Anwohner soll die Drei-Stunden-Parkregel entfallen, damit sie ihr Auto auch nachts auf öffentlichen Plätzen laden können. Im neuen Parkhaus am Europaquartier, das im Laufe des nächsten Jahres fertiggestellt werden soll, seien rund 80 öffentliche Ladepunkte vorgesehen.