Maler und Grafiker Klaus Baeuerle hat die Bodenseelandschaft in einfühlsamen Aquarellen, Gemälden und Grafiken dargestellt. Auch im Schweizer Kanton Tessin hatte er sich unter dem italianisierten Künstlernamen „Claudio Contadinello“ große Bekanntheit erarbeitet. Nun ist Baeuerle nach kurzer Krankheit kurz vor seinem 82. Geburtstag gestorben.

Einst kam er als ehemaliger Ingenieurstudent aus dem Schwarzwald an die hiesige Bodensee-Kunstschule, um hier seiner künstlerischen Berufung zu folgen und Grafikdesign zu studieren. Ursprünglich sollte er der Familientradition folgend Ingenieur werden und im Familienunternehmen Tobias Baeuerle & Söhne in St. Georgen in der Feinwerktechnik tätig sein. Doch er brach das Studium ab und floh an den Bodensee.

In Konstanz lernte er seine große Liebe kennen

Hier lernte er die Konstanzerin Ruth Engelsing und deren Sohn Tobias kennen, 1970 heiratete das Paar. Nach Abschluss des Grafik-Studiums arbeitete Baeuerle in einer großen US-amerikanischen Werbeagentur in Frankfurt, wo er die „Ariel“-Werbespots zeichnete und für John-Deere-Traktoren Werbung gestaltete.

Dann kehrte er an den See zurück und machte sich in Konstanz mit einem eigenen Werbeatelier selbständig. In den folgenden Jahrzehnten betrieb er sowohl Produktwerbung für mittelständische Unternehmen, schuf aber auch jahrelang künstlerisch gestaltete Drucksachen etwa für renommierte Gastronomiebetriebe wie das Hotel Post in Lech am Arlberg.

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(Archivbild) Im Schweizer Kanton Tessin hatte er sich der Maler und Grafiker Klaus Baeuerle unter dem italianisierten Künstlernamen „Claudio Contadinello“ große Bekanntheit erarbeitet. | Bild: Wolfgang Mettler | SK-Archiv

Zugleich begann Baeuerle, sich den Bodensee künstlerisch zu erschließen. Anfangs noch geprägt von seinem Lehrer an der Bodensee-Kunstschule, Walter Matysiak, fand er zu einem eigenen Stil: Im Laufe der Jahre verfeinerte er seine „nass-in-nass“-Aquarelltechnik, es entstanden subtile Stimmungsansichten der Landschaft am Untersee, strenge Winterbilder und zarte Impressionen der Nebeltage am See.

Auch als Zeichner und mit abstrakten Motiven entwickelte sich der Künstler weiter. In seinem zweiten Atelier in Coglio im Tessiner Maggiatal schuf Baeuerle, der dort auf Italienisch „Claudio Contadinello“ hieß, während der Winterzeit markante Ansichten der wuchtigen Tessiner Berg- und Flusslandschaften.

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Unvergessen: Bilderfeste und Atelierausstellungen

Weithin geschätzt waren die sogenannten „Bodmaner Bilderfeste“, die Klaus und Ruth Baeuerle über 30 Jahre lang im alten Bodmaner Torkel des Grafen Bodman inszenierten und so jeweils im August Hunderte Gäste nach Bodman lockten. Laudatoren wie Landesminister Klaus von Trotha, Sonja Gräfin Bernadotte oder die Kammersängerin Anneliese Rothenberger rühmten die Arbeiten des Malers.

Auch Baeuerles Atelierausstellungen, zu denen er selbst als Kontrabassist im Jazz-Trio mit den Pianisten Klaus Steuer, Michi Jakobs oder Wolfgang Betting, dem „Hexenküchen“-Wirt und Gitarristen Hannes Wüst und dem Schlagzeuger Gabi Kemmler aufspielte, prägten jahrzehntelang die örtliche Kunstszene.

Ein typischer Baeuerle, Winterstimmung am Untersee betitelt.
Ein typischer Baeuerle, Winterstimmung am Untersee betitelt. | Bild: Klaus Baeuerle | SK-Archiv

Er hatte auch Schalk im Nacken

Neben seiner gebrauchsgrafischen und künstlerischen Arbeit engagierte sich Klaus Baeuerle seit den frühen 1970er-Jahren im Elferrat der „Elefanten AG“, damals präsidiert von Ulrich Blum. In den Glanzzeiten des „Elefanten“-Bühnenstars Helmut Faßnacht verantwortete der Künstler Baeuerle mit Hotelier Hans Oskar Ruess die großen Fasnachtsbälle im Inselhotel und schuf für etliche Zünfte und Narrengesellschaften originelle Orden, Abzeichen und Plakate.

Auch heute noch zieren seine Saisonorden die Frackbrüste, Kostüme und Häser der organisierten Narretei. Bis vor wenigen Jahren führte er die Künstlerchronik der „Elefanten“, die seit 1890 jährlich von Künstlern und Künstlerinnen gestaltet wurde. Auch im Stiftungsrat der damaligen Bodensee-Kunstschule war Baeuerle aktiv, bis diese unter FH-Rektor Olaf Harder in die Fachhochschule integriert wurde und heute als Fachbereich Kommunikationsdesign weiterbesteht.

(Archivbild) Elefant auf närrischer Probefahrt: Klaus Baeuerle, hier ein Foto aus dem Jahr 2009, war viele Jahren lang Hüter des ...
(Archivbild) Elefant auf närrischer Probefahrt: Klaus Baeuerle, hier ein Foto aus dem Jahr 2009, war viele Jahren lang Hüter des Stammbuches der Elefanten AG. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Ein schaffenskräftiger Künstler

Vor einigen Jahren gab der Künstler sein romantisches Atelier in einer ehemaligen Wäscherei in einem Hinterhof an der Gottlieberstraße altersbedingt auf, blieb aber weiterhin schaffenskräftig. Zuletzt waren seine Arbeiten in der „Villa Rheinburg“ zu sehen.

Nach dem Tod seiner Frau Ruth im vergangenen Jahr, war Klaus Baeuerle dann mehrfach von schweren Krankheiten geplagt. Nun durfte er ihr nach zuletzt kurzer Leidenszeit nachfolgen. An den Wänden zahlreicher Wohnungen erinnern seine Bilder weiter an ihn, er selbst wird als knorriger, freundlicher Künstler, Musiker und origineller Fasnachter in guter Erinnerung bleiben. Der Trauergottesdienst für Klaus Baeuerle findet am 20. Juni um 11 Uhr auf dem Hauptfriedhof statt.