18 Schulleiterinnen und 14 Direktoren, darunter auch – außerfahrplanmäßig – die beiden der beruflichen Schulen, saßen am vergangenen Montagnachmittag zusammen. „So eine richtige Lösung haben wir noch nicht. Denn wir wissen nicht, wie viele und wann die ukrainischen Flüchtlinge kommen“, sagt Frank Raddatz. Er ist gemeinsam mit Patrick Hartleitner vom Suso-Gymnasium geschäftsführender Leiter der Grund- und weiterführenden Schulen in Konstanz.

Frank Raddatz freut sich, dass alle Konstanzer Schulen zusammenarbeiten wollen. Bilder: Michael Buchmüller
Frank Raddatz freut sich, dass alle Konstanzer Schulen zusammenarbeiten wollen. Bilder: Michael Buchmüller | Bild: Michael Buchmüller

Man gehe von Schätzungen aus: „Wir rechnen mit 1000 Personen, darunter wahrscheinlich 500 Kinder und Jugendliche.“ Zumindest herrsche Einigkeit, dass dies nicht nur das Problem der Schulen sei, die spezielle Vorbereitungsklassen anbieten, so Raddatz. „Alle Schulen machen mit und bieten Willkommensplätze an.“ Es gebe 300 Schulklassen in Konstanz, das mache rein rechnerisch anderthalb neue Schüler pro Klasse. Ein vorerst rein statistischer Wert.

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Menschen, die mitthelfen, werden gesucht

Die Unterbringung der Kinder in den Klassen werde zunächst dafür sorgen, „dass die neu Ankommenden eine Struktur und Ablenkung bekommen“. Probleme gebe es, wenn neue Klassen gebildet werden müssen: Es fehle an Räumen, und es brauche Menschen, die mithelfen. „Jede, jeder mit pädagogischer Erfahrung – auch ohne Abschluss – kann sich beim staatlichen Schulamt melden“, sagt Raddatz. Auch aus dem Corona-Nachholprogramm Lernen mit Rückenwind werden Personen angefragt. „Das sind in Konstanz etwa 40 bis 50 Personen.“

Konkret, so Raddatz weiter, sollen die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft die Schulen direkt ansprechen, in deren Nähe sie wohnen. „Es soll nicht die Situation entstehen, dass die Familien von Schule zu Schule ziehen müssen, bis sie eine finden, die sie nimmt. Alle Schulen haben deshalb ihre Bereitschaft erklärt, hier unkompliziert mitzuhelfen.“ Und sobald sie beim Bürgerbüro gemeldet seien, „bekomme ich Nachricht und wir werden dann überprüfen, ob alle Kinder einen Schulplatz gefunden haben.“ Das alles sei eine erste Lösung für die nächsten Wochen. „Danach müssen wir mit Sicherheit nachsteuern.“

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Georg Herrenknecht, Leiter der Realschule der Geschwister-Scholl-Schule (GSS), freut sich über die „große Solidarität unter allen Schulen“. An die Realschule ist auch die sogenannte internationale Klasse angegliedert. Er habe schon damit begonnen, Pensionäre anzurufen und zu fragen, ob sie bereit wären, zurückzukommen. „Wir suchen natürlich auch Personen, die nicht nur für zwei Stunden kommen.“ Gesucht werden auch Bürger, die als Bezugspersonen und Klassenlehrer zur Verfügung stehen.

Georg Herrenknecht sagt, die Konstanzer Schulen müssten in der derzeitigen Situation vor allem flexibel sein.
Georg Herrenknecht sagt, die Konstanzer Schulen müssten in der derzeitigen Situation vor allem flexibel sein. | Bild: privat

Zwei ukrainische Mädchen habe Herrenknecht bereits aufgenommen. Mit 24 Schülern sei die Vorbereitungsklasse nun randvoll. Zum nächsten Schuljahr werde es an der GSS sicher eine zweite geben. „Denn wir dürfen bei all dem nicht die afghanischen, syrischen und afrikanischen Flüchtlinge vergessen, die weiterhin kommen.“ Das müsse nun, so Herrenknecht, alles gut organisiert werden. „Wir sollten jetzt einfach sehr flexibel sein“, so sein Fazit.

Wäre auch digitaler Fernunterricht denkbar?

Dem kann sich Mona Schilkowski, Leiterin der Grundschule Sonnenhalde, nur anschließen. Sie ergänzt: „Eine wichtige Frage ist auch: Was ist eigentlich unser pädagogisches Ziel?“ Bisher war das stets klar: Integration. „Aber die Zukunft der meisten ukrainischen Flüchtlinge wird nicht in Deutschland liegen.“ Stephan Wohlgemuth vom Staatlichen Schulamt Konstanz weiß von einer Sitzung zu berichten, in der das Kultusministerium mit dem ukrainischen Konsulat darüber beraten hat, ob man nicht reine ukrainische Klasse einrichten solle.

Mona Schilkowski hofft, dass sich viele Freiwillige melden, die Flüchtlingskinder unterrichten können.
Mona Schilkowski hofft, dass sich viele Freiwillige melden, die Flüchtlingskinder unterrichten können. | Bild: Michael Buchmüller

„Viele, die kommen, sind digital sehr gut ausgestattet. Da wäre sogar ein Fernunterricht denkbar, den eine Lehrperson in einer ukrainischen Stadt leitet, in der die Strukturen intakt sind“, so Wohlgemuth. Oder man richte vor Ort eine Klasse ein mit einer ukrainischen Grundschullehrerin, „die noch kein Deutsch spricht, dafür aber die Kinder emotional auffangen kann.“ Und wenn Raum fehle, könne zum Beispiel auch eine Kirchengemeinde Räume zur Verfügung stellen.

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Pfarrer Thomas Mitzkus von der Sankt-Gebhard-Gemeinde findet die Idee prinzipiell gut und wird das abklären. Ideen, Gedankenspiele und Maßnahmen sind also schon einige im Umlauf. Schilkowski wäre froh über jede Person, die bereit ist, zu helfen. „Drei bis vier Vormittage für zwei Stunden wäre schon ideal.“ Dann könnte man kleine Sprachlerngruppen bilden. Deshalb ihr Appell: einfach bei ihr anrufen. Und mitmachen bei der großen Solidarität.