Konstanz will Vorreiterin in Sachen Klimapolitik sein, doch dies führt dazu, dass Schulen später als geplant die dringend benötigten zusätzlichen Räume erhalten. Denn es ist teuer, Gebäude auf den neuen energetischen Standard zu bringen. Und die Konstanzer Stadtkasse ist leer.

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Beispiel Grundschule Allmannsdorf: Die Damen der Kernzeitbetreuung klagen seit Jahren über Platzmangel. Bei einem Bürgergespräch 2017 sagte die Vereinsvorsitzende Daniela Sum-Blaser: „Jedes Huhn hat mehr Platz! 2013 haben wir erste Erweiterungspläne gesehen. Seitdem hören wir alle zwei Jahre, dass die Stadt dafür kein Geld hat.“

„Jetzt werden wir vom Klimaschutz eingeholt“

Die Schule soll zwei neue Klassenzimmer auf dem Verbindungstrakt zwischen Schule und Mehrzweckhalle sowie ein Fluchttreppenhaus erhalten. „Eigentlich sollte dies rund 2 Millionen Euro kosten“, sagte Frank Schädler, Leiter des städtischen Amts für Bildung und Sport, bei der jüngsten Sitzung des Gesamtelternbeirats (GEB). „Doch jetzt werden wir vom Klimaschutz eingeholt.“

Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz.
Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz. | Bild: Kirsten Astor/SK-Archiv

Denn zur Erfüllung der selbst gesteckten Klimaziele sollten alle öffentlichen Gebäude in Konstanz bis 2035 auf den neuen Stand des Klima- und Brandschutzes gebracht werden. Da auch der Altbestand saniert werden muss, wird das Allmannsdorfer Vorhaben deutlich teurer.

Offiziell steht die neue Summe noch nicht fest, doch vor dem GEB warf Schädler die Größenordnung von acht Millionen Euro in den Raum. „Das wird im Doppelhaushalt 2023/24 zu Diskussionen führen“, prophezeite er und ging noch weiter: „Der Klimaschutz wird weitere Schulbaumaßnahmen gefährden.“

Wie geht es beim Suso-Gymnasium weiter?

Am Suso-Gymnasium, bei dem eine neue Dreifeld-Sporthalle und Klassenzimmer gebaut werden sollen, sei es ebenfalls nicht sinnvoll, Neubau von energetischer Ertüchtigung zu trennen. „So geht es hier auch um eine Komplettsanierung eines über 100 Jahre alten Gebäudes“, so der Amtsleiter. Dies sei auch im nächsten Doppelhaushalt zu priorisieren.

Hier (rote Quader) könnten eine neue Sporthalle und weitere Klassenzimmer entstehen. Das bestehende Suso-Gymnasium ist links im Bild zu ...
Hier (rote Quader) könnten eine neue Sporthalle und weitere Klassenzimmer entstehen. Das bestehende Suso-Gymnasium ist links im Bild zu sehen. | Bild: SK-Grafik | Quelle: Amt für Liegenschaften und Geoinformation Konstanz

Insgesamt bewirtschaftet das Hochbauamt Konstanz etwa 170 Gebäude, knapp die Hälfte davon sind Schulen und Kitas, 20 Prozent Verwaltungsgebäude. Zu Verzögerungen bei Schulbauprojekten kommt es aber auch wegen heftiger Auseinandersetzungen mit Nachbarn. Dies ist beim Suso-Gymnasium und bei der Grundschule Wollmatingen der Fall. Auch weil der Wollmatinger Neubau ins Stocken geriet, hinkt die Stadt beim gesamten Ausbauplan für Grundschulen hinterher.

Einige Stadträte, die an der Online-GEB-Sitzung teilnahmen, betonten die Dringlichkeit der Investition in Schulen. Dazu Frank Schädler: „Die Schulen bilden einen Schwerpunkt im Haushalt, aber die Stadt kann das Geld nur einmal ausgeben.“ Das Platzproblem verstärke sich sogar noch: „Wir reden jetzt nur über die Erweiterung bestehender Schulen, aber wir erwarten in den kommenden Jahren viele zusätzliche Kinder.“

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